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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer
Autoren: Jude Deveraux
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noch in einem Ton, als gehörte sie ihm bereits, seine Braut nannte, hielt es Blair nicht länger am Tisch aus, und sie flüchtete mit nassen Augen aus dem Zimmer.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geweint hatte, als ihre Mutter zu ihr kam, sie in die Arme nahm und wiegte wie ein kleines Kind.
    »Sag mir, was dich bedrückt«, flüsterte Opal und strich ihrer Tochter über das Haar. »Plagt dich das Heimweh so sehr? Ich weiß, daß Mr. Gates dir den Aufenthalt nicht besonders angenehm macht; aber er meint es gut. Er möchte, daß du ein Heim hast und Kinder bekommst, und er fürchtet, daß dich kein Mann haben will, wenn du erst mal als Ärztin tätig bist. Du brauchst nicht länger bei uns zu bleiben, wenn du lieber wieder zu Henry und Flo zurückkehren und mit deiner Arbeit im Hospital anfangen möchtest.«
    Die Worte ihrer Mutter lösten eine frische Flut von Tränen aus. »Es geht ja gar nicht um mich«, schluchzte sie. »Ich kann dieses Haus jederzeit verlassen; aber Houston nicht. Sie ist in einer so elenden Verfassung, und das ist ganz allein meine Schuld. Ich ging fort und überließ sie diesem schrecklichen Mann. Und nun ist sie so furchtbar unglücklich.«
    »Blair«, sagte Opal mit fester Stimme, »Mr. Gates ist mein Gatte, und was er auch sonst noch sein mag — ich respektiere ihn und kann nicht zulassen, daß du so über ihn redest.«
    Blair hob ihre feuchten Augen zu ihrer Mutter empor. »Ich meine doch nicht ihn. Ich meine diesen Leander, dem Houston hier in Chandler ausgeliefert ist.«
    »Lee?« fragte Opal ungläubig. »Aber Leander ist doch ein ganz reizender Junge! Weißt du, daß jede junge Dame in Chandler ihr Leben dafür hingegeben hätte, daß sie nur einmal mit ihm tanzen durfte? Und nun bekommt Houston ihn sogar als Ehemann. Du kannst doch nicht im Ernst darüber besorgt sein, daß Houston Lee heiratet, oder?«
    Blair löste sich aus der Umarmung ihrer Mutter. »Ich bin stets die einzige in der Familie gewesen, die ihn so sah, wie er wirklich ist! Hast du schon einmal Houston beobachtet, wenn sie mit ihm zusammen ist? Sie erstarrt zu Eis! Sie sitzt da, als habe sie Angst vor der Welt und ganz besonders vor ihm. Houston hat früher immer so gern gelacht und sich vergnügt; doch jetzt lächelt sie nicht einmal mehr. Oh, Mutter, in diesem Augenblick wünschte ich mir, daß ich nie von zu Hause weggegangen wäre! Denn wäre ich hiergeblieben, hätte ich Houston davon abhalten können, diesem Mann ihr Jawort zu geben.« Und Blair lief wieder zu ihrer Mutter und vergrub ihr Gesicht in deren Schoß.
    Opal lächelte, gerührt von der liebevollen Sorge, auf ihre Tochter hinunter. »Nein, du hättest nicht hierbleiben dürfen«, sagte sie weich. »Sonst wärst du geworden wie Houston, die glaubt, es gäbe nur eine sinnvolle Aufgabe im Leben einer Frau, nämlich ihrem Mann ein Heim zu schaffen. Dann wäre der Welt eine tüchtige Ärztin verlorengegangen. Schau mich an.« Sie hob Blairs Gesicht an.
    »Wir können doch gar nicht wissen, wie Houston und Lee zueinander sind, wenn keiner sie beobachtet. Niemand weiß, wie es im Privatleben des anderen wirklich aussieht. Ich kann mir vorstellen, daß auch du ein paar Geheimnisse hast.«
    Sogleich mußte Blair an Alan denken, und ihre Wangen färbten sich rot. Doch das war nicht der richtige Moment, von Alan zu sprechen. In ein paar Tagen würde er hierherkommen, und dann hatte sie vielleicht jemanden, der ihre Meinung teilte.
    »Aber ich sehe doch ihr Verhalten«, blieb Blair hartnäckig. »Sie reden nie, berühren sich nie. Und nicht einmal habe ich beobachtet, daß einer dem anderen einen liebevollen Blick zugeworfen hätte.« Blair stand auf. »Und wenn ich ehrlich bin, habe ich diesen aufgeblasenen, aufrechten und der Stadt zur Zierde gereichenden Bürger, Mr. Leander Westfield, noch nie ausstehen können. Er ist einer von diesen verwöhnten Söhnen aus reicher Familie, die alles auf dem Silbertablett serviert bekommen. Er kennt Enttäuschung, Entbehrung und Anstrengung nur dem Wort nach, und von dem Wörtchen >Nein< hat er noch nie etwas gehört. Während meines Studiums hat die uns benachbarte medizinische Hochschule für Männer den fünf besten Studentinnen meines Colleges gestattet, ein paar ihrer Kurse zu besuchen. Die Männer waren sehr höflich zu uns, bis wir Frauen anfingen, in den Prüfungen besser abzuschneiden als sie — worauf wir aufgefordert wurden, noch vor Ende des Semesters diese Kurse wieder aufzugeben. Leander erinnert mich an
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