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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten
Autoren: Sibylle Meyer
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wiedermal zu einem seiner Geschäftsessen. Die Kleine ist bei Schwiegermama und nun bin ich ganz alleine. Da dachte ich, wir könnten mal wieder was zusammen unternehmen. Was hältst Du vom Riverboot?“
    Auch das noch! Julie hatte doch heute vor, sich mal so richtig auszuruhen, abzuschalten von all den Aufregungen und Missverständnissen der letzten Tage, und nun wollte ihre Schwester ausgehen! Aber eigentlich, so ging es Julie durch den Kopf, war das nun auch wieder keine so schlechte Idee. Wann waren sie das letzte Mal zusammen wirklich aus gewesen? Julie stimmte schließlich zu. Das Riverboot war ein Tanzlokal, das in seiner Größe schon fast als Disco durchgehen konnte.
    Als Tina um halb neun vor der Tür stand, war Julie zum Ausgehen bereit. Sie hatte sich für ein kurzes, weißes Kleid entschieden, das ihre langen, schlanken Beine wohlwollend zur Geltung brachte. Ihrem glatten, blonden Haaren hatte sie eine kräftige Innenwelle verpasst und ihr Make-up dezent gewählt. Ihre dunkelblauen Augen hatten ihren alten Glanz wieder. Dennoch fühlte Julie sich nicht wirklich gut. Irgendwas fraß immer noch in ihr. Auch wenn sie sich mittlerweile eingestanden hatte, dass sie froh war, nicht mehr mit Mark zusammen zu sein, war es doch kein gutes Gefühl, auf diese Art abserviert zu werden. Hätte er ihr nicht einfach sagen können, dass er sich trennen wollte? Stattdessen hatte er dafür gesorgt, dass sie ihn in den Armen einer anderen Frau sah und er hatte den Spieß auf eine Art umgedreht, die einfach unfair war. Tina unterbrach ihre Gedankengänge.
    „Man Kleine, du siehst aus als gingst du zu Deiner eigenen Beerdigung! Dieser Kerl ist es einfach gar nicht Wert. Kopf hoch, heute werden wir uns amüsieren!“
    Klar, dass Tina nicht verstand, was Julie wirklich empfand.
    Sie schnappten sich ein Taxi und wenig später standen sie an der Bar im Riverboot. Doch hier ging es Julie fast noch schlechter. Kopfschmerzen hatten sich eingestellt und sie hatte an alles gedacht, außer daran, ihre Packung Aspirin einzustecken.
    „Was willst du trinken?“ fragte Tina grade. Als Julie nicht gleich antwortete, bestellte sie kurzerhand zwei Bacardi-Cola. Eigentlich gehörte Bacardi-Cola zu ihren Lieblingsgetränken, aber heute blieb ihr der erste Schluck beinahe im Hals stecken. Sie hustete. Ärgerlich stellte sie fest, dass sie dadurch gekleckert und ihr schönes, weißes Kleid nun einen Fleck abbekommen hatte. Am liebsten wäre sie aufgestanden und wieder gegangen. Aber ein kurzer Blick zu Tina sagte ihr, dass sie das gleich wieder vergessen sollte. Tina würde sie nicht gehen lassen. Also nahm sie sich vor, nun doch gute Mine zum bösen Spiel zu machen und ihrer Schwester den Abend nicht zu verderben. Aber allzu lange würde sie trotzdem nicht bleiben. Julie blickte auf ihre Armbanduhr. Bis Mitternacht würde sie es aushalten und danach einen Grund erfinden, um gehen zu können. Julie sah sich um. Im Stillen schüttelte sie den Kopf. Die Leute hier waren alle so öd! Hier wäre Mark wirklich gut aufgehoben. Kein Rückgrat, keine Prinzipien. Die Männer waren wohl das Schlimmste. Benahmen sich, als wären sie Ausstellungstücke einer Galerie! War ihr das vorher auch so vorgekommen? Innerlich zuckte sie die Achseln.
    „Schau Dich doch mal um.“ sagte Tina plötzlich. „Ist hier denn niemand Interessantes dabei?- Sieh` doch mal, der da hinten. – Ist der nicht süß?“
    Und schon wieder wollte Tina sie verkuppeln! Würde sie denn niemals aufgeben?! Julie hatte schon oft versucht ihrer Schwester klar zu machen, dass sie keinen Mann brauchte, um glücklich zu sein. Aber jedes Mal war es darauf hinausgelaufen, dass Tina ihr zwar Recht gab, aber ansonsten änderte sich nichts.
    „Also weißt Du!“ sagte sie deshalb auch nur. „Diese Schickimickitypen hier! Als ob ich auf so was stehen würde. Mark war so einer. Erinnere dich bitte, den fandest du auch ganz toll.“
    Das saß! Tina machte einen Rückzieher.
    „Ok. Ok. Reg dich nicht auf. Ich will dich nicht wieder verkuppeln. Ehrenwort. Aber tanzen können wir doch? Dazu sind wir doch schließlich hier.“
    Julie holte tief Luft. Na also! Sie stand auf und ließ sich von ihrer Schwester zur Tanzfläche ziehen. Schon bald gesellten sich die ersten Männer zu ihnen. Julie fand laufend neue Tanzpartner. Aber das war ihr alles egal. Sie wollte mit keinem einen Flirt anfangen, nicht einmal eine Unterhaltung. Ihr war schlecht und sie sehnte sich nach der Stille ihrer Wohnung. Sie
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