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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten
Autoren: Sibylle Meyer
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Damen.“
    Das Riverboot verfügte über einen Garten, der irgendwie einzigartig war. Eigentlich handelte es sich um einen Hof, der ziemlich unschön von einer hohen Backsteinmauer umgeben war, aber der Besitzer des Riverboots hatte diesen kahlen Hof zu etwas Wunderschönem verwandelt. In seiner Mitte gab es eine ca. 9 m² große Pflanzfläche, wo Mahonien neben Stechpalmen, Mispeln und einigen Rankepflanzen ein dichtes Grün stellten, in deren Mitte ein großer Springbrunnen eingebaut war. Die hohe Fontaine wurde durch einen Strahler und einer Buntglasscheibe, in immer wieder andere Farben getaucht. Grün, Rot, Blau und Gelb, das durch die Wasserperlen eher wie Gold wirkte. Das ganze Arrangement wurde durch eine leichte Umzäunung, die nur aus einer einzigen Holzlatte bestand, umrandet. Drumherum war die Bank aufgestellt, die aus zwei hellen Holzlatten bestand und ganz ohne Lehne auskam. An den Mauerseiten waren Pflanzkübel aufgestellt, die im Abstand von eineinhalb Metern den Blick auf die hässlichen Steine verwehrten. In ihnen blühten Bougainvillea in Pink und Plumbago in Weiß.
    Das Ganze wurde durch eine dezente Beleuchtung in anheimelnder Farbe getaucht. Eigentlich war dieser Hofgarten ein echter Schatz für jeden Verliebten, dachte Julie und fragte sich, weshalb sie gerade Eugeñio ansah. Peinlich berührt senkte sie ihren Blick.
    „Nun kommt schon, setzt euch! Meine Füße brauchen mal ´ne kleine Pause!“ rief Tina ihnen zu, die schon auf der Bank saß und ihnen zwei Plätze frei hielt.
    „Eugeñio hört sich so nach Bella Italia an. Sind Sie Italiener?“ platzte Tina heraus.
    Eugeñio lächelte. Oh Gott, dachte Julie, sie hatte noch nie ein so charmantes Lächeln gesehen.
    „Spanien. Ich komme aus Spanien.“ Antwortete er, immer noch dieses Lächeln im Gesicht.
    „Aber sie haben gar keinen Akzent. Ich meine ...“
    Eugeñio nickte. „Ich lebe auch schon sehr lange hier. – Und Sie beide haben sich heute also mal einen freien Abend gegönnt?“
    Bei jedem anderen hätte so eine Frage sicherlich überheblich geklungen; nicht so bei ihm. Tina lachte.
    „So in etwa! Sieht man mir etwa die Familie an?“
    „So habe ich es nicht gemeint. Aber vielleicht, so ein wenig.“
    „Na, dann werd ich mich mal wieder ins Getümmel stürzen. Ihr zwei könnt ja noch eine Weile hier bleiben.“ sagte Tina und war auch schon verschwunden.
    Oh Gott, war das peinlich! Tina versuchte also mal wieder ihr Glück sie zu verkuppeln, dachte Julie zähneknirschend. Doch Eugeñio lächelte nur wieder.
    „In der Tat, mir gefällt es hier ganz gut. Die Luft ist so angenehm. Aber wenn Sie gerne tanzen wollen …“
    Julie schüttelte den Kopf. „Nein, etwas von dieser süßen Nachtluft könnte ich auch noch vertragen.“
    „Sie sind nicht oft hier? Ich habe Sie noch nie hier gesehen.“ Plapperte sie drauf los.
    Eugeñio schüttelte den Kopf.
    „Sie haben mich ertappt. Eigentlich brauche ich nur selten solch laute Musik. Ich bin eher der stille Typ. Und Sie?“
    „Na ja, eigentlich mag ich Discomucke ganz gerne. Aber so oft bin ich auch nicht hier. Tina hat mich heute sozusagen überredet.“
    „Da bin ich ihrer Schwester aber dankbar, dass ich Sie kennenlernen durfte. Sie sind eine außergewöhnliche Frau, Julie.“
    Verblüfft sah Julie in seine Augen. Machte er Scherze? Er kannte sie doch gar nicht!
    „Sie kennen mich doch gar nicht. Woher also wollen Sie das wissen? Oder sagen sie so etwas jeder Frau gleich beim Kennenlernen?“
    „Denken Sie, dass es so viele Frauen in meinem Leben gibt?“
    Wieder zog sich eine Augenbraue etwas nach oben, das hatte sie vorhin auch schon einmal bei ihm gesehen. Seine Augen blieben bemerkenswert ernst.
    Julie zuckte die Schultern. „Ist es so?“
    Oh Gott, was machte sie hier eigentlich? Diskutierte sie tatsächlich mit einem Mann, den sie vor wenigen Minuten kennengelernt hatte, wie viele Frauen er kannte? Das war doch albern! Aber sie ertappte sich dabei, dass es sie wirklich interessierte. Hoffentlich merkte er das nicht!
    Sie saßen noch beinahe eine Stunde draußen, unterhielten sich, und die Unterhaltung wurde immer persönlicher. Dann nahm er plötzlich ihre Hand, zog sie von der Bank und steuerte wieder das Lokal an.
    „Komm lass uns tanzen!“
    Julie folgte ihm lachend.
    Von Tina war nichts zu sehen, und der DJ spielte gerade die langsamen Songs. Eugeñio zog sie fest an sich, legte seinen starken Arm um ihre Taille und dann begannen sie sich, wie von selbst, zur Musik
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