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Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Titel: Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
Autoren: Melissa Darnell
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habe ich am Wochenende zu viel trainiert.“ Wir sollten mit meinem Anfängerkurs in Ballett und Jazztanz demnächst in Miss Catherines Tanzschule bei der Frühjahrsaufführung auftreten. Während meine neueste öffentliche Demütigung immer näher rückte, wurde ich langsam wahnsinnig.
    „Ach so. Geh es doch etwas ruhiger an. Es sind noch zwei Wochen bis zu der Aufführung.“
    „Ja, schon, aber ich muss so viel üben, wie ich kann.“
    Zumindest, wenn ich meinen Vater nicht schon wieder enttäuschen wollte.
    „Wenn du dich im Garten zu Tode schuftest, ist dein Vater aber auch nicht beeindruckt.“
    Ich erstarrte. Scheußlich, wenn man so leicht durchschaut wurde. „Den beeindruckt gar nichts.“ Wenigstens nicht genug, um mich öfter als zweimal im Jahr zu besuchen. Wahrscheinlich, weil ich im Sport so eine Niete war. Der Mann bewegte sich leicht und anmutig wie ein Profitänzer, aber offenbar hatte ich nicht einmal einen Hauch seiner Gene geerbt. Mom hatte mich im Laufe der Jahre bei allen Aktivitäten angemeldet, bei denen die Auge-Hand-Koordination trainiert wurde – Fußball, Twirling, Gymnastik, Basketball. Letztes Schuljahr war Volleyball dran gewesen. Dieses Jahr war es Tanzen, sowohl in Miss Catherines Tanzschule als auch an meiner Highschool.
    Anscheinend hatte mein Vater die Nase voll von meinen sportlichen Fehlschlägen. Im letzten September, als ich mit dem Tanzenanfing, hatte Mom sich mit ihm deswegen am Telefon gestritten. Er wollte auf keinen Fall, dass ich in diesem Jahr Tanzunterricht nahm. Er dachte wohl, bei einer Grobmotorikerin wie mir wäre das Verschwendung.
    Jetzt wollte ich ihm das Gegenteil beweisen. Und bisher war ich gnadenlos gescheitert.
    Mom seufzte. „Ach, Schätzchen. Mach dir doch nicht solche Sorgen, ob es ihm gefällt. Tanz einfach für dich, dann geht schon alles gut.“
    „Hm- hm. Das Gleiche hast du letztes Jahr beim Volleyball auch gesagt.“ Und trotz ihres Rates, „einfach Spaß“ zu haben, hatte ich bei einem Turnier einen Ball durch die Deckenplatten gepfeffert. Die zerbrochenen Platten hätten fast mein halbes Team um die Ecke gebracht, als sie auf sie niederprasselten. Danach hatte ich genug vom Volleyball.
    Mom biss sich auf die Lippen; wahrscheinlich erinnerte auch sie sich daran und musste sich ein Lachen verkneifen.
    „Ich habe sie!“, trällerte Nanna triumphierend im Esszimmer. „Packen wir’s, Kleine?“
    Mit einem Seufzer schob ich mir den Rucksackgurt, der heruntergerutscht war, wieder auf die Schulter. Er kratzte durch mein Shirt hindurch so fest auf meiner Haut, dass ich zischend Luft ausstieß. Autsch. „Vielleicht sollte ich ein Aspirin nehmen, bevor wir gehen.“
    „Auf keinen Fall.“ Nanna marschierte rein, in einer Hand die klimpernden Schlüssel. „Aspirin ist nicht gut für dich.“
    Was? „Aber du und Mom nehmt es doch st…“
    „Aber du nicht“, unterbrach mich Nanna schroff. „Du hast diesen künstlichen Mist noch nie genommen, und du fängst jetzt nicht damit an, deinen Körper zu vergiften. Ich mache dir lieber noch eine Tasse von meinem Spezialtee. Hier, nimm schon mal meine Handtasche mit ins Auto, ich komme gleich nach.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, drückte sie mir ihre zentnerschwere Tasche in die Hand und verschwand Richtung Küche. Na toll. Ich würde bestimmt zu spät kommen. Mal wieder.
    „Warum kann ich nicht einfach ein Aspirin nehmen, wie jeder andere auch?“
    Mom lächelte und griff nach ihrem Handy.
    Vier sehr lange Minuten später setzte sich Nanna endlich neben mich ins Auto. Sie drückte mir einen metallenen Thermobecher in die Hand. „Hier, das bringt dich wieder auf den Damm. Aber Vorsicht. Es ist heiß. Ich musste die Mikrowelle benutzen.“
    Ich unterdrückte ein Stöhnen. Nanna konnte die Mikrowelle nicht ausstehen. Der einzige Knopf, den sie kannte, war die Dreiminutenautomatik. Ich würde von Glück sagen können, wenn der Tee bis zur Schule überhaupt ein bisschen abkühlte, dabei lag sie zehn Minuten entfernt.
    Wir wohnten in einem kleinen, etwas abgelegenen Pulk Häuser acht Kilometer außerhalb der Stadt. Während ich auf meinen Tee pustete, sah ich mir im Vorbeifahren die sanften Hügel an, hier und da mit vereinzelten Häusern, großen runden Heuballen und Kühen in allen Schattierungen von Rot, Braun und Schwarz. Früher hatten dichte Kiefernwälder ganz Osttexas überzogen, aber sie waren längst abgeholzt. Jetzt reihte sich eine Ranch an die nächste, nur von langen Zäunen getrennt,
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