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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition)
Autoren: Madeleine Puljic
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war. Zwischen den Verbänden, die ihn großzügig umwickelten, konnte sie sehen, dass sein Fell an einigen Stellen angesengt war.
    „Zuktan, was ist geschehen? Ich muss es wissen! Nachdem die Vögel gekommen sind?“
    Seine Augen wurden groß, doch nicht aus Furcht. Sie erinnerte sich an den Anblick, den er geboten hatte, johlend auf dem Basilisken reitend, und korrigierte ihre Einschätzung sein Alter betreffend um ein gutes Stück nach unten. Die Aufregung, die ihn ergriffen hatte, passte eher zu einem Halbwüchsigen.
    „Sie sind in Flammen aufgegangen! Einfach so, alle zugleich“, erzählte er, mit den Pfoten anschauliche Bilder in die Luft zeichnend. „Das hat die Zaubermeister ordentlich in Aufruhr versetzt.“
    Eine unheilvolle Vorahnung befiel Daena. Sie hatte keinen Zweifel daran, wer zu so etwas fähig sein konnte, und das bedeutete nichts Gutes.
    „Wo ist Berekh?“
    „Wer?“ Verwirrung zeichnete sich auf Zuktans Gesicht ab.
    „Der Zauberer, der mit uns angekommen ist!“ Daena bemühte sich, ruhig zu bleiben, doch die Angst drückte ihr Herz zusammen.
    Der Zlaiku verzog das Gesicht und trat von einem Bein auf das andere. Plötzlich schien er die Struktur des Steinbodens äußerst interessant zu finden. Seine Antwort war so leise, dass Daena sie beinahe nicht gehört hätte.
    „Das dürfen wir nicht sagen“, wisperte er.
    „Zuktan!“
    In ihrer derzeitigen Verfassung wirkte sie sicherlich alles andere als einschüchternd. Irgendetwas an ihrer Dringlichkeit fing jedoch seine Aufmerksamkeit. Er schwankte noch einen Moment, dann flüsterte er hastig: „Er ist im Lazarett. Aber von mir wisst Ihr es nicht!“
    „Lazarett?“ Eine Faust in den Magen hätte nicht effektiver sein können. Sie musste erneut an der Wand Halt suchen. Waren es die Arkanen gewesen, die ihm das angetan hatten? Oder er selbst?
    Zuktan schien ihre Frage falsch verstanden zu haben, denn er beeilte sich, hinzuzufügen: „Die Speisehalle, da haben sie die Verletzten hingebracht.“
    Verletzte. Immerhin bedeutete das doch, dass er noch am Leben war, oder nicht? Wie in Trance tastete sie sich den Tunnel entlang, hörte Zuktan nicht, der ihr nachrief, hatte ihn vollkommen vergessen. Sie musste die Halle erreichen.
    Den ganzen Weg lang versuchte sie, sich auf das vorzubereiten, was sie erwarten mochte. Die Narbe, die er sich als Erinnerung an seine letzte Schlacht selbst zugefügt hatte, war sicherlich nichts gegen die Dinge, die notwendig waren, um ihn ins Lazarett zu bringen. Sie hatte seine rasche Regenerationsfähigkeit mit eigenen Augen gesehen.
    Als sie in das provisorische Lazarett hinein humpelte, entfuhr ihr dennoch ein leiser Aufschrei.
    Er war ausgezehrt und blutverschmiert.
    Aber er war auch auf den Beinen.
    Die Augen, die sie ansahen, waren erschöpft und abgekämpft, doch sie sah nichts von dem darin, das die Leute einen Schlächter nennen würden.
    „Du bist schon auf?“, fragte er erstaunt.
    Sie wusste nicht, wie sie die Distanz zurücklegte. Von einem Moment auf den anderen lag sie in seinen Armen, schluchzte und klammerte sich an ihn.
    „Es tut mir leid“, hörte sie sein Flüstern an ihrem Ohr. „Ich wollte bei dir sein, wenn du aufwachst.“
    Sie wollte sagen, dass alles in Ordnung war. Dass alles gut war, solange er nur am Leben war. Doch sie konnte nur den Kopf an seiner Brust schütteln. „Er hat gesagt, du wärst im Lazarett …“, brachte sie schließlich hervor.
    „Wer hat das gesagt?“
    Daena biss sich auf die Unterlippe. Soviel zu ihren Versprechen. Sie fühlte Berekh seufzen.
    „Ich heile hier. Deshalb wollte ich nicht, dass es jemand erfährt, das ist alles.“
    Endlich konnte Daena sich von ihm lösen. Sie sah sich schuldbewusst um, bemerkte zum ersten Mal die Kinder und Frauen, die zwischen den improvisierten Betten umherwanderten, Verbände anlegten, Wunden wuschen und Medizin verabreichten.
    „Ich halte dich ab“, murmelte sie beschämt.
    Auf seinem müden Gesicht erschien ein Lächeln, das seinen Weg direkt in ihr Herz fand. Dann zog er sie an sich und küsste sie, als wollte er die Glut in ihrem Innern für immer in ihr speichern und versiegeln.
     

15
    Wildblumen schmückten das Grab und zeigten die Liebe, die jemand für den Verstorbenen empfunden hatte. Daena konnte gut verstehen, dass Sikaîl in seiner Heimat begraben hatte werden wollen anstatt in den Gärten der Akademie, wie es eigentlich Tradition der Kämpfer war.
    Sie versuchte, seinen Tod nicht zu bedauern. Im Kampf zu
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