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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr
Autoren: Meg Alexander
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Jenny!” Margrave gab ihr einen Klaps auf den Po. “Wir haben Geschäfte zu besprechen!”
    Jenny schlenderte nach einem letzten verführerischen Lächeln für Truscott davon, und Margrave kam ohne Umschweife zum Thema. “Heute Abend?”, fragte er.
    “Es muss bis Sonntag warten, wenn ich wieder die Andacht abhalte.”
    “Uns wird allmählich das Geld knapp.”
    “Dann hättest du gestern kommen sollen. Ich habe lange genug gewartet.”
    Margrave ging nicht darauf ein. “Also am Sonntag?”
    Truscott nickte und stand auf. Heute musste er endlich Nan ein für alle Mal loswerden. Die dumme Gans war ihm schon viel zu lange ein Dorn im Fleisch. Und doch hatte ihn ihre Hartnäckigkeit erstaunt. Selbst seine Schläge konnten sie offenbar nicht verscheuchen.
    “Ich werde nicht gehen!”, hatte sie geschrien. “Du kannst mich nicht fortschicken. Wie soll ich leben? Wie soll ich für das Kind sorgen?”
    “Daran hättest du vorher denken sollen”, war seine brutale Antwort. “Ich habe dir gesagt, es loszuwerden.”
    “Sie ist dein Fleisch und Blut! Wie kannst du uns so im Stich lassen?”
    Aber er war taub für ihr Flehen gewesen. Er hatte ihr den Schlüssel fortgenommen und sie auf die Straße geworfen. Sie war nichts als ein rückgratloser Wurm! An ihrer Stelle hätte er seinem Peiniger ein Messer in den Bauch gerammt.
    Danach hatte er die Tür vor ihr verschlossen, sich eine Kutsche genommen und war zum West End gefahren.
    Judith befand sich in ihrem Zimmer und versuchte vergebens, die tiefe Verzweiflung zu überwinden, die sie seit dem vorigen Abend umschlungen hielt. Es dämmerte bereits, als ein leises Klopfen an ihrer Tür zu hören war. Es war Bessie mit einem Tablett, und ihre geröteten Augen zeigten Judith, dass sie geweint haben musste.
    “Bessie, sei nicht traurig”, sagte sie mitleidig. “Ich weiß, dass du es gut gemeint hast.”
    “Oh, Miss, das ist es nicht. Ich soll Ihnen sagen, dass Ihnen nicht erlaubt ist, Ihr Zimmer bis zur Hochzeit zu verlassen. Madam wünscht nicht, Sie zu sehen.”
    Judith lächelte schwach. “Und du glaubst, das sei eine Bestrafung, Bessie? Ich könnte mir nichts Besseres wünschen. Mach dir keine Sorgen. In vier Tagen werden wir für immer von hier fortgehen.”
    Bessie war zu bedrückt, um zu antworten. Sie presste eine Hand auf den Mund und lief schnell hinaus.
    Judith legte sich auf das Bett und starrte regungslos zur Decke. Nur noch vier Tage bis zu ihrer Hochzeit? Es schien kaum denkbar zu sein, dass sie dann Charles Truscotts Frau sein würde. Ein seltsames Gefühl überkam sie plötzlich, als ob sie schwebte und von allem losgelöst wäre. Es war angenehm, und sie flehte innerlich, dass dieses unwirkliche Gefühl anhalten würde. Solange es da war, quälte ihr Herz sie nicht so sehr.
    Truscott war so klug, Judith einige Tage lang nicht zu besuchen, aber er schickte ihr Blumen und einige Zeilen.
    Jenny befand sich jetzt in seinem Haus in Seven Dials, und, genau wie sie versprochen hatte, hatte sie ihn nicht enttäuscht. Das kleine Luder besaß all die Erfahrung, die er ersehnte, um seine Gelüste befriedigen zu können. Er verließ sie am Sonntagmorgen nur widerwillig und versprach ihr, so bald wie möglich zurückzukommen.
    “Aber du wirst heiraten”, sagte sie mit einem reizenden Schmollen. “Du wirst dich bei deiner neuen Braut erschöpfen.”
    “Glaubst du?” Seine Augen glühten. “Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass ich dich zur Erschöpfung bringen werde.”
    “Niemals, Charlie! Ich bin dir gewachsen!”
    Er lachte immer noch, als er zufrieden den Weg entlangschlenderte. Er würde sich am Nachmittag ausruhen, um Kräfte für die Abendandacht zu sammeln.
    Am Abend war er sich deutlich bewusst, dass er den Gipfel seiner Fähigkeiten erreicht hatte. Er war nie besser gewesen, und er wusste es. Er warf sich voller Elan in den Kirchentext, der vom Gewinn der ganzen Welt, aber dem gleichzeitigen Verlust der eigenen Seele sprach, und ersparte seiner Gemeinde nichts. Als er effektvoll innehielt, herrschte vollkommene Stille in der Kirche.
    Seine Zuhörer waren gefesselt und belohnten ihn hier und da mit dem Geräusch eines Aufstöhnens. Als er sich dem Ende seiner Predigt näherte, war er in Schweiß gebadet. Heute hatte er alles gegeben. Das Einzige, was jetzt fehlte, war der überwältigende Applaus, der jedem hervorragenden Schauspieler gebührte.
    Wie es seine Gewohnheit war, stellte er sich an das Kirchenportal, sobald der Gottesdienst beendet war,
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