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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord
Autoren: Gabriele Diechler
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hübscher Name.«
    Â»Oh, Verzeihung«, stammelte ich. »Ich glaube, ich hatte mich vorhin gar nicht vorgestellt.«
    Mister Spinx lächelte. Sein rechtes Auge schillerte jetzt eindeutig türkisblau und das andere dunkelgrün. Seine Haut war hell und sehr ebenmäßig. Er hatte weder Pickel noch irgendwelche Unebenheiten, ja seltsamerweise nicht einmal Bartstoppeln.
    Â»Hallooo? Elodiiie!«, brüllte Frederik durch den Handylautsprecher.
    Die Männer, Frauen, Mädchen und Jungs vor und hinter mir starrten mich an, als ob sie in alles eingeweiht wären. Ich merkte, dass ich rot wurde, und achtete sorgsam darauf, niemandem direkt in die Augen zu sehen. Nur noch drei Leute bis zur Passkontrolle, Frederik am Handy, ein Mann ohne Bartstoppeln und mindestens eine Milliarde Augenpaare, die auf mich gerichtet waren – das war eindeutig mehr, als ich verkraften konnte.
    Â»Elodie ruft Sie in zehn Minuten wieder an«, hörte ich Javen Spinx sagen. Er kappte die Verbindung, reichte mir das Handy und fragte: »Haben Sie Ihren Pass zur Hand?«
    Ã„h … Natürlich nicht!
    Ich fing an, meinen Rucksack zu durchsuchen.
    Mister Spinx runzelte die Stirn. »Vielleicht im Seitenfach, dort wo Sie auch das Ticket aufbewahren?«
    Schön wär’s!
    Â»Ich bin manchmal etwas chaotisch«, entschuldigte ich mich.
    Â»Schauen Sie doch erst einmal nach«, sagte Javen Spinx seelenruhig.
    Der Perso steckte tatsächlich im Seitenfach. Ich zog ihn genau in der Sekunde hervor, als ich an der Reihe war. Der britische Beamte prüfte ihn eingehend, schließlich wandte er sich an meinen Begleiter. »Ihre Tochter?«, erkundigte er sich.
    Mister Spinx überlegte einen Moment. »Nicht, dass ich wüsste.«
    Der Beamte nickte und gab mir den Personalausweis zurück.
    Â»Vielleicht will er die schriftliche Erlaubnis von meiner Mutter noch mal sehen«, sagte ich.
    Javen Spinx schüttelte den Kopf. »Ohne die wären Sie jetzt gar nicht hier.«
    Da hatte er wohl recht.
    Â»Kommen Sie«, sagte er dann. »Während wir auf unser Gepäck warten, können Sie in Ruhe mit Ihrem Freund telefonieren. «
    Â»Frederik ist nicht mein Freund«, erwiderte ich.
    Mister Spinx grinste entwaffnend. »Nun, das wissen Sie sicher besser als ich.« Er deutete die Richtung an, die wir einschlagen mussten, und ich lief brav neben ihm her durch etliche Gänge und um diverse Ecken herum bis zu unserem Gepäckband. Seine Bewegungen waren auf atemberaubende Weise fließend, und mir kam der wahnwitzige Gedanke, dass nicht der Boden unter seinen Füßen ihn trug, sondern die Luft, die ihn umgab.
    Â»Warum dachte dieser Beamte an der Passkontrolle, dass Sie mein Vater sind?«, fragte ich.
    Â»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.« Javen Spinx zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sehen wir uns ähnlich.«
    Ãœberhaupt nicht!
    Â»Und wieso haben Sie so lange gezögert, ehe Sie ihm geantwortet haben?«
    Er zwinkerte mir zu. »Aus Spaß.«
    Aha. Eigentlich hatte ich bisher nicht den Eindruck gehabt, dass er besonders witzig wäre. Im Gegenteil: Ich hielt ihn für einen ernsthaften, ausnehmend höflichen Menschen, der sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund um mich kümmerte, was ich aber letztendlich ziemlich sympathisch fand.
    Â»Fliegen Sie eigentlich noch weiter?«, fragte ich, als er eine schmale Tasche vom Band nahm.
    Â»Ja, nach Guernsey.«
    Â»So ein Zufall!«, platzte ich heraus. »Ich auch!«
    An Javen Spinx’ Lippen zupfte ein Lächeln, das ich nicht zu deuten vermochte. »Nehmen Sie den Zug nach Gatwick oder ein Taxi?«, erkundigte er sich.
    Â»Ein Taxi. Sonst kriege ich meinen Anschlussflieger nicht«, antwortete ich. Im selben Moment entdeckte ich den Rollkoffer und meine Monsterreisetasche. Ich griff nach der Tasche und schaffte es gerade eben, sie vom Gepäckband zu zerren. Unterdessen glitt mein Koffer weiter.
    Â»Auf in die nächste Runde«, meinte Mister Spinx. »Das dauert noch mal zwei bis drei Minuten, bis er wieder auftaucht.« Er wies auf eine komplett leere Sitzreihe an der gegenüberliegenden Wand. »Ich warte auf Ihren Koffer und Sie rufen jetzt bitte diesen jungen Mann an. Egal, ob er Ihr Freund ist oder nicht. Ich möchte ihm nicht etwas versprochen haben, das nicht einzuhalten ist.« Er musterte mich abwartend. »Es ist doch einzuhalten, oder?«
    Â»Ja,
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