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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord
Autoren: Gabriele Diechler
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ja«, sagte ich, während ich mich setzte. »Ist es.« Ich stellte den Rucksack ab, zog das Handy hervor und suchte Frederiks Nummer heraus.
    Er musste wie ein Schießhund neben seinem Telefon gewartet haben, denn er meldete sich bereits, ehe das erste Klingelzeichen verstummt war. »Elodie, was war das eben?«
    Â»Nichts«, sagte ich. »Ich kann nicht mit dem Ding an der Schulter telefonieren und gleichzeitig etwas suchen. Ich krieg dann sofort einen Krampf.«
    Â»Okay. Und wer war der Typ?«
    Â»Niemand.«
    Â»Erzähl mir nichts.«
    Â»Er hat mir geholfen, mich zurechtzufinden«, sagte ich. »Ich kenne ihn nicht.«
    Â»Okay.« Frederik klang noch immer misstrauisch, aber das war mir egal. Vielleicht war es mir sogar recht. »Hör mal, ich hab mir was überlegt. Ich könnte dich in den Osterferien besuchen. «
    Wow! Es war ja nicht mal Sina in den Sinn gekommen, das zu tun. Wahrscheinlich, weil es zu den zwar unausgesprochenen, aber doch irgendwie intuitiv aufgestellten Regeln gehörte.
    Â»Ich glaube, das ist keine so gute Idee«, sagte ich.
    Â»Aber wenn wir uns ein halbes Jahr überhaupt nicht sehen, ist unsere Beziehung vielleicht schon zu Ende, bevor sie richtig angefangen hat.«
    Â»Mensch, Frederik, ich weiß doch nicht mal, ob ich das überhaupt will.«
    Ich sah es förmlich vor mir, wie er sich wand. »Elodie, du weißt, dass ich dich mag«, sagte er schließlich.
    Ich schwieg.
    Â»Lass es doch einfach auf dich zukommen.«
    Â»Genau das habe ich vor, Frederik«, erwiderte ich. »Ich steige absichtlich für sechs Monate aus meinem Leben aus, um es auf mich zukommen zu lassen.«
    Jetzt schwieg Frederik und das sprach für ihn.
    Â»Ich erwarte nicht, dass du das verstehst«, sagte ich.
    Â»Okay …«
    Â»Tschüs, Frederik«, beendete ich das Gespräch. »Wir sehen uns. Spätestens Anfang September.« Dann schaltete ich das Handy aus und verstaute es ganz unten im Rucksack. Auch Mam und Sina würden warten müssen. Jetzt wollte ich tatsächlich erst mal alles auf mich zukommen lassen.

Wir ergatterten eins der Taxis, die direkt vor dem Ausgang des Flughafengebäudes warteten, und während der Fahrer und Javen Spinx damit beschäftigt waren, mein Gepäck in den Kofferraum zu laden, schlüpfte ich schon mal auf die Rückbank. Kurz darauf stieg auch der Fahrer ein und drehte sich zu mir um.
    Â»Es ist immer das Gleiche«, sagte er und lächelte mir zu.
    Mir war völlig schleierhaft, was er damit meinte, und so folgte ich seinem Blick durch die Rückscheibe.
    Hinter uns hatte ein Polizeiwagen gehalten, zwei Beamte waren ausgestiegen und diskutierten wild gestikulierend mit Javen Spinx. Seine Tasche lag geöffnet auf der Motorhaube und einer der beiden Beamten wühlte darin herum.
    Â»Was soll denn das?«, murmelte ich. »Mister Spinx ist doch kein Krimineller, oder?«
    Â»Schwer zu sagen«, erwiderte der Taxifahrer. Er war ein junger schlanker Typ mit schmalen Lippen und kurzen schwarzen Haaren. Hinter seiner runden randlosen Brille blitzten wache stahlgraue Augen hervor.
    Â»Aber Sie kennen ihn?«
    Â»Natürlich.« Er bedachte mich mit einem Kopfschütteln. »Jeder meiner Kollegen kennt ihn. Die Londoner Flughäfen sind sein zweites Zuhause.«
    Â»Aha …?«, sagte ich in der Hoffnung auf eine Erklärung, die allerdings nicht kam, und ehe ich meine Frage präzisieren konnte, hatte Javen Spinx seine Tasche schon wieder zugeklappt und sich dem Taxi zugewendet. Er glitt an meinem Fenster vorbei, öffnete die Beifahrertür und ließ sich in einer geschmeidigen Bewegung auf den Sitz sinken. Der Fahrer setzte den Blinker und fuhr los.
    Ich wartete gespannt auf ein Gespräch zwischen den beiden, das mir Aufschluss über den Anlass für die Polizeikontrolle geben würde, doch die Männer blickten nur stumm auf die Straße hinaus und wechselten nicht ein einziges Wort miteinander. Dafür dass sie sich kannten, war das für meinen Geschmack verdammt wenig. Vielleicht wäre allein das Grund genug für ein gewisses Misstrauen gegenüber diesem geheimnisvollen Javen Spinx gewesen, ich empfand jedoch das genaue Gegenteil. Noch nie hatte ich mich in der Nähe eines fremden Menschen so beschützt gefühlt wie bei ihm.
    Das Schweigen der beiden Männer und das monotone Motorengeräusch lullten mich ein. Ich legte
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