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Herzen in Gefahr

Herzen in Gefahr

Titel: Herzen in Gefahr
Autoren: Nora Roberts
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»Am Ortsausgang gabelt sich die Straße«, erklärte sie, nachdem sie ein kleines Stück gefahren waren. »Sie müssen sich links halten. Danach sind es etwa fünf Kilometer bis zu unserem Hof.« Um ihm zu zeigen, dass sie keine große Lust hatte, sich auf eine weitere Unterhaltung mit ihm einzulassen, verschränkte sie die Arme und blickte zum Fenster hinaus.
    »Hübsche Gegend«, bemerkte Keith und warf einen Blick auf die grünen Hügel mit dem Heidekraut und den Schlehdornhecken, die sich im Westwind stark bogen. »Skibbereen liegt dicht am Meer, nicht wahr?«
    »Ziemlich dicht.«
    »Mögen Sie keine Amerikaner?«
    Cathleen wandte den Kopf, um ihn anzusehen. »Ich mag keine Männer, die mich anstarren.«
    Keith schnippte seine Zigarettenasche aus dem Wagenfenster. »Schade. Ich neige nämlich dazu, mir Dinge, die mich interessieren, eingehend zu betrachten.«
    »Soll das ein Kompliment sein?«
    »Lediglich eine Feststellung. Ist dies die Weggabelung?«
    »Ja.« Sie atmete tief durch. Der Mann hatte ihr nichts getan. Sie hatte keinen Grund, unfreundlich zu ihm zu sein. »Arbeiten Sie für Travis?«, fragte sie.
    »Nein. Man könnte sagen, dass wir Kollegen sind. Mir gehört eine Farm in seiner Nachbarschaft.«
    »Züchten Sie auch Rennpferde?«
    »Zurzeit.«
    Cathleen schaute ihn nachdenklich von der Seite an. Sie konnte ihn sich gut vorstellen als Pferdezüchter. Irgendwie passte dieser Beruf zu ihm. Er war gewiss kein Typ, der gern Akten wälzte und Bücher führte. »Travis’ Gestüt ist ziemlich erfolgreich«, bemerkte sie.
    Keith lächelte belustigt. »Wollen Sie mich indirekt fragen, wie erfolgreich meines ist?«
    Sie wandte sich ab und schaute aus dem Fenster. »Das geht mich nichts an.«
    »Nein, es geht Sie tatsächlich nichts an. Aber keine Sorge, ich bin nicht arm. Der Erfolg wurde mir zwar nicht in die Wiege gelegt, wie das bei Travis der Fall war, aber ich finde, dass er mir ganz gut bekommt. Die Grants würden Sie übrigens sofort mit nach Amerika nehmen. Sie müssten sie nur darum bitten.«
    Cathleen erfasste seine Worte nicht sofort. Doch dann verstand sie. Überrascht schaute sie ihn an.
    Keith blies seinen Zigarettenrauch aus dem Fenster. »Mir können Sie nichts vormachen, Cathleen. Sie wollen aus Ihrem bisherigen ruhigen Leben ausbrechen. Sie sind eine ruhelose Seele und können es kaum erwarten, aus diesem Nest rauszukommen. Wenn Sie mich fragen, hat dieser Ort einen gewissen Charme.«
    »Ich habe Sie aber nicht gefragt.«
    »Richtig. Aber man konnte Ihnen an der Nasenspitze ansehen, was Sie dachten, als Sie vorhin auf dem Bürgersteig standen und sich umschauten. Sie hätten am liebsten das ganze Dorf verwünscht.«
    »Das ist nicht wahr.« Cathleen bekam fast ein schlechtes Gewissen, denn im Grunde genommen hatte er ja recht. Ihre Gedanken waren vorhin durchaus in diese Richtung gegangen.
    »Okay, wir können es auch anders ausdrücken. Sie haben sich weit weg gewünscht, nicht wahr? Ich kenne dieses Gefühl, Cathleen.«
    »Woher wollen Sie eigentlich wissen, was ich empfinde? Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Ich kann Ihre Gefühle ziemlich genau nachempfinden. Sie kommen sich in dieser Gegend eingesperrt und eingeengt vor.« Als sie hierauf nichts erwiderte, fuhr er fort: »Seit Sie auf der Welt sind, sehen Sie immer wieder nur dasselbe, fragen sich, ob das alles im gleichen Trott endlos weitergehen soll. Ob das alles gewesen ist, was das Leben Ihnen zu bieten hat. Und manchmal überlegen Sie, ob Sie einfach weggehen sollen, irgendwohin, wo der Zufall Sie gerade hintreibt. Wie alt sind Sie, Cathleen McKinnon?«
    Seine Worte hatten sie getroffen. »Zweiundzwanzig«, erwiderte sie knapp.
    »Ich war knapp zwei Jahre jünger, als ich alles hinter mir ließ, um meinem Fernweh zu folgen. Ich kann nicht sagen, dass ich es jemals bereut hätte.«
    Er schaute sie an. Doch wieder sah sie in seinen Brillengläsern nur ihr Spiegelbild. »Nun, das freut mich für Sie, Mr. Logan. Wenn Sie jetzt bitte anhalten würden? Dieser Weg führt zu unserem Hof. Von hier aus kann ich zu Fuß gehen.«
    »Wie Sie wollen.« Er hielt zwar an, doch als sie die Tür öffnen und aussteigen wollte, legte er ihr die Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten. Er wusste nicht genau, warum er ihr angeboten hatte, sie nach Hause zu fahren. Genauso wenig wusste er, warum er dieses Thema überhaupt angeschnitten hatte. Er war ganz einfach einer Ahnung gefolgt, so wie er das meistens in seinem Leben tat. »Ich sehe einem
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