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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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doch ausgezogen?« Jack schien ehrlich interessiert zu sein, was Will überraschte. Normalerweise waren Handwerker eher dafür bekannt, dass sie sich einfach auf die Arbeit stürzten und am glücklichsten waren, wenn man sie dabei in Ruhe ließ.
    »Wegen ihrer Knochen, hat sie erzählt. Sie hat die Kälte nicht mehr vertragen. Sie sagte, von November bis April habe sie nur Beschwerden. Ihre Töchter haben sie schließlich überredet, mit ihnen in den Süden zu ziehen. Glück für mich, schätze ich. Mittlerweile ist es sehr schwer, etwas auch nur annähernd Bezahlbares in Westchester County zu finden. Das Haus hier ist ziemlich runtergekommen – ich habe gar nicht bemerkt, wie sehr. Der Keller ist ein einziges Desaster aus bröckelndem Beton und Schimmel. Im Badezimmer im ersten Stock steht etwas, das eine echte, alte Emaillewanne sein muss, komplett mit Rostflecken überzogen. Gleich in der ersten Woche, die ich hier war, habe ich eine Dusche installieren lassen – ich konnte mir nicht mal annähernd vorstellen, in dieser Wanne zu baden.
    Der Dachboden ist mit irgendwelchem Zeug vollgestopft, das sie entweder vergessen hat oder nicht mehr haben wollte – Sachen wie rissige, alte Linoleumrollen, zahllose alte Fensterrahmen, Berge uralter Zeitungen und Zeitschriften und diverse Kisten, die wahrscheinlich seit dem Zweiten Weltkrieg niemand mehr geöffnet hat.
    Ich bin seit einem Monat hier und habe noch nicht mal an der Oberfläche gekratzt. Im Eingangsbereich und im Badezimmer hier unten habe ich die potthässliche, fleckige Tapete runtergerissen und die steinalten Teppiche rausgeworfen, aber jetzt braucht der Parkettboden eine Nachbearbeitung und ich habe noch nicht entschieden, was ich mit den Wänden anstellen will.«
    Während sie dastanden und den trostlosen Raum betrachteten, sagte Will: »Sie hat mir erzählt, dass sie die Küche erst kürzlich umgestaltet hat, und wie hübsch sie jetzt doch aussehen würde. Offensichtlich meinte sie mit kürzlich vor vierzig Jahren.« Er lachte und Jack lächelte zurück.
    »Ich dachte, wir könnten hier anfangen. Einen Herd besorgen, der tatsächlich funktioniert, und neue Schränke anschaffen, ganz egal, in welcher Farbe, nur nicht in diesem grässlichen Grün. Ich hatte an Steinfliesen für den Boden gedacht, aber vielleicht wäre Hartholz besser. Was meinen Sie?«
    Sie besprachen Oberflächen, Schränke, Bodenbeläge, Beleuchtungslösungen, Farben und die Möglichkeit, eine Wand einzureißen, um den Raum zum Esszimmer hin zu öffnen. Jack hatte ein kleines Notizbuch aus seiner Gesäßtasche gezogen, in das er sich mit einem kurzen Bleistift eifrig Notizen machte. Eine breite Haarsträhne fiel ihm in die Stirn und verdeckte seine Augen, während er mitschrieb.
    Er sah aus, als könnte er einen Haarschnitt vertragen. Will warf einen unauffälligen Blick auf seinen Ringfinger, sah jedoch keinen verräterischen goldenen Ring. Nicht, dass das irgendetwas zu bedeuten hatte – er kannte eine Menge verheirateter Männer, die keine Eheringe trugen.
    »Ich werde was für Sie ausarbeiten«, sagte Jack schließlich, als er das kleine Notizbuch in seine hintere Hosentasche schob. »Frag ein paar Preise an und zeig Ihnen ein paar Muster. Ich kann eine Handvoll Kataloge einiger Baumärkte mitbringen, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, was Sie sich vorstellen. Ich muss noch einen anderen Auftrag erledigen, aber den sollte ich morgen abschließen können. Wie wär's, wenn ich übermorgen wiederkomme? Bis dahin hab ich auch einen besseren Überblick über die Kosten.«
    »Das klingt nach einem guten Plan. Bis übermorgen also.«
    ***
    Mit den Fingern fuhr Jack den Schwung des Holzes nach. Die Augen hielt er dabei geschlossen, um in dem sinnlichen Gefühl der glatten Maserung auf seiner Haut zu schwelgen. Emma hatte immer über ihn gelacht, wenn sie ihn in seinem Arbeitszimmer dabei erwischt hatte, wie er mit den Möbeln, die er baute, Liebe machte .
    Er musste zugeben, dass sein Herzblut in dieser Arbeit steckte. Er stellte nicht viel her – hin und wieder einen Stuhl oder einen Tisch für ihr Zuhause, nichts, das zum Verkauf stand –, aber jedes einzelne Stück wurde zu einem Teil von ihm, sobald es fertiggestellt war.
    Seine tatsächliche Arbeit, die Ein-Mann-Renovierungsfirma, die er vor zwanzig Jahren gegründet hatte, hatte ihn mit einem anständigen Einkommen für seine Familie versorgt. Sie hatten ein Haus mit drei Schlafzimmern im Norden von New Rochelle gekauft, bevor die
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