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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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Tagen ihrer Bekanntschaft locker die längste und persönlichste war. Meinte er etwa, dass er in seiner Ehe nicht wirklich glücklich gewesen war, aus Gewohnheit jedoch weitergemacht hatte? Aus Pflichtgefühl? Will war unbändig neugierig, wagte es aber nicht, nachzuhaken. Schließlich waren sie keine Freunde.
    Jack schluckte und deutete auf das Essen auf dem Tablett. »Wollen Sie nichts essen?«
    Will, der den Käse und die Cracker komplett vergessen hatte, gab ein kleines Lachen von sich. »Doch, natürlich. Wollen Sie etwas Käse und Cracker? Ein Stück Apfel?«
    »Was ist das für Käse?«
    »Das hier ist ein Brie. Ein besonders guter, den ich aus einem Feinkostladen in der Stadt habe. Er hat ein volles Champignon-Aroma und ist innen weich und samtig. Das da ist ein Ziegenkäse. Er hat einen intensiven Geschmack und passt gut zu den Paprika-Crackern.« Ihm fiel auf, dass Jack ihn mit einem kleinen, amüsierten, schiefen Lächeln beobachtete. Verlegen fügte Will hinzu: »Ich klinge bestimmt wie ein aufgeblasener Snob. Das war nicht meine Absicht. Ich liebe einfach guten Käse.«
    »Nein, nein. Das interessiert mich wirklich. Ich weiß nicht viel über Käse, außer Schweizer Käse, Cheddar und amerikanischen, aber ich bin offen für Neues. Ich stelle fest, dass ich mit dem Alter eher abenteuerlustiger als gesetzter werde. Emmas Tod hat mich erkennen lassen, wie kurz das Leben eigentlich ist. Wir müssen jeden Moment ausnutzen und dürfen keine Angst davor haben, etwas Neues zu erleben – auch nicht, wenn es sich dabei um Ziegenkäse handelt.«
    Will lachte und griff in die Schachtel mit importierten Crackern. Er schmierte etwas von dem weichen, intensiv riechenden Käse auf den Cracker und hielt ihn Jack hin. Jack nahm ihn und steckte ihn sich in den Mund. Nickend hob er die Augenbrauen, während er kaute.
    »Köstlich«, sagte er. »Ich glaube, ich nehme noch einen.«
    Will war unwahrscheinlich erfreut. Er schmierte einen zweiten Cracker und Jack schob ihn sich in den Mund. Er griff nach der Colaflasche und legte den Kopf in den Nacken, als er trank. Plötzlich überkam Will das fast unkontrollierbare Verlangen, sich nach vorne zu beugen und über die lange Linie seiner Kehle zu lecken.
    Er zwang die wachsende Erektion in seiner Hose zum Abklingen. Das war verrückt. Er stand auf jemanden, der so hetero war, wie man nur sein konnte. Wie dumm konnte man eigentlich sein?
    Das Herz will, was es will . Reumütig grinste er in sich hinein, als er sich Woody Allens berüchtigten Satz in Erinnerung rief, als er sich in die Adoptivtochter seiner Freundin verliebt hatte. Seltsamere Paare hatten zueinandergefunden, dachte er und hegte und pflegte damit idiotischerweise einen kleinen Keim der Hoffnung, der sich aus dem Nichts in seinem Herzen eingenistet hatte.
    Er sah, dass Jack ihn erneut beobachtete, wieder mit diesem neugierigen, schiefen Lächeln auf den Lippen. Will hielt seinen Blick fest, während er sich fragte, ob es da nicht einen kleinen Funken gab, den er mit seinen Händen abschirmen und schützen konnte, damit er wachsen konnte, bis er in einem Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen loderte. Für einen langen Moment sahen sie sich an. Will war gefangen, obwohl er wusste, dass er sich abwenden sollte.
    Jack war der Erste, der den Blickkontakt unterbrach. Er griff in die Papiertüte und zog eine Plastiktüte mit selbst gemachten Haferkeksen mit Rosinen hervor. »Wollen Sie einen?«, fragte er und vertrieb damit die seltsame, erotische Stimmung, die sich in Will breit gemacht hatte. »Hab ich selbst gemacht.«

Kapitel 3
    Jack saß vor dem Fernseher und starrte hinein. Oder besser: Der Fernseher war an und er saß in seinem Lieblingsfernsehsessel, eine Dose Mineralwasser neben sich, ein aufgeschlagenes Taschenbuch auf seinem Schoß, sein Körper dem Bildschirm zugewandt. Aber seine Gedanken waren weit weg. Aus irgendeinem Grund dachte er an sein letztes Jahr an der Highschool, bevor die Unüberlegtheit einer einzigen Nacht seine ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.
    Vor diesem Jahr waren Jack und Luke beinahe unzertrennlich gewesen. Befreundet seit der siebten Klasse, hatten sie jedes mögliche Wochenende entweder bei dem einen oder dem anderen zu Hause verbracht. Sie bewarben sich für dieselben Sportmannschaften, und lernten gemeinsam für Tests. Sie blieben bis spät in die Nacht auf, um zu reden, und versuchten, sich gegenseitig das Gitarrespielen beizubringen. Keiner von ihnen war darin besonders
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