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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer
Autoren: Jude Deveraux
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medizinischen Instrumente betrachtete. Sie würde sich ihren Jugendtraum, Fachärztin zu werden, erfüllen und diesen guten, liebenswerten Mann heiraten.
    Ehe sie ihre neue Stellung antrat, mußte sie noch nach Chandler in Colorado zurückkehren und mit ihrer Zwillingsschwester deren Hochzeit feiern. Nach so vielen Jahren der Trennung freute sie sich auf ein Wiedersehen mit ihr, um das gemeinsame Glück zu feiern, daß sie beide den Mann bekamen, den sie sich gewünscht hatten und ihr Leben sich so gestaltete, wie sie das erhofften.
    Alan wollte sie in Chandler besuchen, damit sie ihn ihrer Mutter und ihrer Schwester vorstellen konnte. Dann würden sie dort ihre Verlobung offiziell bekanntgeben. Und sobald ihre und Alans praktische Ausbildung am Krankenhaus abgeschlossen war, wollten sie heiraten.
    Blair lächelte zu ihren Freunden hinauf. Sie wollte ihr Glück mit allen teilen. Nur noch einen Monat — und alles, was sie sich erträumt und worum sie gekämpft hatte, ging in Erfüllung.

Kapitel 1
    Chandler, Colorado Mai, 1892
    Blair Chandler stand schweigend in dem prächtigen Salon des Chandlerhauses, umgeben von klobigen dunklen, geschnitzten Möbeln mit Spitzenschonerdecken. Es spielte keine Rolle, daß ihre Mutter vor vielen Jahren zum zweitenmal geheiratet und ihr neuer Ehemann, Duncan Gates, das Haus bezahlt hatte: die Leute in der Stadt glaubten noch immer, daß es William Houston Chandler gehörte — dem Mann, der es entworfen hatte und bauen ließ, jedoch starb, ehe er die erste Zahlung leisten konnte.
    Blair blickte hinunter auf den Boden, damit man nicht das zornige blaugrüne Feuer in ihren Augen aufblitzen sah. Sie war nun schon eine Woche im Haus ihres Stiefvaters und hatte nicht ein vernünftiges Wort mit diesem ungehobelten untersetzten Mann sprechen können. Er brüllte nur mit ihr.
    Auf jeden unbeteiligten Zuschauer hätte sie in ihrer weißen Bluse und ihrem dunklen Cordrock, der hinter breiten Tuchfalten die schwellenden Formen ihrer Stundenglas-Figur versteckte, den Eindruck einer sittsamen jungen Frau gemacht. Und ihr Gesicht war von einer so heiteren, liebenswürdigen Schönheit, daß niemand dahinter ein hitziges Temperament vermutet hätte. Doch jeder, der Blair Chandler näher kannte, wußte, wie gut sie sich in einem Streitgespräch zu behaupten vermochte.
    Und dafür lieferte Duncan Gates sogleich einen Anlaß, weil er von der ersten Sekunde an kein Hehl daraus gemacht hatte, was er sich unter einer »richtigen« Lady vorstellte. Seine Idealvorstellungen von einer Lady schlossen keine jungen Damen ein, die einen medizinischen Beruf ergriffen hatten und sich besonders gut auf die Behandlung von Schußwunden verstanden, ihm wollte nicht einleuchten, daß Blair ihr Nähtalent ebensogut zum Flicken von durchlöcherten Gedärmen verwenden konnte wie zum Sticken von Schonerdeckchen.
    Seit einer Woche schnauzte und nörgelte er nun schon an ihr herum, bis sie das nicht mehr länger ertragen konnte und anfing, ihm im gleichen Ton zu widersprechen. Nur leider kamen just in diesen Augenblicken immer entweder ihre Mutter oder ihre Schwester ins Zimmer und erstickten jede Diskussion im Keim. Blair hatte nicht lange zu der Einsicht gebraucht, daß Mr. Gates diesen Haushalt und die Frauen, die dazugehörten, mit eiserner Faust regierte. Er durfte sagen, was ihm gefiel; doch keiner Frau war es gestattet, ihre Meinung dazu zu äußern.
    »Ich hoffe, daß du noch rechtzeitig zur Vernunft kommen und diesen medizinischen Unsinn aufgeben wirst«, schnauzte Gates sie in diesem Moment an. »Eine Lady gehört ins Haus. Zumal nur ihre weiblichen Funktionen darunter leiden, wenn sie ihren Verstand gebraucht, wie Dr. Clark inzwischen nachgewiesen hat.«
    Blair seufzte schwer und warf kaum einen Blick auf das zerlesene Traktat, das Mr. Gates in die Höhe hob. Dr. Clarks Erkenntnisse waren in mehreren hundertausend Exemplaren unter das lesende Volk gekommen und hatten den Frauen, die sich bilden wollten, schwer geschadet.
    »Dr. Clark hat gar nichts bewiesen«, sagte Blair müde. »Er schreibt, daß er eine einzige vierzehnjährige, flachbrüstige Oberschülerin untersucht habe, und glaubt, aus dem Ergebnis dieser Untersuchung ableiten zu können, daß bei allen Frauen, die studieren, die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, verkümmert. Ich kann seine Behauptung nicht für beweisträchtig halten.«
    Mr. Gates lief dunkelrot an. »Solche Frechheiten laß ich mir nicht bieten! Nur weil du dich Doktor nennen darfst, hast
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