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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition)
Autoren: Madeleine Puljic
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hereinplatzte.
    Seine Augen waren schreckensweit, Blut quoll aus zahlreichen Wunden und verwandelte sein ehemals schlichtes Gewand in ein tödliches Purpur.
    „Sie sind da!“, kreischte er. Angst und Atemnot ließen ihn noch jünger erscheinen, als er ohnehin schon war. „Sie haben uns eingeholt, ganze Schwärme! Die Echsen sind da!“
    Er schrie noch weiter, doch seine restlichen Worte gingen unter. Die Hölle war losgebrochen und übertönte die Stimme eines jeden Einzelnen.
     

13
    In einem Augenblick saßen sie noch in der Sicherheit der relativen Alltäglichkeit beisammen, im nächsten streiften sie Gefühle und Gedanken ab und hüllten sich in die Professionalität, die ihre Arbeit erforderte.
    Daena hätte sich Zeit gewünscht, um Trost zu finden und Abschied zu nehmen, aber welche Worte hätten dafür schon gereicht? Niemand wusste, wer vom Schlachtfeld zurückkommen würde und wer nicht, also war es besser, nicht darüber nachzudenken.
    Sie nickten einander stumm zu und Daena wollte zu ihrer Unterkunft eilen, um ihre Ausrüstung zu holen, als er sie am Handgelenk packte. Der Zauber breitete sich in ihr aus, einer eisigen Schicht gleich, die sich unter ihre Haut schob.
    Sie wollte protestieren. Was auch immer dieser Spruch bewirkte, er musste einen Teil seiner Konzentration darauf verwenden, um ihn aufrechtzuerhalten. Und im Kampf würde er jeden Funken Magie benötigen, den er besaß. Doch ein Blick in sein Gesicht ließ ihren Einwand verstummen. Es würde ihn mehr ablenken, wenn er sich stattdessen um sie Sorgen machte. Also lächelte sie dankbar und strich mit dem Daumen einmal sanft über die Innenseite seiner Hand, ehe sie losrannte.
    Weit kam sie nicht. Sobald sie die Halle verließ, fand sie sich in einem Gedränge wieder, das sich mahlend Flüchtlinge und Kämpfer einverleibte, die sich in entgegengesetzte Richtungen zu bewegen versuchten, und ungeachtet deren eigener Anstrengungen irgendwo wieder ausspuckte.
    Sie kämpfte sich durch den Strom aus Leibern und rief Anweisungen in alle Richtungen, hieß die einen, Waffen zu verteilen, und die anderen, Kinder in die weiter innen gelegenen Teile des Höhlensystems zu bringen.
    Endlich in ihren Räumlichkeiten angekommen, schnappte sie sich ihren Waffengurt und das lederverstärkte Wams, das ihr als Rüstung diente, schlüpfte in Zweiteres und war wieder unterwegs, noch ehe sie den Gurt fertig umgelegt hatte. Dieser enthielt ihr Schwert und einen Dolch – mehr würde sie nicht zum Einsatz bringen können und unnützes Gewicht galt es, zu vermeiden.
    Sie hetzte wieder zum Eingang von Rinnval, drängte und schubste sich rücksichtslos durch die Masse, bis sie blinzelnd ins Freie kam. Der Anblick, der sich ihr dort bot, war erschreckend.
    Devans Kämpferarmee hatte es beinahe bis auf Sichtweite an die Stadt herangeschafft, als sie eingeholt worden war. Über dem Berghang konnte sie die schattenhaften Figuren der Morochai erkennen, die durch die Luft schnitten und immer wieder auf den verborgenen Gegner herabstießen. Ihre Zahl musste in die Tausende gehen, denn im Süden war der Himmel schwarz von den nachrückenden Echsen.
    Doch sie waren nicht die Einzigen, die kämpften.
    Die Lager am Berghang waren verlassen, die Drachen hatten sich unter die fliegenden Feinde gemischt, der Rest der Verteidiger war den Spuren nach zu urteilen in geschlossener Linie den Hang hinaufmarschiert. Feuerbälle und andere Zauber schossen durch die Lüfte, Schnee-und Erdbrocken wurden geworfen.
    Daena stolperte ebenso wie die hinter ihr aus dem Engpass quellenden Kämpfer durch den Schnee. Irritierenderweise ertappte sie sich dabei, nach Sikaîl Ausschau zu halten. Ungeachtet der Differenzen, die sich offensichtlich in den letzten Tagen ungemerkt zwischen ihnen aufgetan hatten und gestern eskaliert waren, war er ein guter Kämpfer. Ihr wäre wohler, ihn an ihrer Seite zu wissen als diesen Haufen Bauern, die gerade erst gelernt hatten, wie sie eine Waffe führen sollten. Aber dieser Gedanke war wahrscheinlich egoistisch.
    Hinter ihr wurden Schreie und ein Krachen laut. Im Laufen wandte sie sich um und konnte gerade rechtzeitig dem grünschuppigen Monstrum ausweichen, das fauchend und geifernd voranpreschte, die Augen verbunden und auf dem warzigen Rücken Zuktan tragend, der die Pfoten in den Hahnenkamm des Ungetüms krallte und es johlend zur Schlacht trieb.
    Dem Basilisken folgten zu ihrer Überraschung weitere berittene Zlaiku, diese jedoch auf den Reittieren der
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