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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Autoren: Freeman Jane
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1. KAPITEL
    Clare Calloway blätterte ungeduldig in ihrem Exemplar von Der Traummann – wie finde (und behalte!) ich ihn herum. Da war es ja, das Kapitel über Hausbesuche.
     
    DER HAUSBESUCH: Vergessen Sie eines niemals: Immer wenn Mr. Traummann zu Ihnen zu Besuch kommt, wird er sich zwangsläufig vorstellen, wie es wäre, für ewig mit Ihnen zusammenzuleben. Modern hin und her, Männer sehen Frauen nach wie vor als Hausmütterchen, als Nestbereiterin, also können Sie Ihren hübschen Hals darauf verwetten, dass er Sie unbewusst nach diesen Maßstäben misst, sobald er Ihre Wohnung betritt. Liegen Katzenhaare auf dem Boden herum? Finden sich im Bad ein stumpfer Rasierer und Haare der Art, die besser nur Ihr Auge zu sehen kriegt? Sind die Handtücher frisch gewaschen und flauschig? Ihnen mag das ja wie lästige kleine Details erscheinen, aber seien Sie gewarnt. Solche Dinge können – zusammengenommen – den Unterschied zwischen einer Rolle als bequemer Wochenendflirt oder der Mutter seiner Kinder machen. Und es wäre doch eine Schande, wenn Ihnen dieser aufregende neue Mann nur deshalb durch die Lappen ginge, weil Sie es versäumt haben, einmal am Tag über die Spüle zu wischen, nicht wahr?
     
    Angewidert warf Clare das Buch von sich. Was für ein ausgemachter Mist, einfach unglaublich. Sie hätte es besser wissen müssen und nicht erst ein Buch kaufen sollen, in dem vom »Traummann« die Rede war.

    Aber andererseits war vielleicht doch etwas dran an der Sache. Selbsthilfebücher waren wie Pralinenschachteln, wie Forrest Gump sagen würde, man wusste nie, was drin war. Man musste einfach weiterlesen, denn der entscheidende Ratschlag konnte sich ja im nächsten Satz, im nächsten Kapitel verstecken – oder im nächsten Buch.
    Jetzt fiel ihr auch wieder ein, dass Leo neulich eine ätzende Bemerkung über den bedauernswerten Zustand ihres Hackbretts gemacht hatte. Und oft genug klaubte er sich mit Märtyrerblick die Katzenhaare von seinen schwarzen Jacketts. Vielleicht wollte er ihr damit ja etwas sagen.
    Zögernd hob sie das malträtierte Buch wieder vom Boden auf, wobei sie Staubflocken, Katzenhaare und ein vergessenes Stückchen Tamponeinwickelfolie fortwedelte. Nur um sicherzugehen, dachte sie, sollte sie vielleicht ein bisschen sauber machen, bevor Leo kam. Nun, oder zumindest das Hackbrett verschwinden lassen. Oder zuallermindest dieses verflixte Buch. Es wäre ein Desaster, wenn Leo zufällig darüber stolperte.
    Abgesehen von dem Schrecken, den ihm der Buchtitel einjagen würde, war er der Ansicht, dass nur Schwachköpfe auf Selbsthilfebücher hereinfielen. Womit er, wie Clare etwas kleinlaut überlegte, vielleicht gar nicht so Unrecht haben mochte. Und dennoch, eine Frau braucht nun mal ein Hobby. Was zur Folge hatte, dass sie andauernd das neueste Exemplar ihrer Bemühungen, sich in diesem Leben zu verbessern, vor ihm verbergen musste. Mit tiefer Scham erinnerte sie sich daran, wie er gefeixt hatte, als er ihr Exemplar von Wenn ich schon so wundervoll bin, wieso bin ich dann immer noch single? fand.
    Natürlich wusste Clare gar nicht, ob Leo überhaupt vorbeischauen würde. Er sollte heute von einem dreiwöchigen Aufenthalt auf dem Lande zurückkehren, wo sein erster Spielfilm gedreht wurde. Sicher war er während dieser Zeit ständig
am Set rumgehangen, ganz in Schwarz und in der Hoffnung, dass jeder merken würde, dass ›Der Drehbuchautor‹ präsent war. Clare hatte zwar nichts von ihm gehört, aber das hieß noch lange nicht, dass er nicht unerwartet auftauchen würde. Leo besaß die aufregende Angewohnheit, plötzlich vor ihrer Tür zu stehen und nach Essen, Wein und ihr zu verlangen, nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge. Das Ganze war nicht nur atemberaubend, sondern oft auch irritierend, besonders wenn sie zum Lunch Knoblauch gegessen hatte oder seit drei Tagen nicht mehr dazu gekommen war, ihre Beine zu rasieren.
    Erschrocken stellte sie fest, dass es schon neunzehn Uhr war. Sie schälte sich aus ihrer Kostümjacke, warf sie achtlos über eine Sessellehne (was Der Traummann – wie finde (und behalte!) ich ihn dazu wohl zu sagen hätte!) und sprang rasch unter die Dusche, wo sie wie eine Wilde in ihren zahllosen Shampooflaschen herumwühlte. Clare war davon überzeugt, dass sie bloß das richtige Shampoo finden musste und ihr Haar würde sich über Nacht in eine dichte, glänzende Mähne verwandeln. Da jede Marke genau dies versprach, fiel sie andauernd auf das neueste Produkt herein,
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