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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lichteten, stand
André über ihm. »Alles in Ordnung?« fragte er.
Mike versuchte zu nicken, brachte aber kaum die Kraft
dazu
auf. »Was… was war das?« fragte er mühsam.
André zuckte mit den Achseln und sank auch auf die Knie, um
nach Sarah zu sehen. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Dasselbe hat er auch mit mir gemacht. Ich habe gedacht, mein Leben
wäre zu Ende, aber er hat mir nichts getan. Als ob er kein Interesse an mir hätte.« In diesem Moment öffnete Sarah die Augen.
Sie blinzelte ein paarmal, dann richtete sie sich mühsam auf und
sah sich um, verwirrt und benommen, als hätte sie Mühe, sich
zu erinnern, wo sie war.
»Sarah!« rief André. »Wie fühlst du dich? Bist du in Ordnung?«
Sarah nickte. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte
langsam: »Was ist geschehen?«
»Du erinnerst dich nicht?« wollte André wissen.
Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf, stöhnte und hob die
Hand an die Stirn. »Ich weiß nicht«, murmelte es. »Da war…
das Ungeheuer!« Sie stieß einen leisen Schrei aus, sprang auf
die Füße und sah sich wild um.
Mike hob beruhigend die Hand. »Keine Sorge!« sagte er rasch.
»Er ist fort. Er wird uns nichts mehr tun.« Diese
Behauptung
entsprang mehr seiner Hoffnung als wirklicher Überzeugung,
aber sie schien das Mädchen trotzdem zu beruhigen. Sarah hörte auf zu zittern, aber sie sah Mike und André vollkommen verstört an.
»Versuch dich zu erinnern!« sagte Mike beschwörend. »Was
ist geschehen? Was hat er mit dir gemacht?«
»Gemacht?« Sarah blickte ihn verständnislos an. »Ich
verstehe nicht… was… was meinst du?«
Mike hätte vor Hilflosigkeit beinahe aufgeschrien. Er
hatte
das Gefühl, der Wahrheit ganz nahe zu sein. Aber immer, wenn
er danach greifen wollte, huschte sie im letzten Augenblick
davon.
Sie ist jetzt so wie ihr. Das war es, was Astaroth gesagt hatte. Nicht mehr wie Serena. Aber was um alles in der Welt hatte er
damit gemeint?!
    Sie ist jetzt so wie ihr, nicht mehr so wie Serena. Viele sind
hier wie sie.
Und dann, ganz plötzlich, von einem Sekundenbruchteil auf
den anderen, wußte er es. Die Erkenntnis stand so klar und
deutlich in seinem Bewußtsein, daß es keinen Zweifel daran gab.
»Um Gottes willen!« stöhnte er. »André, ich weiß jetzt, was das
alles bedeutet.« Er fuhr herum und deutete auf den Ausgang.
»Schnell! Wir müssen zu Serena und den anderen! Vielleicht
können wird das Schlimmste noch verhindern!«
Er rannte los, ehe André auch nur den Mund aufmachen
konnte, um eine Frage zu stellen.
    Obwohl Mike rannte wie nie zuvor im Leben, hörte er schon von
weitem, daß sie zu spät kamen. Der Lärm der Schlacht drang
ihnen entgegen, als sie sich dem Stadttor näherten, ein Dröhnen und Klirren, in das sich immer wieder gellende Schreie
mischten, und über der Mauer tobte ein Gewitter aus blauen
Blitzen und knisternder, magischer Energie.
Als sie durch das Tor stürmten, erwartete sie ein entsetzlicher
Anblick.
    Serena hatte sich nicht damit begnügt, die Männer mitzunehmen, die bei dem Überfall auf die NAUTILUS dabeigewesen
waren, sie hatte jeden mitgebracht, der in der Lage war, eine
Waffe zu halten – Männer, Frauen, aber auch Kinder und Alte.
Von den knapp dreihundert Mitgliedern des Volkes waren sicher
zweihundertfünfzig vor den Toren der alten Stadt erschienen, um
Serena bei ihrem Krieg gegen die Fischmenschen zu unterstützen.
Und wie es aussah, waren sie ihr geradewegs in den sicheren Tod
gefolgt.
    Der Platz vor dem Tor war eine Falle.
Es waren Hunderte und aber Hunderte von Fischmenschen,
die Serena und ihrem zusammengewürfelten Heer hier aufgelauert hatten. Der Kampf konnte erst vor kurzem entbrannt
sein, aber der Widerstand des Volkes begann schon jetzt zu erlahmen. Dutzende von ihnen lagen bereits reglos auf dem Boden, und das Häufchen Überlebender wurde unbarmherzig weiter zusammengetrieben. Die Menschen wehrten sich tapfer, mit
Schwertern, Gewehren, Messern oder auch einfach nur Knüppeln, aber die Übermacht war einfach zu groß. Wäre Serena
nicht gewesen, dann wären sie wahrscheinlich schon im ersten
Augenblick einfach überrannt worden.
Das Mädchen stand im Zentrum des kleiner werdenden Kreises
Verzweifelter, die den Ansturm der Fischmenschen aufzuhalten
versuchten, und sie hatte ihre magischen Kräfte nunmehr vollends entfesselt. Direkt über ihr blitzte und wetterleuchtete es
ununterbrochen in der Luft. Serenas Gestalt war von blauen
Flammen umgeben. Sie stand da wie ein
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