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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition)
Autoren: Madeleine Puljic
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gestürzt und sich festgekrallt, wo sie nur konnten. Jetzt griffen sie den entblößten, empfindsamen Bauch des Lindwurms an.
    „Ozi!“, rief Daena in purer Verzweiflung. Sie rannte los, stieß Freund und Feind gleichermaßen achtlos zur Seite.
    Ozlakzbrat stieß erneut ein herzzerreißendes Brüllen aus, dessen Flammen einen der Bäume in Brand setzte. Dieser ließ daraufhin seine Äste unkontrolliert kreisen und versetzte ihm seinerseits einen heftigen Schlag, der zwar zwei der blutlüsternen Echsen von ihm herunterfegte, aber auch eine tiefe Wunde an der Brust des Lindwurms verursachte.
    Er stürzte zu Boden, verschwand aus ihrem Blickfeld. Daena hatte mittlerweile die aufgeregt peitschenden Bäume erreicht. Sie wich ihren herumwirbelnden Zweigen aus, so gut es ging, doch es waren zu viele. Schmerz flammte an ihrer Hüfte auf, als sie getroffen wurde. Erst jetzt sah sie die rasiermesserscharfen Dornenreihen, die selbst das dünnste Geäst spickten.
    Sie konnte Ozlakzbrats Körper bereits zwischen den Stämmen hindurch sehen. Ihre neue Wunde ebenso ignorierend wie diejenige am Oberarm und die kleine Schnittwunde auf der Stirn, die sie sich danach noch zuzog, kroch sie durch den aufgewühlten Schnee.
    Noch bevor sie ihn erreicht hatte, sah sie, dass es vergebens war.
    Der mächtige Körper war zum Erliegen gekommen, kein Atemzug bewegte den Brustkorb, kein Leben war mehr in den glasigen Augen. Trotzdem ließen die Morochai nicht von dem Leichnam ab, schlugen immer wieder ihre Krallen in den leblosen Leib.
    So viele waren es, doch sie hatte vergessen, weshalb das von Bedeutung sein sollte. Einzig der gefallene Freund zählte, dem selbst im Tod keine Ruhe vergönnt war.
    Sie sprang den ersten Moroch an, hieb das Schwert in seinen Nacken und geriet durch den ausbleibenden Effekt nur noch weiter in Rage. Taktik und Vorsicht waren ihr abhandengekommen, sie drosch einfach weiter auf ihren Gegner ein, ohne auf die restlichen Echsen zu achten, die jetzt auf sie aufmerksam geworden waren.
    Es hätte schon genügt, wenn sie sich auf den Moroch konzentriert hätte, den sie gerade bekämpfte.
    Durch ihre Wut abgelenkt, wurde sie jedoch von seinem peitschenden Schwanz von den Füßen gerissen und ging zu Boden. Geifernd und züngelnd setzte er ihr nach. Seine krallenbewehrten Zehen landeten auf ihrem Unterschenkel, doch der Knochen brach nicht unter dem gewaltigen Gewicht. Stattdessen fühlte Daena nur einen dumpfen Druck, der ihr bewies, dass Berekhs Zauber noch intakt war.
    Dann landete die Klaue in ihrem Gesicht, versuchte, Augen und mehr zu zerfetzen. Sie blieb unverletzt, der Schreck brachte sie allerdings wieder zu Sinnen. Sie rammte die Klinge in das wütende Auge und rollte beiseite, ehe der Moroch über ihr zusammenbrach.
    Zitternd rappelte Daena sich auf und verfolgte mit Erstaunen das Schauspiel, das sich ihr bot. Ob aus Solidarität oder weil sie durch ihren Kampf auf die Anwesenheit der Echsen aufmerksam geworden waren – die Bäume hatten gründliche Arbeit geleistet und jeden einzelnen Moroch erschlagen, der ihnen unterkommen war, und danach ihre ursprüngliche Aufgabe wieder aufgenommen.
    Endlich flog auch wieder ein Feuerball über ihre Köpfe, hell und flammend. Daena benötigte einen Augenblick, um zu begreifen, dass der Grund für dieses Leuchten in der Finsternis des Himmels lag.
    Obwohl es kaum Mittag war, war die Nacht hereingebrochen.
    ***
    Berekh rang verzweifelt nach Atem, Schweiß troff von seiner Stirn. Trotz der Hilfe der Arkanen hatte der Zauber mehr Energie gekostet, als er gedacht hatte. War er in diesem neuen Leben schwächer als früher? Er hatte bisher keinen Unterschied bemerkt, aber er hatte auch seit seiner Wiedererweckung noch nie etwas Derartiges versucht, und selten davor.
    Die wilde Magie der Anderlinge war immer unberechenbar und launisch, sie ließ sich nicht befehlen. Heute jedoch hatte sie ihn erhört und die Nacht gebracht. Doch die Zeit, die der Spruch in Anspruch genommen und sie von der Verteidigung abgehalten hatte, hatte ihre Opfer gefordert.
    Das Schlachtfeld war von Leichen übersät, zwischen denen die schwindende Zahl der Verteidiger standhaft kämpfte. Berekh versuchte, einzelne Gesichter auszumachen, doch die Entfernung und das Durcheinander waren zu groß. Sein Zauber verriet ihm, dass Daena noch am Leben und unterwegs war, allerdings nichts über ihren Zustand. Um ihn effektiver zu machen, hatte er ihn auf alles was die Morochai betraf beschränkt – er konnte nur
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