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Herzen in Gefahr

Herzen in Gefahr

Titel: Herzen in Gefahr
Autoren: Nora Roberts
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es gut. Und auf der Farm lief alles wie immer. Warum starrt er mich so an? dachte sie, während sie sich bemühte, ihre Cousine mit dem neuesten Dorfklatsch zu versorgen. Besaß dieser Typ denn gar keine Manieren?
    Entschlossen vermied sie jeden weiteren Blick in den Rückspiegel, widmete ihre Aufmerksamkeit der Straße und den unzähligen Schlaglöchern, denen sie geschickt auswich. Wer war dieser Keith Logan? Bei der ersten Gelegenheit musste sie ihre Cousine über ihn ausfragen. Doch vorläufig blieb ihr nichts anderes übrig, als lächelnd auf Delias Fragen zu antworten.
    »Colin ist also noch nicht verheiratet?«, wollte sie gerade wissen.
    »Colin?« Unbeabsichtigt schaute Cathleen doch wieder in den Rückspiegel – und in Keiths Brillengläser. »Nein, er ist immer noch unverheiratet. Mutter ist gar nicht glücklich darüber. Er fährt ab und zu nach Dublin, um seine Songs vorzutragen.« Sie übersah ein Schlagloch, und prompt wurden alle im Bus durcheinandergeschüttelt. »Oh, entschuldige. Ich sollte besser aufpassen«, sagte sie erschrocken zu ihrer Cousine.
    »Das schadet mir gar nichts«, beruhigte Delia sie.
    Cathleen warf ihr einen besorgten Seitenblick zu. »Wirklich nicht? Eigentlich solltest du überhaupt nicht mehr reisen.«
    »Ich bin kerngesund und robust wie ein Pferd.« Delia legte die Hand auf ihren gerundeten Bauch. »Außerdem wird es noch ein paar Monate dauern, bis die beiden auf die Welt kommen.«
    »Die beiden?«
    Delia lächelte. »Diesmal werden es Zwillinge. Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mir das schon immer gewünscht habe.«
    »Zwillinge«, wiederholte Cathleen erstaunt.
    Delia schaute sich nach ihren drei Kindern um, denen inzwischen vor Müdigkeit die Augen zugefallen waren. »Ich wollte immer eine große Familie haben.«
    »Na, die hast du ja jetzt bald«, bemerkte Cathleen trocken, während sie auf die Hauptstraße ihres Heimatdorfes einbog.
    Delia lachte bloß über die nüchterne Erwiderung ihrer Cousine. Aufgeregt schaute sie zum geöffneten Wagenfenster hinaus. Wie vertraut ihr die alte Dorfstraße war. Sie liebte ihre Heimat, hatte sie in all den Jahren nicht vergessen können. Irland, nicht Amerika, war ihr eigentliches Zuhause. »Hier hat sich nichts verändert«, stellte sie überrascht fest.
    Cathleen parkte den Bus. Gelangweilt schaute sie sich um. Sie kannte jeden Quadratzentimeter des Dorfes, jede Farm im Umkreis von fast hundert Kilometern. Tatsache war, dass sie nie etwas anderes gekannt hatte als dieses Dorf und die umliegenden Bauernhöfe. »Hast du etwa erwartet, dass sich hier etwas ändern würde? Hier tut sich doch nie etwas.«
    »Da drüben ist O’Donnellys Textilgeschäft.« Delia stieg aus dem Bus. Sie konnte es nicht abwarten, die Luft von Skibbereen zu atmen, auf demselben Straßenpflaster zu stehen, über das sie schon als Kind gelaufen war. »Führt er seinen Laden noch immer selbst?«
    »Der alte Geizkragen wird so lange hinter seiner Theke stehen und Geld zählen, bis er umfällt.«
    Lachend nahm Delia Brady auf den Arm, der sich gähnend an ihre Schulter schmiegte. »Er hat sich also auch nicht verändert.«
    Cathleen drehte sich um, um beim Abladen der Koffer zu helfen – und prallte fast mit Keith zusammen. Als wolle er sie beruhigen, legte er ihr die Hand auf die Schulter und ließ sie dort für ihren Geschmack viel zu lange liegen. Glaubte der Mann etwa, dass er sie stützen musste? »Pardon«, sagte sie scharf und streckte angriffslustig das Kinn vor.
    Er schien ihren wütenden Blick gar nicht zu bemerken. »Meine Schuld«, sagte er lächelnd. Er ließ ihre Schulter los und wuchtete zwei schwere Koffer aus dem Wagen. »Warum gehst du nicht mit Dee und den Kindern in den Gasthof vor, Travis? Ich kümmere mich um das Gepäck.«
    Eigentlich war Travis kein Mann, der die schwere Arbeit anderen überließ. Aber da er wusste, dass seine Frau müde und erschöpft war und da er ihren Starrsinn kannte, wenn es darum ging, dass sie sich ausruhen sollte, nahm er Keiths Angebot an. Dee würde sich nur dann hinlegen, wenn er sie persönlich ins Bett brachte. »Danke, Keith. Ich werde in der Zwischenzeit die Formalitäten an der Rezeption erledigen. Cathleen, sehen wir dich und deine Familie heute Abend?«
    »Natürlich. Wir kommen alle.« Impulsiv küsste sie ihre Cousine auf die Wange. »Ruh dich jetzt aus, Dee. Sonst wird Mutter sich aufregen und dich mit ihrem Getue verrückt machen. Das kann ich dir versichern.«
    »Musst du denn schon gehen?
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