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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr
Autoren: Meg Alexander
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klüger, Elizabeths unbedachten Bemerkungen ein Ende zu setzen.
    Vor sechs Jahren hatte sie auch gehofft, dass Judith und Dan zueinander finden würden. Sie hatte erfreut die wachsende Freundschaft zwischen den beiden beobachtet, die so ganz anders als ihre eigene feurige Beziehung zu Sebastian oder Elizabeths und Perrys stürmische Werbung war.
    Judith und Dan saßen stundenlang zusammen und wechselten oft nur wenige Worte, waren aber offensichtlich zufrieden in der Gesellschaft des anderen. Dan zeichnete seine Verbesserungsvorschläge für die Kriegsschiffe der britischen Flotte, und Judith brachte ihre Gedanken aufs Papier.
    Nur unter Freunden konnte sie dazu überredet werden, diese Worte laut vorzulesen, aber es lohnte sich jedes Mal, darauf zu warten. Ihre scharfsinnigen kleinen Skizzen menschlicher Schwächen brachten ihre Zuhörerschaft dazu, Tränen zu lachen.
    Als Judith jetzt Dans Namen hörte, wandte sie betroffen das Gesicht ab. Doch gleich darauf hatte sie sich gefangen. “Wie geht es Dan?”, fragte sie mit ruhiger Stimme. Ihre Freunde durften nicht wissen, wie bitter sie bereute, vor sechs Jahren den Mann, den sie liebte, abgewiesen zu haben.
    “Er ist endlich heimgekehrt”, sagte Elizabeth. “Er hat sich natürlich verändert. Jetzt ist er so hochgewachsen und kräftig, dass er wie ein Mann von Welt aussieht. Aber im Grunde ist er noch der gleiche alte Dan.”
    Judith spürte einen Anflug von Panik. Eine Begegnung mit Dan wäre eine unerträgliche Qual. Sie stand auf, um sich zu verabschieden.
    “Bitte, bleib!” bettelte Elizabeth. “Die Männer werden bald kommen. Perry und Sebastian wären traurig, dich verpasst zu haben, und du hast Dan seit Jahren nicht gesehen.”
    “Judith hat vielleicht andere Verpflichtungen, Elizabeth”, warf Prudence ein. Sie wusste sehr wohl, was vor sechs Jahren geschehen war. Hatte sie nicht monatelang einem untröstlichen Dan ihr mitfühlendes Ohr geliehen? Sie hatte versucht, ihn durch unzählige Zerstreuungen abzulenken, aber nichts hatte ihm Trost gebracht. Schließlich hatte Sebastian eine Lösung vorgeschlagen, und bald darauf hatte sich Dan einer Expedition zu den Antipoden-Inseln als Kartograf angeschlossen.
    Judith ließ sich nicht umstimmen. Sie zog ihre Handschuhe mit einer Eile an, die, wie sie hoffte, nicht allzu deutlich auffiel.
    “Meine Lieben, ihr braucht euch keine Sorgen um mich zu machen. Ich bin überzeugt, dass es das Beste ist. Ich werde mein eigenes Heim haben und hoffentlich eine Familie. Das muss genügen.” Ihr Lächeln zitterte kaum merklich.
    Judiths Gesichtsausdruck traf Elizabeth mitten ins Herz. Sie umarmte sie impulsiv. “Versprich nur eins!”, sagte sie. “Setz noch keinen Termin fest. Lass dir noch ein wenig Zeit zum Nachdenken.”
    “Ich habe nachgedacht”, erwiderte Judith. “Wir werden in vier Wochen heiraten.”
    “Oh nein!” Was immer Elizabeth diesem ungehörigen Ausruf hatte hinzufügen wollen, wurde verhindert, da in diesem Augenblick die Tür zum Salon geöffnet wurde und drei Gentlemen den Raum betraten.
    Es war offensichtlich, dass zwei von ihnen Brüder waren. Die Familienähnlichkeit zwischen Lord Sebastian Wentworth und dem jüngeren Peregrine war sehr stark. Beide Männer waren hochgewachsen und kräftig gebaut, doch Peregrine überragte seinen Bruder noch um einige Zentimeter. Sie besaßen die gleichen dunklen Augen und markanten Gesichter und das gleiche gebieterische Auftreten. Ein gewisser unbeugsamer Zug um ihren Mund ermutigte wenig dazu, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
    In diesem Moment jedoch lächelten beide Männer, während sie ihren Begleiter zu Judith führten.
    “Hier ist ein alter Freund, der dich begrüßen will”, verkündete Peregrine. “Er ist so gewachsen, dass es mich nicht wundern würde, wenn du ihn gar nicht erkennst.”
    Judith war gezwungen, ihm zitternd die Hand zu reichen, aber sie konnte Dans Blick nicht standhalten. Dann beugte er den vertrauten Kopf mit den rotblonden Locken über ihre Fingerspitzen. Die Geste war genau so, wie sie die Höflichkeit vorschrieb, aber bereits die leichte Berührung genügte, um Judith bis ins Innerste erbeben zu lassen.
    Sie entzog ihm ihre Hand, als ob sie gestochen worden wäre, aber Dan schien ihre seltsame Reaktion nicht zu bemerken.
    “Ich hoffe, Sie befinden sich wohl, Miss Aveton”, sagte er kühl.
    Elizabeth sah ihn verblüfft an. “Gütiger Himmel, Dan, was soll das? Das ist doch unsere liebe Judith! Erinnerst du dich
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