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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer
Autoren: Jude Deveraux
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zugesehen, wie Jimmy vor Schmerzen weinte. Doch dann hatte Lee das Kommando übernommen und einen Jungen zum Arzt und einen anderen zu Mrs. Summers geschickt. Da war Blair ziemlich beeindruckt gewesen, und als sie sich zu Houston umdrehte, hatte ihre Schwester nur mit dem Kopf genickt, als wollte sie ihre Absicht, Mrs. Leander Westfield zu werden, noch einmal unterstreichen.
    Blair war bereit, Leander ein paar gute Eigenschaften zuzugestehen; doch gemocht hatte sie ihn eigentlich nie. Er war zu selbstsicher, zu sehr von sich eingenommen ... zu perfekt. Natürlich hatte sie Houston nie gesagt, was sie wirklich von ihm dachte. Und sie hatte gehofft, daß er sich vielleicht noch ändern und mit den Jahren menschlicher würde. Aber auch diese Hoffnung wurde enttäuscht.
    Vor ein paar Tagen hatte Lee Houston zu einer Teeparty abgeholt; und da Opal in die Stadt gegangen und Mr. Gates in seiner Brauerei war, hatte Blair Gelegenheit gehabt, sich mit ihm zu unterhalten, während Houston sich umzog — es dauerte eine Ewigkeit, bis man sie in diese Creationen aus Seide und Spitzen eingeschnürt hatte, die sie immer trug.
    Blair glaubte, weil sie beide Ärzte waren, gäbe es doch genügend Ansatzpunkte für ein Gespräch und eine Basis für ein besseres Verhältnis als früher.
    »Ich werde im nächsten Monat als Assistenzärztin im St. — Josephs — Hospital in Philadelphia anfangen«, begann sie, nachdem sie im vorderen Salon Platz genommen hatten. »Es soll ein hervorragendes Krankenhaus sein.«
    Leander sah sie nur mit diesem durchbohrenden Blick an, den er schon als Knabe gehabt hatte. Es war unmöglich, zu erraten, was hinter seiner Stirn vorging.
    »Ich frage mich, ob es möglich wäre, dich auf deinen Visiten im Krankenhaus in Chandler zu begleiten«, fuhr sie fort. »Vielleicht kannst du mir ein paar Tips geben, die mir bei meiner praktischen Ausbildung zugute kämen.«
    Lee brauchte eine unmöglich lange Zeit, ehe er antwortete: »Ich glaube nicht, daß das ratsam wäre.«
    »Ich dachte, daß zwischen zwei Ärzten . . .«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob der Verwaltungsrat des Krankenhauses eine Frau als vollwertige Medizinerin anerkennen würde. Ich könnte dich vielleicht in das Frauenhospital mitnehmen.«
    Auf der medizinischen Hochschule hatte man sie gewarnt, daß sie immer auf solche Antworten gefaßt sein müsse. »Es mag dich überraschen zu hören, daß ich mich als Fachärztin für Chirurgie ausbilden lasse und mich da auf Unterleibskrankheiten spezialisiere. Nicht alle weiblichen Ärzte wollen bessere Hebammen werden.«
    Leander zog eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete sie auf eine geradezu unverschämte Weise von Kopf bis Fuß, so daß Blair sich fragte, ob alle Männer in Chandler glaubten, Frauen wären Idioten, die man am besten zu Hause einsperrte.
    Dennoch wollte sie nicht so weit gehen, den Stab über ihn zu brechen. Schließlich waren sie inzwischen erwachsen und sollten die Animositäten ihrer Kinderzeit vergessen. Wenn er der Mann war, den Houston zum Gatten nehmen wollte, sollte sie ihn haben — sie, Blair, mußte ja nicht mit ihm leben.
    Doch ein paar Tage später, nachdem sie einige Zeit mit ihrer Schwester verbracht hatte, kamen ihr Zweifel, ob es wirklich eine so gute Idee war, daß aus den beiden Eheleute wurden; denn wenn Houston sich überhaupt noch steifer benehmen konnte, dann in Lees Gegenwart. Sie sprachen selten ein Wort miteinander. Und daß sie gar die Köpfe zusammensteckten und kicherten, wie das verlobte Paare häufig zu tun lieben, erlebte sie bei den beiden überhaupt nicht. Sie und Alan führten sich jedenfalls ganz anders auf, dachte Blair.
    Und heute abend, während sie am Eßzimmertisch saßen, schienen die Dinge sich zuzuspitzen. Blair hatte die ständigen Nörgeleien ihres Stiefvaters satt und mochte nicht länger schweigend hinnehmen, daß ihre Schwester in dieser tyrannischen Atmosphäre seelisch verkümmerte. Als Gates schon wieder etwas an ihr auszusetzen hatte, explodierte sie und sagte ihm, es genüge, daß er Houstons Leben ruiniert habe — sie ließe sich das nicht von ihm gefallen.
    Blair bedauerte auf der Stelle ihre Worte und wollte sich dafür entschuldigen, als just in diesem Moment Seine königliche Hoheit, Leander Westfield, durch die Tür kam und jeder zu ihm aufblickte, als wäre ein Halbgott ins Eßzimmer getreten. Blair sah im Geist, wie Houston diesem kalten, gefühllosen Mann das Opfer ihrer Unschuld brachte. Und als Leander Houston nun
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