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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beruhigen
– und
genauso offensichtlich wie er nicht überzeugt von dem, was er
sagte. »Spätestens dann wird es uns wieder loslassen.«
    »Falls wir dann noch am Leben sind«, fügte Ben hinzu. »Und
falls es bis dahin nicht so tief getaucht ist, daß uns der Wasserdruck einfach zerdrückt.«
    Trautman verdrehte die Augen, und Mike warf Ben einen
mordlüsternen Blick zu. Er hatte einmal gehört, daß Diplomatie eine Erfindung der Engländer war. Wenn das stimmte, dann
stellte Ben wohl die berühmte Ausnahme dar, die die Regel bestimmte.
    »Geht jetzt in eure Kabinen«, sagte Trautman befehlend, offenbar um einem eventuell ausbrechenden Streit vorzubeugen. »Ich sage auch sofort Bescheid, wenn es etwas Neues
gibt.«
    Chris gehorchte sofort, während Ben Trautman stirnrunzelnd
ansah, sich aber dann achselzuckend abwandte und ebenfalls zur
Tür ging. Auch Mike war verblüfft. Eigentlich war es nicht
Trautmans Art, sie wie kleine Kinder ins Bett zu schicken, wenn
es ihm beliebte. Im Gegenteil: Seit dem ersten Tag, an dem sie
zusammen waren, hatte Trautman sie stets wie Gleichberechtigte behandelt. Sie hatten alle Probleme gemeinsam besprochen
und gelöst. Niemals hatte er den Erwachsenen herausgekehrt.
Das war auch einer der Gründe, aus denen der alte Mann den
Jungen so ans Herz gewachsen war. Um so mehr überraschte
Mike jetzt Trautmans Verhalten.
    Aber Trautman wiederholte seine auffordernde Geste,
und
schließlich trollte sich auch Juan und der Franzose. Als Mike
sich jedoch ebenfalls umdrehen und gehen wollte, hielt Trautman
ihn mit einem Wink zurück. Gleichzeitig deutete er ihm, still zu
sein. Mike warf einen Blick zur offenen Tür, durch die Juan und
André gerade verschwunden waren. Ganz offensichtlich wollte
Trautman nicht, daß die anderen merkten, daß er noch etwas
mit ihm zu besprechen hatte, und auch das war ungewöhnlich.
Sie hatten keine Geheimnisse voreinander.
    »Was… gibt es denn noch?« fragte er zögernd. Trautman ging
an ihm vorbei und schloß die Tür, ehe er antwortete. »Entschuldige die Geheimnistuerei«, sagte er, »aber ich wollte die
anderen nicht unnötig beunruhigen.«
    Mike sagte nichts, aber er schluckte. Zumindest ihn
hatte
Trautman mit diesen Worten noch mehr beunruhigt.
»Serena hat wirklich nur das gesagt?« vergewisserte
sich
Trautman. »Die Alten?«
»Soviel ich weiß, ja«, antwortete Mike. »Astaroth hat
mich
noch nie belogen. Warum?«
Trautman antwortete nicht darauf, aber er tauschte einen
Blick mit Singh, der als einziger zurückgeblieben war.
»Sie wissen, was dieses Wort bedeutet«, vermutete Mike.
»Dein Vater hat es ein paarmal erwähnt«, sagte Trautman. »Er
hat mir nie gesagt, wer diese Alten sind. Aber jedesmal, wenn er
dieses Wort aussprach, war er sehr ernst. So, als spräche er über
etwas, was ihm furchtbare Angst macht.«
Mike spürte ein eisiges Frösteln. Astaroths Worte fielen ihm
wieder ein: Ihre Träume machen mir angst.
Trautman ging zu dem großen Tisch in der Mitte des Salons,
zog eine Schublade auf und nahm eine zusammengerollte Karte heraus, die er auf dem Tisch ausbreitete. Als Mike neben
ihn trat, erkannte er, daß es
sich um eine Karte des Atlantik
handelte.
»Wir sind ungefähr hier«, sagte Trautman und deutete auf einen Punkt irgendwo zwischen der Halbinsel Florida und den
Bermuda-Inseln. »Ich nehme nicht an, daß dir das etwas sagt?«
Mike verneinte. »Sollte es das?«
»Nur, wenn du dich für Seefahrt interessierst«, sagte Trautman. »Dieses Gebiet ist bei allen Seefahrern bekannt – und gefürchtet. Seit es Menschen gibt, die zur See fahren, verschwinden hier immer wieder Schiffe.« »Verschwinden? Sie meinen:
sinken?«
»Die meisten sicher«, antwortete Trautman. »Aber einige verschwinden auch einfach. Wenn ein Schiff sinkt, findet man fast
immer irgend etwas: Überlebende, ein leeres Rettungsboot,
Wrackteile, Trümmer… Aber hier nicht. In diesem Seegebiet
verschwinden immer wieder Schiffe einfach spurlos, und niemand hat eine Erklärung dafür.«
»Bis jetzt«, murmelte Mike. »Sie meinen, es… es ist die Riesenqualle?«
»Die Vermutung liegt zumindest auf der Hand«, sagte Trautman.
»Und was hat das mit den Alten zu tun?« fragte Mike. »Das
weiß ich nicht«, antwortete Trautman.
»Aber dieses Schiff stammt aus Atlantis. Dein Vater wußte
das. Er wußte viel über das untergegangene Volk der Atlanter,
wahrscheinlich mehr als irgendein anderer Mensch auf der
Welt. Und jetzt haben wir eine echte
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