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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bloß?« murmelte Ben kopfschüttelnd. Er verzog
das Gesicht. »Es sieht… fast lebendig aus. Und ziemlich ekelhaft.«
    Mike konnte ihm nur zustimmen. Und noch etwas: Er hatte das
Gefühl, eigentlich genau zu wissen, was er da sah. »Warten wir,
bis Singh und Juan zurück sind«, sagte er. »Vielleicht haben sie
etwas herausgefunden.« Juan und der Inder hatten den Salon
verlassen, um die NAUTILUS gründlich zu inspizieren.
    Wie auf ein Stichwort hin tauchten die beiden in diesem
Moment unter der Tür auf. Juans Gesicht war so finster, daß
Mike sich die Frage sparte, ob es von irgendeinem Bullauge aus
etwas anderes zu sehen gab als von hier. Singh wirkte völlig
unbewegt, aber das hieß gar nichts. Singh hätte auch dann noch
vollkommen ungerührt dreingesehen, wenn ihm der Himmel
auf den Kopf gefallen wäre.
    »Nun?« fragte Trautman.
»Nichts«, antwortete Juan mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln.
»Ich war oben im Turm, aber da sieht es genauso aus wie hier.
Ich fürchte, das Zeug ist um das gesamte Schiff herum.«
Trautmans Mine verdüsterte sich noch mehr. Er wandte sich
an Singh.
»Unten ist es dasselbe«, sagte Singh in einem Ton, als hätte
man ihn gefragt, wie das Wetter sei. »Die Bodenschleuse läßt
sich zwar noch öffnen, aber draußen ist kein Wasser, sondern
nur noch diese Masse.« Er hob die Hand. »Ich habe etwas davon mitgebracht, hier. Es ist ziemlich zäh. Ich hatte Mühe, es mit
dem Messer herauszuschneiden.«
Mike verzog das Gesicht, als er den widerwärtigen Geruch
verspürte, der von dem weißen Zeug in Singhs Hand ausging.
Trotzdem trat auch er wie alle anderen neugierig näher, während Singh es zum Tisch trug und darauf ablegte.
Es sah tatsächlich wie eine Art Fleischklumpen aus,
der
ziemlich grob aus einem größeren Stück herausgeschnitten worden war. Er war weiß, fast durchsichtig, und aus den Schnittflächen sickerte eine farblose, zähe Flüssigkeit, die aber auch kein
Wasser war. Der Gestank, den das Stück verstömte, war wahrhaft atemberaubend.
»Es hüllt die ganze NAUTILUS ein«, erklärte Singh weiter.
»Bis jetzt ist es nirgendwo eingedrungen, aber es scheint auch
keinen Weg hinaus zu geben.«
Mike mußte daran denken, wie sich der Schatten über den der
NAUTILUS gelegt hatte. Es hatte tatsächlich so ausgesehen, als
ob irgend etwas die NAUTILUS verschlang.
»Was ist das nur?« fragte Ben kopfschüttelnd. Er nahm ein
Messer vom Tisch und berührte den weißen Brocken mit
seiner Spitze. Er zuckte leicht, als wäre noch immer Leben in
ihm. Ben zog eine Grimasse und trat wieder einen Schritt vom
Tisch zurück. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Doch«, widersprach Mike. »Das hast du.« Plötzlich wußte
er, wieso ihm dieses sonderbare Etwas draußen vor dem
Bullauge bekannt vorgekommen war, trotz allem. Ben und die
anderen blickten ihn erstaunt an.
»Wir alle haben es schon einmal gesehen. Nur größer.« Mike
machte eine Kopfbewegung auf die weiße Masse auf dem Tisch.
»Das da ist ein Stück von einer Qualle.« Ben, Juan und die beiden anderen Jungen rissen erstaunt die Augen auf, während
Trautman die Hand hob, als ob er sich damit vor die Stirn
schlagen wollte.
»Eine Qualle von der Größe der NAUTILUS?« Ben versuchte
seiner Stimme einen spöttischen Klang zu verleihen, aber es
gelang ihm nicht ganz. »Lächerlich.«
»Natürlich«, sagte Trautman kopfschüttelnd. »Wieso bin ich
nicht schon längst darauf gekommen?«
»Weil es völlig verrückt ist!« sagte Ben aufgebracht. »Eine
hundert Meter große Qualle! Das ist… lächerlich.«
Mike deutete auf das Fenster und sagte: »Sieh doch mal dorthin. Und dann lach weiter.«
Ben funkelte ihn an, aber Trautman unterbrach den
drohenden Streit mit einer energischen Geste. »Hört auf, ihr beiden«,
sagte er. »Das führt zu nichts. Laßt uns lieber gemeinsam
darüber nachdenken, was wir tun können.«
»Aber wenn es doch nur eine Qualle ist, dann kann sie uns
doch gar nichts tun, oder?« fragte Chris. »Ich meine, eine Qualle
ist doch nicht gefährlich, oder?«
»Ich habe keine Ahnung, wie gefährlich eine Qualle
von
dieser Größe ist«, antwortete Trautman. »Ich glaube nicht, daß
sie die NAUTILUS ernsthaft beschädigen könnte, wenn du das
meinst.«
»Ich verstehe überhaupt nicht, warum es uns angreift«, sagte
Ben nachdenklich. »Ob es uns für… für eine Art Beute hält?«
»Das ist durchaus möglich«, antwortete Trautman.
»Für ein Geschöpf dieser enormen Größe könnten
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