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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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Dir alle Zeit der Welt. Aber Du sollst wissen, ich denke jede Minute an Dich. Hoffnungsvoll, Dein Robert
    ***
    Sa 05. Februar  21:09
    Betreff: Land in Sicht
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Lieber Robert,
    ich habe deinen Brief mehr als ein Mal gelesen und mehrmals begonnen, dir zu antworten. Ich habe lange über alles nachgedacht und ein paar Schritte unternommen. Es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte. Deswegen habe ich dich angerufen, aber dein Handy ist ausgeschaltet. (Zuvor hatte ich mir mit einem Ramazzotti etwas Mut angetrunken.)
    Dann also auf dem uns so vertrauten Weg: schriftlich.
     
    Zum einen tut es mir unsagbar leid, was deiner Frau passiert ist und auch, was dir dadurch an Schmerz widerfahren ist. Das muss sehr schwer gewesen sein, und ich kann mir nur ungefähr ausmalen, was du durchgemacht haben musst.
    Zum anderen danke ich dir für deinen Brief. Offen gestanden, habe ich mich gefreut, von dir zu lesen. Nicht nur das, die Worte machen mich sogar glücklich. Mittlerweile kann ich den Brief auswendig – zumindest die Zeilen, in denen der weichgespülte Berti-Macho über mich und unsere Begegnung spricht. Und erst recht die Stellen, die beschreiben, wie du dich sprichwörtlich fallen lässt (im positiven Sinne, nicht ins Dunkle!).
    Ich bin froh, dass du es ENDLICH , ENDLICH getan hast. Du hast wirklich losgelassen. Ich weiß zwar nicht, ob ich tatsächlich diejenige bin, die dich auffangen und dich vor dem Aufprall retten kann. Ich weiß nur, dass ich es versuchen möchte.
    Doch bis ich mich zu diesem Entschluss durchringen konnte, brauchte es etwas Zeit. Nächtelang habe ich nach unserer unschönen Begegnung in München wach gelegen und wieder und wieder versucht, das Bild von Berti aus dem Kopf zu kriegen. Denn ganz offensichtlich gibt es den Berti, in dessen Worte ich mich verliebt habe, nicht. Das war fast ein größerer Schlag als die Tatsache, dass du mich vorgeführt hast. Ja, vorgeführt trifft es ganz gut. Als ich dich am Flughafen sah, habe ich dich sofort erkannt. Mein erster Impuls war Flucht. Ich bin vor dir weggerannt und habe mich über eine Stunde lang in der Toilette versteckt. Zunächst war ich fassungslos und vollkommen leer im Kopf. Dann stieg Wut in mir auf, weil ich mir ausmalte, wie du dir über Monate hinweg einen Spaß daraus gemacht hast, mich derart zu verarschen. Und schließlich kam diese tiefe, deprimierende Traurigkeit hinzu. Meine Zukunft war geplatzt. Und das, obwohl ich mich zuvor monatelang innerlich ermahnt hatte, mich nicht in meine Gefühle hineinzusteigern. An dem Tag, als ich dein verschmitztes Lächeln am Flughafen sah, ist alles in mir zusammengestürzt.
    Auf der Hochzeit hatte ich nun mal beschlossen, dich nicht zu mögen. Und dann standest du plötzlich vor mir, was wirklich ein Riesenschock war. Ich war total irritiert. Am liebsten hätte ich dich gefragt, wo Berti ist – der Berti, nach dem ich eine solche Sehnsucht hatte, dass es fast körperlich weh tat. Der Berti, den ich einfach nur hätte festhalten und an mich drücken wollen.
    Stattdessen bin ich später vollkommen verheult an den Lufthansa-Schalter gegangen, wo mir eine Dame sagte, dass jede Stunde eine Maschine nach Hamburg geht. Ohne groß nachzudenken, habe ich gleich für den nächsten Flieger ein Ticket gekauft. Erst als ich am Gate stand, wurde mir bewusst, wie absurd das alles war. Aber hätte ich mir alleine ein paar schöne Stunden in München machen sollen?
    In Hamburg hat Fiete mich dann vom Flughafen abgeholt und mich beschimpft, weil ich die Chance auf unkomplizierten Sex hätte sausenlassen. Das hat mir den Rest gegeben. Ich war so genervt von allem und allen, dass ich niemandem mehr etwas erzählt habe. Bis Nina ein paar Tage später unerträglich wurde. (Zur Erinnerung: Sie ist dein größter Fan!) Doch statt mich zu trösten, hat auch sie mich zur Sau gemacht und mich quasi gezwungen, mich einfach mal bei den Brautleuten nach dir zu erkundigen. Denn Nina wollte schlicht nicht glauben, dass du ein Schwein bist. Dass du einen Ehering auf Maries Hochzeit getragen und trotzdem eine Fremde angebaggert hast. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch nicht geglaubt. Aber viel mehr Angst hatte ich wohl vor der ganzen Wahrheit. Dass du vielleicht nicht mehr glücklich verheiratet bist, aber sehr wohl noch an deiner Frau hängst. Dass du es einfach nicht schaffst, den Ring abzulegen. Und das hätte bedeutet, ich wäre nur ein billiges und
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