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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Die Wirkung seiner Worte überraschte ihn allerdings. Die junge Frau sah ihn erstaunt an, und in ihren Zügen spiegelte sich eine Verletzlichkeit, die ihn rührte. Gleichzeitig brachten ihr Geruch und die Nähe ihres weichen, prallen Körpers sein Blut in Wallung.
    Seit er unter die Soldaten gepresst worden war, fühlte er sich wie in einem langen Alptraum. Doch leider träumte er nicht, die heutige Nacht konnte tatsächlich seine letzte sein. Er würde das Beste daraus machen und nicht zu viele Gedanken an die guten Sitten vergeuden.
    Ihre Hand lag klein und weich in seiner, er führte sie an seine Lippen, bevor er sie losließ. Ohne seinen Blick von dem ihren zu lösen, legte er seine Hände um ihre Taille. »Ihr habt keine Angst?« Sie schüttelte den Kopf und errötete, wenn das Licht der unruhig brennenden Lampenkerze nicht täuschte. Sie war wie ein zum Pflücken einladender, süßer Apfel. Rosig und glatt. Und sauber. Wann war er zum letzten Mal so nah an einem Weib gewesen, das nicht stank? Von einer Woge des Verlangens getrieben, stand er auf, zog sie ebenfalls auf die Füße und nahm sie in seine Arme. »Helft mir beim Ausziehen. Wollt Ihr?«
    Wieder nickte sie. Da er sie aber nicht losließ, konnte sie kaum mehr tun, als die Arme weit genug zu heben, um an den Knebelknöpfen seines Lederkollers zu nesteln. Es wirkte so vertraut, wie ihre Hände sich an ihm zu schaffen machten, dass ihn ein wohliger Schauer überlief. Er streichelte ihre von der Natur gut gepolsterten Hüften. Überall hatte sie Fleisch, in das ein Mann mit Lust hineingreifen konnte. Der Anblick dieses Weibes war eine Wohltat nach all den mageren Marketenderinnen, die er in den vorigen Tagen beobachtet hatte. Da hatten nur diejenigen frauliche Formen, die ein zweites Leben unter dem Rock trugen.
    Ada hatte eine Figur wie vom großen Rubens gemalt. Mit einem tiefen Atemzug ließ er sie los und trat zurück, um sich schneller ausziehen zu können. Ada kreuzte die Arme vor ihrer Brust und legte fröstelnd eine Hand auf ihre Schulter. »Geht unter die Decke, wenn Ihr friert«, sagte er.
     
    Am Ende lag er schwer, heiß und feucht auf ihr, trotzdem rührte Ada sich nicht, so verwundert war sie von ihren neuen Gefühlen. Kaum war sie zu der Einsicht gekommen, dass ihre zweite Hochzeitsnacht zu den angenehmen Erlebnissen in ihrem Leben gehörte, fiel ihr wieder ein, wo sie war und was er gesagt hatte. Zwei von zwanzig seiner Abteilung würden das Gefecht überleben, hatte er geschätzt und ihr versichert, dass sie nach seinem Tod frei und gut gestellt sein würde, auch wenn sie keinen Erben für ihn austrug. Sie müsse nur schnell einen Brief von ihm, zusammen mit einer Abschrift der Heiratspapiere und ein paar eigenen Worten, an seinen todkranken Vater oder dessen Nachlassverwalter schicken.
    In ihrer Jugend hatte Ada sich nie ein Leben ohne Ehemann vorstellen können. Immer hatte sie sich einen Mann an ihrer Seite gewünscht, einen Vater für ihr Haus – weiser und gutmütiger als ihr eigener Vater. Es war ein Hohn des Schicksals, dass sie zweimal heiraten sollte, nur um beide Male gleich darauf ohne Mann dazustehen.
    Sie strich ihrem Gatten schüchtern über den Rücken und schauderte leicht, weil sein Bart sie an Hals und Schulter kitzelte, als er sie daraufhin küsste. Hoffnung keimte in ihr auf. »Was wäre, wenn Ihr nicht sterbt?«, fragte sie. Er küsste sie nicht mehr, schwieg und wurde starr, sodass Ada schon wusste, sie hätte nicht fragen sollen.
    »Redet nicht von morgen.«
    Ada biss sich auf die Lippen. Sie wollte ihn nicht verstimmen. Wenn er sich wünschte, den morgigen Tag zu vergessen, dann würde sie ihm dabei helfen.
    Entschlossener streichelte sie ihn nun, fuhr ihm ins aufgelöste lange Haar, das welliger und derber war als ihr eigenes, dennoch weich genug, um in ihr eine Zärtlichkeit zu erwecken, die ihr half, ihre letzten Hemmungen hinter sich zu lassen. »Wenn es nur diese Nacht gibt, ist sie zum Schlafen zu schade«, sagte sie tapfer. Erstaunt hob er den Kopf und sah ihr in die Augen. Als er lächelte, wusste Ada, dass sie den ganzen nächsten Tag dafür beten würde, dass er überlebte.
    »Ihr seid ja eine«, sagte er und presste ihr einen Kuss auf die Lippen, der etwas ganz Neues für Ada war, denn er galt nicht einer ehrbaren Frau, sondern einem losen Weib, das zu genießen verstand. Sie störte sich nicht daran, sondern nahm, was er gab, und lernte schnell, den lustvollen Zungenkuss zu erwidern.
     
    Lenz schwelgte
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