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Herrin der Qualen (German Edition)

Herrin der Qualen (German Edition)

Titel: Herrin der Qualen (German Edition)
Autoren: Adrian Pein
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die Kapuzen lassen nur die Konturen erahnen, die roten Lippen blitzen im Fackelschein, geschickt wenden die Wesen der Nacht ihre Köpfe so, dass man sie nicht beobachten kann, was ohnehin kaum einer der Männer wagt, die Furcht sitzt allen tief in den Knochen.
    Etliche Stunden später erreichen sie eine Burg in der Wüste, von der immer noch keine Karte existiert, da es wenige gibt, die sie durchquert haben und noch weniger, die wieder zurückkehrten und von ihr berichten konnten, die rote Sonne, soeben aufgegangen, lässt die schwarzen Mauern, die sich kaum gegen den Sand abheben, in einem düsteren Rot erstrahlen.
    Bizarre Türme, etliche an der Zahl, alle unterschiedlich hoch, jeder von ihnen anders geformt, der eine mit spitzem Turm, ein anderer niedriger mit flachem Dach, ähnlich wie ein Wasserturm an den Stadträndern. Keine Fahne, kein Hoheitszeichen bekundet, wer hier herrscht, Karol ahnt, dass dies auch überflüssig wäre, hier liegt das Ziel der Entführung, es wird mit Sicherheit die Heimat der Dunklen Damen sein.
    Dunkle Damen öffnen das Tor, bilden ein Spalier, mit kurzen Schwertern bewaffnet, bedrohlich, unüberwindbar, eine endgültige und absolute Gefahr, welche so eindringlich wirkt wie die Gebete in den Tempeln, die ohne Unterbrechung den ganzen Tag und auch oft nächtelang von den Priesterinnen und Tempelhuren wiedergegeben werden.
    Oft schon hat Karol die Dienste der Tempelhuren in Anspruch genommen, die Nacht auf deren Lager verbracht, sich bis zur Besinnungslosigkeit befriedigen lassen, stets gegen ein geringes Entgelt, in dem zügellosen Westland kann jedermann seinen Trieben frönen, jede Frau kopulieren, ohne Reue zeigen zu müssen. Jeder Mann ist verheiratet oder lebt mit mindestens einer Frau in einem Haus, lediglich die Männer, welche andere besteigen zu begehren, verstümmelte oder wenige einfältige Narren sind gezwungen, alleine ihre Wollust zu stillen.
    Die Männer werden in einen Saal getrieben, vor dem eine große unbewachsene Fläche liegt, lediglich drei vertrocknete, uralte Bäume zeigen, dass es hier vor langer Zeit Leben gab.

    Auf dem Thron am Ende des Saales sitzt ein Wesen, genauso gekleidet wie die anderen Dunklen Damen, ein schwarzer Mantel klafft etwas auseinander und lässt so die schenkelhohen Stiefel erkennen, welche ebenso jene hohen Absätze aufweisen, offensichtlich ein Zeichen ihrer Autorität, vielleicht aber auch einer uneingeschränkten Herrschaft oder möglicherweise einer außerordentlichen Grausamkeit, Karol wagt dies nicht zu beurteilen, hofft inständig, dass Letzteres nicht zutrifft.
    Langsam, bedächtig und majestätisch zugleich lässt sie ihre Kapuze nach hinten gleiten, Karol ist es möglich, ihr Gesicht erkennen, grüne Augen, die eigentlich schön zu bezeichnen wären, in einem hübschen Gesicht, wenn nicht diese schmalen Lippen, welche humorlos und unerbittlich, dunkelrot gleichsam wie der schwere Wein, schimmerten, den er vor wenigen Stunden noch genossen hatte.
    Also eine normale Dame, sicherlich als Frau geboren und kein Dämon, wie die Lamien oder die stinkenden Wesen in der nahen Wüste, welche schmatzend und gierig ihre Opfer vertilgen, dessen ungeachtet geben ihre blitzenden Augen zu erkennen, dass sie keine Gnade kennen würde oder zuvor jemals rücksichtsvoll oder gütig agiert hätte.

    „Ihr habt sicher schon erkannt, wo ihr seid, bei wem ihr nun angelangt seid. Für viele ist hier das Ende einer mehr oder minder langen Reise, für wenige noch ein mehr oder minder langes Verweilen hier auf dem Boden der Götter. Für einige ein langsamer und sehr qualvoller Weg, der letztendlich in die Dunkelheit führt, in die endgültige, wen dies trifft, dies hängt stets von dem einzelnen Manne ab!"

    Auch wenn ihre Sätze einfallslos und schon oft gesagt klingen, lassen sie Karol aufhorchen, es gibt einen Schimmer Hoffnung, oder es soll einen geben, wie die namenlose Dame meint.

    „Doch ihr könnt wählen – zwischen der Möglichkeit, eine Zeitlang zu überleben, oder den sofortigen Tod, schnell und schmerzlos. Wer den schnellen Tod wählt, soll jetzt vortreten oder sich fügen in sein weiteres Schicksal!"

    Kurzes Zögern in der Menge, dann tritt ein Mann vor und meldet sich zaghaft. „Bitte, Dunkle Dame, ich würde lieber sofort in die Dunkelheit gehen, als ein ungewisses Schicksal wählen."

    Die Dame auf dem Thron blickt ihn angewidert an. „Ich verabscheue Feiglinge, und du bist wohl einer. Nun denn, so will ich euch zeigen, was euch
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