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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr
Autoren: Meg Alexander
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Runners. Dann verlor er das Bewusstsein.

14. KAPITEL
    Am Tag vor ihrer Hochzeit hatte Judith einen Besucher. Sie hatte ihr Zimmer seit Tagen nicht verlassen, aber als Sebastian erschien, wurde sie in den Salon gebeten.
    Sebastian nahm ihre Hand und sah ihr ernst in die Augen. Die dunklen Schatten darunter beunruhigten ihn, doch Judith war sehr gelassen und ließ sich keinen Kummer anmerken. Am liebsten hätte er sie geschüttelt, um eine Reaktion von ihr zu bekommen. Wenn er sie nur retten könnte vor einer Zukunft, die nicht anders als unglücklich sein konnte. Jetzt fürchtete er sehr, dass es dafür zu spät war.
    “Ich bin gekommen, um Vorbereitungen für morgen zu treffen”, sagte er. “Wann findet die Zeremonie statt?”
    Sie sah ihn ausdruckslos an. “Mittags, glaube ich.”
    “Dann werde ich dich in meiner Kutsche hinfahren. Sagen wir um Viertel vor zwölf?”
    Judith nickte und wagte es nicht, die Frage zu stellen, die sie am meisten beschäftigte. Sie betete, dass Dan nicht unter den Anwesenden sein würde, während sie Worte schwor, die sie eigentlich an ihn hätte richten sollen.
    Sebastian verstand sie auch ohne Worte. “Prudence schickt dir alles Liebe”, sagte er. “Und Perry und Elizabeth werden da sein.” Um sie nicht zu betrüben, sagte er ihr nichts davon, dass Elizabeth sich zunächst geweigert hatte, bei der Zeremonie zugegen zu sein, und erst Peregrines hartnäckiges Bitten sie umgestimmt hatte.
    Die unbeantwortete Frage hing schwer in der Luft.
    “Dan bedauert, dass er nicht kommen kann”, fuhr er fort. “Aber ich habe Neuigkeiten, die dich bestimmt freuen werden. Nelson hat ihn gebeten, ihn zu besuchen. Dan ist vor einigen Stunden nach Merton abgereist.”
    Jetzt besaß er ihre ganze Aufmerksamkeit. Judith hob den Kopf, und zum ersten Mal wurde ihr Gesicht lebhaft. “Der Admiral ist von seiner Arbeit begeistert?”
    “Das wissen wir nicht, aber es scheint so. Wir müssen jedoch abwarten, bis Dan zurückkommt, bevor wir sicher sein können.”
    “Ach, ich bin davon überzeugt! Und ich freue mich so für ihn. Wirst du ihm das bitte sagen?”
    “Er wird es wissen, Judith. Bis morgen also?”
    “Wie freundlich von dir!” Judith reichte ihm die Hand und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande.
    Ach, wenn diese Neuigkeit Dan doch früher erreicht hätte. Sie hätte vielleicht vieles verändert. Und dann erinnerte sie sich. Dan liebte sie nicht mehr. Es brach ihr das Herz, aber keiner durfte es merken. Still ging sie zurück in ihr Zimmer.
    Auf dem Weg zurück zur Mount Street stellte Sebastian fest, dass er zutiefst besorgt war. In seinen Augen hatte Judith zu große Ähnlichkeit mit einem Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde. Sie schien sich zur Zeit in einem Schockzustand zu befinden, aber das ließ sich nicht vergleichen mit dem Schock, der sie sehr wahrscheinlich nach der Hochzeit erwartete.
    Wo in aller Welt blieb nur der verflixte Bow Street Runner? Es waren jetzt nur noch wenige Stunden bis zur Hochzeit. War noch genügend Zeit, um sie aufzuhalten? An diesem Punkt war es Wahnsinn, auch nur darauf hoffen zu wollen.
    Vom Morgen ihres Hochzeitstages hatte Judith später kaum eine Erinnerung.
    Sie wusste nur noch verschwommen, dass Bessie sie drängte, etwas zu essen, so wenig es auch war, und dass sie das Tablett beiseiteschob. Als sie zu sprechen versuchte, schien sie ihre Stimme verloren zu haben.
    Sie nahm in bedrückter Stille ihr Bad, in der Hoffnung, dass das Wasser sie erfrischen würde. Und dann stand sie regungslos wie eine Statue da und ließ sich von Bessie in die unvorteilhafte lavendelfarbene Robe kleiden, die Mrs Aveton für sie ausgewählt hatte. Selbst der dazu passende Hut mit den Blümchen unter dem Rand tat nichts, um ihre Erscheinung zu verbessern. In Bessies Augen sah ihre Herrin aus wie ein Gespenst.
    “Miss, tragen Sie das nicht!”, bat sie. Doch dann erinnerte sie sich. Der Rest von Judiths Kleidern war bereits eingepackt und fortgebracht worden.
    “Es wird seinen Zweck erfüllen.” Judith schloss die Augen. “Ich glaube, ich setze mich einen Moment.” Sie ging zu einem Stuhl am Fenster und lehnte die Wange an das kühle Glas. Es fiel ihr schwer, zu begreifen, ob ihr heiß oder kalt war. Sie wusste, dass sie sich zusammenreißen musste. Es war Charles gegenüber unfair. Er verdiente Besseres, als eine Marionette zu heiraten, als die sie sich heute Morgen fühlte.
    Es kostete sie übermenschliche Anstrengung, an ihn zu denken. Sie
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