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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten
Autoren: Sibylle Meyer
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Sonst .. vielleicht …“ Sie verschluckte die letzten Worte. Wäre sie wirklich sonst dem Mörder begegnet? Vielleicht war die Frau zu einem ganz anderen Zeitpunkt umgebracht worden. Vielleicht sponn sie sich jetzt in ihrer Fantasie einfach zu viel zusammen? Aber dieses merkwürdige Gefühl von drohender Gefahr hatte sie ja vor dieser Straße stoppen lassen. Also war sie doch nicht verrückt! Sie sah Eugeñio an. Etwas in seinen Augen sagte ihr, dass er im Moment richtige Angst hatte. Angst um sie! Irgendwie fühlte sie sich plötzlich wieder besser. Sie lächelte ihn an.
    „Na ja, ist ja nichts passiert! Also lassen wir uns davon nicht den Tag vermiesen. Jetzt, wo ich mein Eis hatte, würde ich zu gerne, die Kalorien wieder abtanzen.“
    Auf dem Rückweg schmiegte sie sich an ihn. Zuerst hatte Julie das Gefühl, er würde versuchen sie auf Abstand zu halten, doch dann spürte sie, wie er sie in diese Umarmung zog. Der Weg zum Riverboot war für Julie plötzlich viel zu kurz! Die Zeit verging wie im Flug. Plötzlich waren Stunden vergangen und sie tanzten noch immer.
    „Yo te quiero! – Bitte verzeih´ mir. Ich muss jetzt gehen. – Ich kann dir nichts erklären, aber wir dürfen nicht zusammen sein.“
    Sanft strich er über ihr Gesicht. Wieder war diese unendlich tiefe Traurigkeit in seinem Blick. Dann drehte er sich um und ging, doch wenige Sekunden später wandte er sich ihr wieder zu. Julie hätte nicht sagen können, was sie erwartete, aber sie betete, dass er es sich anders überlegt haben könnte.
    „Was machst du nächstes Wochenende? Samstag?“
    Julie war zu verblüfft, um etwas sagen zu können! Ihr Herz machte einen Freudensprung.
    „Ich hole dich Samstag gegen 20 h ab. Ist das in Ordnung für dich? Zieh etwas Schönes an. Ein Abendkleid oder so etwas.“
    Julie nickte. Natürlich! Was für eine Frage!
    Dann war er plötzlich verschwunden. Genau wie beim ersten Mal. Julie war verwirrt. Wo war er hin? Wie nur schaffte er es immer wieder, so schnell zu verschwinden? Aber das Glück, das sie spürte, wog schwerer als der Wunsch zu verstehen, wie er das machte. Julie holte ihre Jacke und ließ sich ein Taxi rufen. In der kurzen Zeit, die das Taxi vom Riverboot bis zu ihr nach Hause brauchte, fiel ihr etwas auf: Er wusste doch gar nicht, wo sie wohnte!
    Julie hätte wieder nicht sagen können, woher sie diese Sicherheit nahm, war sich aber dennoch sicher, dass er auftauchen würde. In ihrer Wohnung angekommen ging sie gleich ins Bett. Allerdings mit dem Einschlafen war das so eine Sache. Immer wieder gingen ihre Gedanken zurück zu dem Moment, als er ihr sagte, sie könnten nicht zusammen sein. Wie nur hatte er das gemeint? War er verheiratet? Nein, das konnte sie nicht glauben. Aber schließlich hatte er es sich ja anders überlegt. Sie würde ihn schon in der nächsten Woche wiedersehen!
    Die ganze Woche lang konnte kaum jemand etwas mit ihr anfangen. Sie gab sich zwar alle Mühe, um sich wenigstens auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber es gelang ihr nur selten. Den Kollegen und sogar ihrem Chef war wohl schon längst aufgefallen, dass etwas nicht stimmte! Doch es herrschte ein gutes Betriebsklima in der Agentur, sodass ihre Kolleginnen taktvoll schwiegen und sie sogar hin und wieder beim Chef deckten, wenn sie mit ihren Gedanken mal wieder ganz woanders war.
    Je näher der Samstag rücke, desto nervöser wurde Julie. Sie konnte nichts dagegen tun. Ihre Gedanken waren ständig bei ihm. Aber nicht nur die Freude wuchs, sondern auch Unsicherheit und Angst. Was, wenn er nun wirklich nicht wusste, wo sie wohnte? Konnte er das denn eigentlich so einfach in Erfahrung bringen? Schließlich hatte sie ihm ihre Adresse nicht verraten, und er hatte sie auch nicht danach gefragt! Sie dachte daran, dass er ihr nahegelegt hatte, ein Abendkleid anzuziehen und sie war dankbar, dass sie sogar ein solches besaß! Es war eher ein Cocktailkleid als ein Abendkleid, aber Julie hoffte, dass es seinen Zweck erfüllte. Es war ein knielanges Chiffonkleid in hellgrauem Batikmuster. Bustier und Halsausschnitt waren mit glitzernden Perlen und Glassteinen reichlich verziert. Eine dazu passende Stola gehörte ebenfalls zum Outfit. Sie hatte es sich vor vier Jahren für Tinas Hochzeit gekauft. Genau genommen hatte Tina ihr damals das Geld dafür gegeben, denn ihre Ausbildung war noch nicht vorbei und das nötige Geld hätte sie damals nicht aufbringen können. Julie war froh, dass es noch genauso saß wie damals. Sie hatte kein
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