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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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uns hierhergebracht hat – das euch
alle hergebracht hat – hat nach euch gesucht. Nach Menschen
wie euch, in denen noch etwas vom Erbe der Atlanter schlummerte.«
Serena schwieg weiter. Der Ausdruck von Haß war aus ihrem
Gesicht verschwunden.
»Sie alle sind in irgendeiner Form Nachkommen der alten Atlanter«, fuhr Mike fort. »Deshalb hat die Qualle die Schiffe angegriffen, auf denen sie waren, und sie hierhergebracht. Und
deshalb hat sie auch die NAUTILUS angegriffen. Nicht vorher.
Nicht in all den Monaten, in denen wir allein an Bord waren, und
nicht in all den Jahren, in denen mein Vater auf ihr gefahren ist.
Erst als du an Bord gekommen bist, hat sie sich auf unsere Spur
geheftet. Du weißt, daß es so ist.«
»Und?« sagte Serena trotzig. »Was ändert das?«
»Alles«, antwortete Mike. Er deutete auf Sarah. »Sich sie dir
an. Ihr ist nichts geschehen. Er hätte sie töten können, vollkommen mühelos. Aber er hat es nicht getan. Er hat sich nur genommen, was ihm gehört. Mehr will er nicht, und mehr hat er
nie gewollt.« Er hob die Stimme noch ein wenig mehr. »Gebt
ihm zurück, was ihm gehört, und er wird euch in Frieden gehen
lassen, das verspreche ich euch. Er will nicht eure Leben. Er
will nur die magische Kraft, die in euch schlummert.
Er
braucht sie, denn ohne sie kann er nicht leben.«
Mike schwieg eine Sekunde, dann atmete er tief ein
und
fuhr, wieder leiser, aber jetzt direkt an Serena gewandt, fort:
»Und dasselbe gilt für dich. Er wird dir nichts tun. Wenn es
dein Tod wäre, den er wollte, hätte er dich längst vernichtet.«
Serena riß die Augen auf. »Du weißt ja nicht, was du da redest!« keuchte sie. »Du verlangst tatsächlich von mir, daß ich…
daß ich dort hineingehe und mich diesem…
diesem Ungeheuer ausliefere? Dem Monster, das mein gesamtes Volk ausgelöscht
hat?!«
»Aber das hat es nicht, Serena«, sagte Mike sanft. »Es waren
die magischen Kräfte deiner Vorfahren, die ihnen am Ende zum
Verhängnis wurden. Die Magie, die nicht die ihre war und mit
der sie nicht richtig umzugehen verstanden.«
Serena schwieg. In ihrem Gesicht tobte ein Sturm einander
widerstrebender Gefühle. Sie zitterte.
»Du weißt, daß ich die Wahrheit sage«, sagte Mike leise. »Du
hast es die ganze Zeit über gewußt, nicht wahr? Bitte, Serena!
Diese alte Feindschaft muß enden. Geh und gib ihm zurück, was
ihm gehört, und all diese Menschen hier werden endlich in Frieden leben können. Du brauchst die Magie nicht. Keiner von uns
braucht sie. Sie hat schon einmal zum Untergang eines Volkes
geführt. Willst du wirklich, daß es wieder geschieht?«
Serena zitterte immer heftiger. »Nein«, flüsterte sie.
»Aber ich… ich kann nicht. Ich glaube dir nicht.«
Sie mußte in Mikes Gedanken längst gelesen haben, daß er
die Wahrheit sagte. Aber Mike verstand auch, warum sie sich
noch immer gegen diese Erkenntnis zu wehren versuchte. Niemals zuvor konnte ihr eine Entscheidung so schwer gefallen
sein wie diese. »Dann frag ihn.« Mike deutete auf Astaroth. »Er
war dabei. Er wird dir bestätigen, daß ich die Wahrheit sage.«
Serena blickte den Kater lange an. Sie rührte sich
nicht,
und auch Astaroth stand vollkommen reglos da, aber allen war
klar, daß zwischen dem Mädchen und dem einäugigen Kater
eine stumme Zwiesprache stattfand. Und schließlich drehte
sich Serena wieder zu Mike herum und nickte.
»Also gut«, sagte sie. »Ich… gehe. Aber ich habe furchtbare
Angst.«
»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Sarah. Sie hatte
sich aus der Umarmung ihres Vaters gelöst und kam auf Serena zu. »Ich werde dich begleiten. Er hat mir nichts getan, und
er wird auch dir nichts tun. Ich weiß es.« Sie lächelte Serena
aufmunternd zu und hielt ihr die ausgestreckte Hand entgegen,
und nach einer Sekunde des Zögerns griff Serena danach. Die
beiden Mädchen drehten sich Hand in Hand herum und begannen auf die Alte Stadt zuzugehen. Einer der Fischmenschen
vertrat ihnen den Weg und streckte die Hand nach Serena aus.
Mikes Herz machte einen Sprung in seiner Brust, und ein Gefühl eisigen Entsetztens breitete sich in ihm aus. Hatte er sich
getäuscht? Hatte Serena am Ende recht gehabt, und dies alles war
nur eine Falle gewesen? Aber da löste sich die gewaltige Hand
des Fischmenschen wieder von Serenas Schulter, und das Mädchen trat mit einem hörbaren Seufzen zurück und ließ Sarahs
Hand los. »Was –?« begann Mike. »Geht«, sagte Serena. Sie atmete mühsam ein und wiederholte
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