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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr
Autoren: Meg Alexander
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versuchte, sich sein Gesicht vorzustellen, aber sie sah nur ein Paar hellblauer Augen unter einem Büschel rotgoldenen Haars. Und dann folgte eine Erinnerung nach der anderen. Wie Dan sie neckte, lachte und mit ihr so viele Hoffnungen teilte.
    Dann veränderte sich sein Gesicht. Es war auf einmal blass, flehend, wütend und schließlich voller Verzweiflung. Sie durfte nicht an ihn denken. Aber irgendwie konnte sie sich nicht an die Züge ihres Verlobten erinnern.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Bessie öffnete und kam mit der Neuigkeit zurück, dass Lord Wentworth eingetroffen war.
    “Oh, ist es schon Zeit?”, fragte Judith leise.
    Bessie wischte sich eine Träne fort. Ihre junge Herrin klang, als würde sie darauf warten, zur Guillotine gebracht zu werden.
    Judith drückte ihre Hand. “Mach nicht so ein Gesicht!”, bat sie. “Charles ist ein guter Mann, und er wird für mich sorgen.”
    Sie nahm Bessie in die Arme. Einen Moment klammerten sie sich aneinander, und dann befreite Judith sich und verließ das Zimmer mit hoch erhobenem Kopf.
    Es befanden sich vier Menschen im Salon, außer Sebastian noch Mrs Aveton und ihre Töchter, alle drei in aufwendigsten Toiletten.
    “Liebes Kind”, flötete Judiths Stiefmutter, da sie sich Sebastians Blick nur allzu bewusst war. “Wie schön du heute aussiehst!”
    Sebastian nahm Judiths Hand und küsste sie. Dann wandte er sich mit kühler Miene an Mrs Aveton. “Wenn Sie jetzt fahren wollen, Ma’am, werden wir Ihnen folgen”, sagte er. “Sie werden vor der Braut ankommen wollen.”
    “Oh ja, natürlich. Es ist so überaus höflich von Ihnen, Mylord, mich zu berücksichtigen! Ich hoffe, dass unsere liebe Judith Ihre Freundlichkeit, sie zum Altar zu führen, zu schätzen weiß. Es ist so gut von Ihnen und so viel mehr, als sie erwarten durfte!”
    “Judith ist eine sehr liebe Freundin.” Etwas im Ton seiner Stimme ließ sie verstummen. Ihre Wangen erröteten heftig, und hastig drängte sie ihre Töchter zur wartenden Kutsche.
    Sebastian bemerkte Judiths angespanntes Gesicht.
    “Judith?”
    “Ich bin bereit”, sagte sie schnell. “Wollen wir gehen?”
    Schweigend bot er ihr seinen Arm. Es blieb nichts weiter zu sagen. Er wollte sie so gern anflehen, ihre Meinung zu ändern. Es war nicht zu spät. Seine Kutsche konnte sie zur Mount Street und zu Prudence bringen, aber die Entschlossenheit in ihrer Miene ließ ihm keine andere Möglichkeit, als ihr bei der kommenden Zeremonie so gut er konnte Beistand zu leisten.
    Sie würde ihn brauchen. Er glaubte noch nie einen Menschen gesehen zu haben, der so kurz vor einem völligen Zusammenbruch stand. In einem Versuch, sie abzulenken, fing er an, von Prudence zu sprechen.
    “Dein Besuch hat ihr geholfen, Judith. Der Arzt glaubt, dass ihre Zeit näher ist, als wir bisher angenommen hatten. Das Kind kann jederzeit kommen.”
    “Oh, Sebastian, hättest du sie dann allein lassen sollen?”, rief sie ängstlich.
    Er tätschelte ihr die Hand und lächelte. “Diese Dinge geschehen nicht in wenigen Minuten, meine Liebe. Ich habe angeboten, Perry statt meiner zu schicken, aber Prudence wollte nichts davon hören. Sie bestand darauf, dass ich mein Wort dir gegenüber einhalte.”
    “Aber …”
    “Kein Aber, Judith! Elizabeth ist bei ihr geblieben, und sie wird nach uns schicken, wenn irgendetwas geschehen sollte. Ich mache mir da keine Sorgen. Unser wunderhübscher Hitzkopf kann in solchen Situationen eine große Stütze sein, wie du sicher weißt. Elizabeth wird schon nicht die Ruhe verlieren.”
    Judith lächelte zum ersten Mal. “Natürlich weiß ich das! Sie besitzt so viele der Qualitäten ihrer Tante. Miss Grantham ist schon abgereist?”
    Sebastian nickte. “Vor zwei Tagen. Perry ist sicher, dass sie mit einem oder zwei Türken im Schlepptau zurückkommen wird.”
    Judith lachte. “Wirst du Prudence von mir grüßen? Ihr werdet alle so erleichtert sein, wenn das Baby endlich da ist.”
    “Ich sollte mich inzwischen daran gewöhnt haben, aber ich leide fast genauso sehr wie Prudence. Wenigstens bin ich nicht so schlimm wie Perry. Er war wie ein Wahnsinniger bei Elizabeths beiden Niederkünften.”
    Judith drückte ihm die Hand. “Alles wird gut gehen, da bin ich sicher.” Sie wurde blass, als die Kutsche anhielt. “Sind wir da?”
    “Ja, meine Liebe.” Er reichte ihr seinen Arm und half ihr hinaus. Sie zögerte nur ein einziges Mal, als sie den offenen Kircheneingang sah. Dann straffte sie
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