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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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wurde mir schlagartig klar, als ich Dich bei der Hochzeit traf und alle meine Gefühle mit einem Mal wieder hochgespült wurden.
    Ich habe Dich gesehen und gewusst, dass Du meine Rettung sein kannst. Das hört sich wahnsinnig pathetisch an, ich weiß. Ich könnte auch sagen, ich habe mich augenblicklich in Dich verliebt – es würde das Gleiche ausdrücken.
    Ja, ich habe mich in Dich verliebt. Du warst klug, schön und schienst die Frau meines Lebens zu sein. Du warst wie ein Engel, der auf mich zugeschwebt kam. Ich musste Dich einfach für mich gewinnen. Für Dich wollte ich kämpfen, ein anderer Mensch werden, der Robert, der ich einmal war. Ich wusste nur nicht, wie.
    Als ich dann den Mund öffnete, kam nur der alte Macho-Robert zum Vorschein, und es sprudelten dumme Floskeln und Baggersprüche aus mir heraus. Peinliche Banalitäten, die wie eine Mauer den Mann verdeckten, der sich eigentlich an jemanden anlehnen wollte. Der endlich mal erzählen wollte, wie beschissen es ihm manchmal geht, wie einsam er an manchen Tagen ist und wie sehr er in seiner Jugend gelitten hat. Doch je mehr ich redete, desto schlimmer wurde es. Ich merkte förmlich, wie ich Dich verlor, und das bereitete mir unglaublichen Schmerz.
     
    Ich würde gerne endlich ausbrechen aus dieser starren Hülle, die mich umgibt, aber schon während ich dies schreibe, steht der Macho-Robert in mir auf und warnt mich. Ich soll bloß nicht zu weinerlich werden. Bin ich zu weinerlich? Versuche ich, mich bei Dir zu entschuldigen, indem ich auf die Tränendrüse drücke? Oder bin ich endlich so offen, wie ich es immer sein wollte?
     
    Ich bin so durcheinander und verunsichert, dass ich nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist. Ich weiß nur mit Sicherheit, dass ich Dich nicht verlieren will.
     
    Und ich muss Dir noch etwas sagen. Bis zu dem Tag, an dem ich Dich das erste Mal sah, hockte ein Teil von mir noch immer in dieser Küche und fiel den dunklen Schacht hinab. Jeden Tag bin ich mit dem Gefühl aufgewacht, ich würde weiter in dieses tiefe, dunkle Loch fallen, und nichts auf der Welt könnte den freien Fall stoppen. Eigentlich habe ich die letzten Jahre nur darauf gewartet, endlich unten aufzuprallen. Was immer mich dort auch erwarten würde.
     
    In den letzten Monaten war das Gefühl des Fallens das erste Mal seit Jahren verschwunden. Wie auf einen Schlag war es weg. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie beruhigend und schön das für mich war.
    Und auch das ist ein Grund dafür, warum ich alles mir nur Mögliche getan habe, um den Kontakt zu Dir nicht abbrechen zu lassen. Das war der Grund, weshalb ich Deine Flaschenpost an mich nahm, mich als Berti ausgab und mich an Dich klammerte. Ich wollte nicht weiter fallen, nicht länger im Dunkeln versinken. Und Du warst wie das Licht, das ich ansteuern musste. Das ist das Einzige, was ich im letzten halben Jahr mit Sicherheit wusste: Ich darf Dich nicht verlieren!!!!!
     
    Jetzt ist mir natürlich klar, dass ich hätte mutiger sein müssen. Dass ich Dir und mir mehr hätte vertrauen müssen. Ich weiß, dass es falsch war, unsere Beziehung mit einer Lüge zu beginnen. Aber ich wollte Dich auf keinen Fall verlieren. Um keinen Preis der Welt. Das war alles, was ich wusste. Und das war gleichzeitig meine größte Angst.
    Heute weiß ich, es macht den Fehler nicht besser und Deinen Schmerz und Deine Enttäuschung nicht geringer. Aber bitte glaub mir, es tut mir leid, dass ich nicht von Anfang an offen und ehrlich zu Dir war. Ich war es in all meinen Briefen an Dich und meinen Gefühlen Dir gegenüber. Sie mögen Dir jetzt heuchlerisch vorkommen, weil sie von Berti stammen und weil darin nichts von meiner Vergangenheit, meiner traurigen Jugend, von dem schmerzlichen Verlust meiner Frau stand. Aber meine Gefühle zu Dir waren doch ehrlich.
    Ich hoffe, dass Du mir verzeihen kannst, und ich bitte Dich, mir noch eine Chance zu geben. Bitte brich den Kontakt zu mir nicht ab, Sara.
     
    Unsere Beziehung begann mit einer Flaschenpost. Eine Flaschenpost ist immer auch ein Hilferuf, ein SOS . Dieser Brief ist meine Flaschenpost an Dich.
     
    In Liebe
    Dein Robert Weiß
     
    PS . Ich habe leider kein Meer in der Nähe, in das ich diese Flaschenpost werfen kann. Daher stecke ich den Brief einfach in einen «kackbraunen» Umschlag.
    ***
    SMS von Sara an Berti 26. 01. 19:00
    Gib mir etwas Zeit, bitte!
    ***
    SMS von Berti an Sara 02. 02. 19:02
    Liebe Sara! Nun ist genau eine quälend lange Woche vergangen. Nimm
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