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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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bevor ich gehe.«
    Will nickte, das Lächeln auf seinem Gesicht wirkte jetzt jedoch gezwungen. »Natürlich. Sie müssen an die Arbeit. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie irgendetwas brauchen.«
    ***
    »Sehen Sie sich das mal an.« Jack, der sich auf einer Leiter inmitten der demontierten Küche niedergelassen hatte, hatte gerade mehrere Kacheln der alten, abgehängten Decke entfernt, um zu sehen, was darunter lag.
    »Was denn?« Will, der im Türrahmen zur Küche gestanden und Jack bei der Arbeit zugesehen hatte, sah interessiert nach oben. Lag dort ein verborgener Schatz? Oder – viel wahrscheinlicher – ein Mäusenest?
    Jack zog mehrere, vom Alter vergilbte Paneele hervor und reichte sie nach unten zu Will. »Das ist die alte Originaldecke aus quadratischen Zinnpaneelen. Sieht echt aus. Ich kann nicht glauben, dass sie das mit einer Deckentäfelung überdeckt haben.«
    Grinsend sah Jack zu Will herunter und fügte hinzu: »Diese Zinndecken aus quadratischen Paneelen waren in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und im frühen zwanzigsten Jahrhundert sehr beliebt. Sie waren eine bezahlbare Alternative zu dem teuren Stuck, der in feineren Häusern verwendet wurde. Heutzutage kostet so was ein Vermögen.«
    Er zog ein paar weitere Paneele aus dem dünnen Metallrahmen, der sie in Position hielt. Will nahm sie entgegen und legte sie auf den wachsenden Stapel in der Mitte der ausgeweideten Küche. Der Müllcontainer war mit dem Rest der Trümmer aus dem Küchenabriss bereits voll.
    Will trat näher heran und sah nach oben, um die Stelle zu inspizieren. Die Decke, die dahinter versteckt lag, bestand aus weißem, verzinntem Stahl, der zu geprägten Formen gepresst war, die ein ansprechendes Muster bildeten.
    »Das ist wirklich cool.« Ihm gefiel das Aussehen der altmodischen Decke, aber noch mehr gefiel ihm, wie aufgeregt Jack über den Fund war. In den paar Tagen, die Jack schon in seiner Küche arbeitete, war er meistens für sich geblieben. Er war höflich und freundlich, wenn sie miteinander sprachen, mehr aber auch nicht.
    Nicht, dass Will das Recht gehabt hätte, mehr zu erwarten. Nicht, dass Will mehr gewollt hätte. Trotzdem konnte er eine gewisse Anziehungskraft nicht leugnen. Irgendetwas an Jack erregte seine Aufmerksamkeit und fesselte sie.
    Das war seltsam, weil er sich normalerweise nicht zu älteren Männern hingezogen fühlte. Tatsächlich waren die meisten Männer, mit denen er sich traf, sogar jünger als er. Paul zum Beispiel war gerade fünfundzwanzig geworden. Nicht, dass er und Paul sich zu richtigen Dates verabredeten – sie waren eher Gelegenheits-Sexpartner, was ihnen beiden ganz recht war. Mit Paul hatte er Spaß und er war heiß, aber es gab keine tiefe, beständige, emotionale Verbindung zwischen ihnen.
    Eigentlich war Will sogar stolz daauf, dass er sich von den Männern fernhielt, die das potentielle Chaos einer Ganz-oder-gar-nicht- Liebesbeziehung verhießen. Frei und ungebunden zu leben, hatte Will die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens ganz gut in den Kram gepasst. Das ging mit der temporeichen Natur seiner Arbeit, in der es stets um hohe Einsätze ging, ganz gut einher.
    Nur in letzter Zeit, nach seinem Arbeitsabsturz, hatte er angefangen, sein Leben kritisch zu betrachten und seine Prioritäten zu hinterfragen. Es dämmerte ihm, dass vielleicht etwas fehlte. Etwas Lebensnotwendiges.
    Sicherlich blickte er nicht in Richtung des Handwerkers auf seiner Suche nach einem Sinn – oder nach was zur Hölle er auch immer suchte. Und trotzdem… und trotzdem schien er diesen Kerl nicht aus seinem Kopf zu bekommen. Es war, als könnte er nicht anders, als in der Nähe herumzulungern, wenn Jack arbeitete – ließ sich irgendwelche Entschuldigungen einfallen, die Küche zu betreten, dachte sich Fragen aus, die Jack zweifellos verwirrten, während er versuchte, zu arbeiten. Wenn Jack in der Nähe war, konnte er sich nicht auf seine eigene Arbeit konzentrieren und das Problem daran war: anstatt, dass es besser wurde , wurde es immer schlimmer.
    Es war nicht so, dass der Kerl gut aussehend war. Seine Augen unter den dichten Brauen waren ein wenig zu tief liegend und gaben ihm dadurch einen grüblerischen Ausdruck. Seine Nase, die offensichtlich mindestens einmal gebrochen gewesen war, war groß und schief, die Lippen darunter vielleicht etwas zu breit für sein Gesicht. Zum Ende des Arbeitstages war sein Bartschatten bereits deutlich sichtbar. Obwohl er nicht wirklich groß war, war er
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