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Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Titel: Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
Autoren: Melissa Darnell
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Sitzordnung gekommen? Ich könnte ihn echt erschießen. Durch diese Platzverteilung hatten Tristan und ich zuerst in der viertenKlasse nebeneinandersitzen müssen. Und dieses Jahr saß er in Algebra direkt hinter mir.
    Ich wäre gern auf dem Stuhl nach vorn gerutscht und hätte den Kopf gegen die Rückenlehne gestützt. Aber dadurch wäre mein Pferdeschwanz auf Tristans Schreibtisch gelandet. Vielleicht hätte er wieder mit meinen Haarspitzen rumgespielt. Anne hatte ihn vor ein paar Wochen dabei erwischt. Wahrscheinlich wollte er mir Kaugummi in die Haare kleben. Sein bester Freund aus dem Clann, Dylan Williams, machte das gern bei Mädchen mit langen Haaren.
    Mühsam blieb ich aufrecht sitzen und unterdrückte ein Stöhnen. Alles drehte sich. Den Kopf in die Hände gestützt, sah ich wieder auf die Wanduhr. Wenn ich nur noch diese letzte Stunde überstand …
    „Alles in Ordnung?“, flüsterte Anne. Sie hatte sich an Tristan vorbeigebeugt. „Im Ernst, Sav. Du siehst echt …“
    „Anne, konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit“, sagte Mr Chandler von seinem Schreibtisch aus. „Savannah, kommen Sie bitte zu mir.“
    Fast hätte ich gewimmert. Ich sollte mich bewegen?
    Ich biss die Zähne zusammen, wuchtete mich hoch und schob mich vorn an meinem Schreibtisch vorbei, um Tristans Beinen auszuweichen. Als ich zum Lehrerpult schlurfte, betete ich nur noch, dass ich den kleinen, rundlichen Mann nicht vollspucken würde.
    „Anne hat recht, Sie sehen wirklich krank aus“, sagte Mr Chandler leise. „Wollen Sie zur Schulschwester gehen?“
    Na toll. Also fanden alle, dass ich beschissen aussah. „Äh, nein, danke.“ Ich bemühte mich, nicht in seine Richtung zu atmen. War Grippe nicht hochgradig ansteckend? „Das ist die letzte Stunde für heute. Ein bisschen halte ich es noch aus. Aber kann ich vielleicht den Kopf auf den Tisch legen?“
    „Klar, machen Sie das ruhig. Aber wenn es Ihnen besser geht, kümmern Sie sich bitte um Ihre Hausaufgaben.“
    Auf dem Weg zurück zu meinem Tisch schlang ich die Arme um mich, als es mich plötzlich eiskalt überlief und ich zitterte. Dann machte ich den Fehler, noch einmal auf die Wanduhr zu sehen. So-dassich Tristans ausgestrecktes Bein nicht bemerkte.
    Ich stolperte über seinen Fuß. Meine Arme ließen sich nicht bewegen. Ich würde mich auf keinen Fall rechtzeitig fangen. Ich konnte nur noch die Augen schließen und mich darauf einstellen, dass ich gleich mit dem Gesicht auf meinen Tisch knallen würde. Darüber konnte er mit seinen tollen Clann-Freunden nachher schön ablachen.
    Stattdessen fingen mich starke Hände auf.
    Ich öffnete die Augen, aber ich wusste schon vorher, wer mich gefangen hatte.
    Tristan war halb aufgestanden und hatte mich an den Schultern gepackt. Müde und schlecht beieinander, wie ich war, verlor ich mich in diesen smaragdgrünen Augen, die mir einmal so vertraut gewesen waren wie meine eigenen. Von seinen Händen drang Hitze in meinen Körper und ließ meine Knochen schmelzen.
    „Alles in Ordnung, Sav?“, flüsterte er mit gerunzelter Stirn.
    Der Kosename warf mich aus der Bahn. Er hatte den alten Namen für mich so leichthin benutzt, als wären wir noch in der vierten Klasse und die besten Freunde. Als hätte er nicht in den letzten fünf Jahren so getan, als würde er mich nicht kennen.
    Seine Lippen, die sonst voll waren, hatte er zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Er sah … wütend aus. Weil er mich hatte auffangen müssen? Oder weil ich die Dreistigkeit besessen hatte, über seinen Fuß zu stolpern?
    „T-tut mir leid“, murmelte ich. Ein leichter Anflug von Wut gab mir genug Kraft, um das Gleichgewicht wiederzufinden.
    Sobald ich sicher auf meinem Platz saß, legte ich zitternd den Kopf auf die kühle Holzplatte des Tisches und wünschte mir, ich könnte einfach sterben. Als wäre es nicht schlimm genug, zum ersten Mal eine Monstergrippe zu haben, war Tristan jetzt auch noch sauer auf mich, weil ich über ihn gestolpert war. Als könnte ich was dafür, dass er Ähnlichkeit mit Bigfoot hatte, dem Riesenschneemensch, der angeblich immer mal wieder in den Bergen gesichtet wurde.
    Aber im Moment war ich zu müde, um mich darüber richtig aufzuregen. Ich wollte einfach nur noch nach Hause.

Tristan
    Savannah Colbert war garantiert das dickköpfigste Mädchen, das ich kannte. Ich hatte seit über einer Stunde zugesehen, wie sie zitterte, wie ihr Atem schneller und unregelmäßig ging. Jede andere wäre nach Hause gegangen. Aber nicht
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