Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen in Gefahr

Herzen in Gefahr

Titel: Herzen in Gefahr
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Jetzt beobachtete er sie, um herauszufinden, welche Schwächen sie noch besaß.
    Er war froh, dass Travis ihn zu diesem Abstecher nach Skibbereen überredet hatte. Der Trip nach Irland hatte sich für ihn gelohnt. In Kildare hatte er ein paar gute Rennpferde gekauft und einige Anregungen bei dem Besuch der Rennbahn in Curragh mitgenommen. Jetzt wurde es Zeit, den geschäftlichen Teil dieser Reise zu vergessen und ein wenig Spaß zu haben.
    »Spielst du etwas für uns, Colin?« Über den Tisch hinweg griff Delia nach der Hand von Cathleens ältestem Bruder.
    »Darum musst du ihn nicht lange bitten«, warf Mary McKinnon ein.
    »Schiebt mal die Stühle beiseite«, sagte sie zu ihren zwei jüngsten Söhnen. »Nach einer solchen Mahlzeit muss getanzt werden.«
    »Ich habe zufällig meine Flöte dabei.« Colin griff in seine Westentasche und zog eine schlanke Rohrpfeife heraus. Dann stand er auf und fing an zu spielen.
    Es überraschte Keith, dass dieser große breitschultrige Mann dem ungewöhnlichen Instrument so zarte Töne zu entlocken verstand. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück, und während er die angenehme Wärme genoss, die ihm nach jedem Schluck irischen Whiskys durch die Kehle rann, verfolgte er interessiert die weiteren Vorgänge.
    Inzwischen war auch die übrige Tischgesellschaft aufgestanden. Mary McKinnon legte ihre Hand in die ihres jüngsten Sohnes, und fast automatisch fingen ihre Füße an, Tanzschritte zu der Musik zu machen. Der Tanz erschien Keith zunächst etwas steif und die Schritte ziemlich kompliziert. Doch dann steigerte sich das Tempo allmählich. Immer schneller wurde der Rhythmus. Mit Zurufen und lautem Händeklatschen feuerten die Zuschauer die Tänzer an. Keith schaute zu Cathleen hinüber. Sie stand neben ihrem Vater, hatte die Hand auf seine Schulter gelegt und lächelte. Es war ein Lächeln, wie Keith es noch nie an ihr gesehen hatte, ein Lächeln, das ihm einen seltsamen Stich versetzte.
    »Mutter tanzt immer noch wie ein junges Mädchen«, sagte Matthew McKinnon zu seiner Tochter.
    »Und sie ist immer noch eine schöne Frau.« Cathleen beobachtete, wie ihre Mutter in den Armen des Sohnes herumwirbelte.
    »Kannst du mithalten?«, fragte ihr Vater.
    Lachend schüttelte Cathleen den Kopf. »Ich konnte noch nie so gut tanzen wie Mutter.«
    »Aber sicher kannst du das«, erwiderte Matthew McKinnon und legte dann seiner Tochter den Arm um die Taille. »Komm schon.«
    Bevor sie protestieren konnte, hatte ihr Vater sie auf die kleine Tanzfläche gezogen. Lachend hielt er ihre Hand hoch, und ehe sie sich versah, war sie mitten drin in dem alten Volkstanz, den ihre Eltern ihr beigebracht hatten, kaum dass sie laufen konnte. Die Flötenmusik war fröhlich und mitreißend, die Begeisterung ihrer Familie ansteckend. Den Kopf zurückgeworfen, die Hände in die Hüften gestemmt, gab sich Cathleen dem Rhythmus des Tanzes hin.
    »Schaffst du das auch noch?«
    Delia schaute auf. Ihr achtzehnjähriger Cousin stand vor ihr. »Ob ich das noch schaffe?«, wiederholte sie und schaute den Jungen entrüstet an. »Der Tag muss erst noch kommen, an dem ich nicht mehr tanzen kann.«
    Travis wollte protestieren, als sie ihrem Cousin auf die Tanzfläche folgte, hielt sich dann aber zurück. Dee wusste selbst, was sie sich zumuten konnte. Es erstaunte ihn immer wieder, wie gut sie ihre Kräfte einzuschätzen verstand. »Eine bemerkenswerte Familie, was?«, sagte er leise zu Keith.
    »Das kann man wohl sagen.« Keith zog eine Zigarette aus der Tasche. Dabei ließ er Cathleen keinen Moment aus den Augen. »Dir liegt dieser Tanz wohl nicht?«
    Lachend lehnte sich Travis an die Wand. »Dee hat versucht, ihn mir beizubringen, mich dann aber zu einem hoffnungslosen Fall erklärt. Wenn man diesen Tanz nicht schon als Kleinkind lernt, versteht man ihn nie. Dee hat dieses Zusammensein mit ihrer Familie mehr gebraucht, als ich ahnte.«
    Keith riss sich einige Sekunden von Cathleens Anblick los, um einen schnellen Blick auf Travis zu werfen. »Die meisten Menschen bekommen hin und wieder Heimweh.«
    »Sie war in den sieben Jahren, die wir verheiratet sind, nur zweimal in Irland, und das war offensichtlich nicht genug«, bemerkte Travis. »Dee ist schon eine seltsame Frau. Wenn du dich mit ihr streitest, redet sie dich in Grund und Boden. Auf der anderen Seite stellt sie keinerlei Ansprüche und beklagt sich nie.«
    Keith erwiderte zunächst nichts auf die Bemerkung seines Freundes. Es erstaunte ihn noch immer, dass sich in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher