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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten
Autoren: Sibylle Meyer
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schaute zu Tina, die sich köstlich mit einem jungen Mann zu amüsieren schien. Na, zumindest ihre Schwester hatte ihren Spaß heute Abend! Julie konzentrierte sich einfach auf die Musik und versuchte das ganze Drumherum auszublenden. Wenn die Männer nun langsam anfingen, sie blöde zu finden, interessierte das sie herzhaft wenig. Sie wollte einfach ihre Ruhe, es war sowieso niemand Interessantes unter ihnen. Noch eine Stunde, dann würde sie Tina sagen, dass sie gehen würde. Nur das zählte. Tina würde sicherlich maulen, aber das hatte sie dann umsonst! Julie war nur froh, dass der DJ keine langsame Schmusemusik spielte, denn sie hatte nun wirklich keine Lust, sich auch noch von einem dieser Schickimickitypen umarmen und begrapschen zu lassen. Wieder suchte ihr Blick Tina. Die Chancen, dass Tina die Tanzfläche verlassen hatte, um wenigstens mal einen Schluck zu trinken, standen äußerst schlecht. Da sah sie sie auch bereits. Noch immer tanzte sie mit dem jungen Mann, der mittlerweile deutlich näher an sie heran getanzt war. Na ja, sollte Tina doch ihren Spaß haben. Julie wusste, dass ihre Schwester niemals wirklich etwas anfangen würde. Dazu war sie zu treu. Julie schloss die Augen und stellte sich vor, sie wäre alleine hier.
    Als sie sie wieder öffnete und dann doch einmal vom Boden aufschaute, war es reiner Zufall, dass sie einen Blick auf ihren jetzigen Tanzpartner warf. Ihr stockte der Atem! Dieser Mann, er war einfach der Inbegriff all ihrer Träume. Er musste einfach der Traum jeder Frau sein, dachte Julie. Julie war eigentlich keiner Bewegung mehr fähig, und doch tanzte sie weiter. Irgendwie. – Eine Gänsehaut lief ihr den Körper hinunter. Ihr wurde plötzlich heiß und kalt. Alles auf einmal. Ihr eigener Herzschlag drang ihr in die Ohren, laut wie Trommelschläge. Schweiß schien ihren Körper zu bedecken. Krampfhaft versuchte sie sich zu beruhigen, ihren Blick abzuwenden. Doch es war ein sinnloses Unterfangen in Anbetracht dieses Mannes! Sie starrte ihn an und in ihren Augen lag wohl derselbe Glanz, der in Kinderaugen liegt, wenn sie den Weihnachtsmann sehen. Julie zitterte. Ihr ganzer Körper schien zu beben. Dieser Mann- er war ihr Traum!
    Sein Haar war tiefschwarz und wellig. Seine Augen- nie hatte Julie in solche Augen geblickt! Sie waren dunkel, fast schwarz und aus ihnen strahlte ein Feuer, das sie noch um den Verstand bringen würde. Plötzlich verblasste die Welt um sie herum. Alles rückte in weite Ferne, die Musik, die Menschen, die Lichter. Sie sah nur noch diese schwarzen Augen, die in einem phosphoreszierenden Licht zu leuchten schienen. Sie fühlte sich von einer starken Kraft gehalten; sie hätte sich fallen lassen können und hätte trotzdem keinen Millimeter ihrer Haltung eingebüßt. Sie versank in diesen Augen und ihr Wille, ihr rationales Denken war nicht mehr vorhanden. Sie fühlte sich wie ein atomares Teilchen, das schwerelos durchs All trieb, aber das, auch ohne sich Gedanken über das Wieso und Warum zu machen, in eine bestimmte Richtung getrieben wurde. Und all das war so verdammt richtig!
    Doch plötzlich änderte sich wieder alles. Auf einmal war die Musik wieder da und auch die Tänzer um sie herum. Im gleichen Augenblick gaben ihre Knie nun endgültig unter ihr nach. Und wieder war da eine Kraft, die sie hielt. Diesmal waren es die starken Arme ihres Tanzpartners. Julie blinzelte, viel zu durcheinander, um die Situation als peinlich zu empfinden.
    „Alles in Ordnung?“ fragte ihr schwarzhaariger Retter. Julie nickte nur stumm. Und dann brachte sie sogar ein Lächeln zustande. Sie versuchte sich nun wieder ganz auf die Musik zu konzentrieren, konnte aber nicht umhin, ihren Tanzpartner wieder zu bestaunen. Er besaß einen Body, den man nur als vollkommen bezeichnen konnte. Und wie er seine Hüften zur Musik wiegte- er schien jeden Ton erfunden zu haben. Wieder wechselten sich Hitze und Kälte in ihr ab. Niemals zuvor hatte sie so etwas bei einem Mann erlebt. Und dabei kannte sie ihn überhaupt nicht! Trotzdem verblasste ihr Umfeld wieder; wenn auch dieses Mal auf eine ganz andere Art, die ihr Denken nicht völlig ausschloss. Kurz blitzte in ihr der Gedanke auf, dass man das, was sie jetzt dachte, wohl kaum als Denken bezeichnen konnte. Sollte es ihr nicht wenigstens peinlich sein, wie sie ihn anstarrte? Vermutlich ja. Aber all diese Gedanken halfen nichts. Ihre ganze Konzentration galt nur noch ihm. Nichts war mehr von Belang, nur noch dieser Mann! Dabei war er
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