Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition)
Autoren: Madeleine Puljic
Vom Netzwerk:
den unerwarteten Gegnern umzingelt, die zu zahlreich und zu klein waren, um ein gutes Ziel abzugeben.
    All das war jedoch ohne Bedeutung für Berekh.
    „Daena!“ Diesmal brach der Schrei hervor, getragen von dem endlosen Schmerz und der Verzweiflung, die in ihm brannten. Er musste zu ihr, musste hinunter, musste sie finden.
    Jemand griff nach seiner Schulter, erklärte ihm, dass es sinnlos sei. Berekh sah ihn an, ohne ihn zu sehen. Sein Blick war getrübt, doch der andere zuckte augenblicklich zurück. Es kümmerte ihn nicht.
    In ihm loderte ein Feuer, unerträglich heiß. Die Pein hatte der Magie ein Tor in sein Innerstes geöffnet, in enormen Mengen war sie in ihn hineingeflossen. Nun kreiste sie in seinen Adern wie Säure und verlangte, freigelassen zu werden.
    Und er wusste bereits, was sie als Ziel begehrte.
    Wie zur Opferung breitete er die Arme aus. Das blaue Feuer, das Yermen in seinen Augen hatte brennen sehen, strömte ungehindert und gierig aus ihm heraus.
     

14
    Daena schlug blinzelnd die Augen auf. Sie war von einer sterilen Helligkeit umgeben, die alle Konturen verschwimmen ließ. Alles an ihr fühlte sich wund und steif an, was sie zu der Annahme verleitete, dass sie sich noch im Diesseits befand.
    Sie versuchte, aufzustehen, doch alleine das Bewegen ihres Kopfes bewirkte, dass sich alles um sie herum zu drehen begann. Obwohl sie die Augen fest zusammengepresst hatte und ihre Umgebung nicht sehen konnte, fühlte sie das heftige Schwanken der Liegestatt, auf der sie gebettet war. Ein Stöhnen entrang sich ihr. Sie fühlte sich hilflos und elend.
    Irgendwann riss sie eine Berührung aus ihrem Dämmerzustand. Ein Glas Wasser wurde ihr von einem Zlaikumädchen an die Lippen gehalten. Trotz der Tränen, die ihre eigenen großen Augen füllten, bemühte das kleine Wesen sich, Daena mit Gesten und Wörtern aufzumuntern. Im Gegenzug rang diese sich ein erschöpftes Lächeln ab, auch wenn sie die keckernde Sprache nicht verstand.
    Allmählich kam sie wieder zu sich. Sie erkannte ihre eigene Unterkunft, in die man sie gebracht hatte und das kristalline Tageslicht, das sich langsam rot zu färben begann. Mit der Gegenwart kamen auch die Erinnerungen an den Kampf in ihr hoch. An Ozlakzbrat, dem sie nicht hatte helfen können.
    Und an den schwarzen Nebel.
    Das Zlaikumädchen gab ihr eine Paste aus zerstampften Kräutern, die Daena nur mit Mühe hinunterwürgen konnte. Nicht, weil der Geschmack sie gestört hätte, aber immer noch hatte sie das Gefühl, an Federn zu ersticken, sodass die zähe Konsistenz der Medizin alles andere als hilfreich war.
    Erschöpfung und der wilde Sturm aus Gefühlen, der in ihr tobte, drückten ihr die Tränen in die Augen. Sie war jedoch eine Kämpferin, zumindest, bis dieser Krieg zu Ende durchgestanden war, und somit ein Vorbild. Das tapfere Wesen an ihrer Seite durfte nicht durch sie den Mut verlieren, also presste sie die Lider zusammen und wünschte ihre Helferin mit aller Inbrunst fort.
    Nach Ewigkeiten, in denen ihr noch mit einem nassen Lappen Gesicht und Hände betupft wurden, Dinge klappernd auf dem Nachttisch abgestellt wurden, tastende Finger über ihren schmerzenden Körper glitten, brennende Salben an den Stellen verteilt wurden, an denen Dornen und Krallen tiefere Wunden hinterlassen hatten, und Stoffbahnen um die Verletzungen gewickelt wurden, wurde Daena endlich alleine gelassen.
    Als sie erneut versuchte, sich zu erheben, kam der Schwindel nur noch als leichter Drall, den sie mit einer Hand an der Wand abfing. Ihren Anblick ebenso wie die aufkommende Übelkeit fürchtend, vermied sie, an sich herabzusehen. Einen Schritt nach dem anderen wagend, tastete sie sich zur Tür.
    Der Schwung, mit dem diese sich öffnete, hätte sie beinahe zu Boden geworfen.
    Mit aller Macht klammerte sie sich an den Türknauf und ihr Bewusstsein, atmete mehrmals tief durch und setzte dann langsam und unsicher ihren Weg fort. Zu ihrem Glück musste sie sich nicht weit schleppen.
    Nahe der Abzweigung, die in die stärker frequentierten Bereiche der Tunnel führte, lief sie Zuktan in die Arme. Besser gesagt, ihre Halt suchende Hand fand das Ohr des Zlaiku, was diesen nicht sonderlich erfreute. Ebenso wenig wie ihr Erscheinen.
    „Wieso seid Ihr auf? Ihr solltet euch ausruhen!“ Er versuchte, sie zurück in ihre Kammer zu führen, aber Daena widersetzte sich. Schwach oder nicht, sogar sie war um einen halben Meter größer als ihr pelziger Helfer. Noch dazu, da er selbst leicht angeschlagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher