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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten
Autoren: Sibylle Meyer
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Spielraum. Wir können nicht runter gehen. Keinen Cent. – Also tun Sie, was Sie können und verkaufen es! Übrigens- Sie haben diesen Auftrag bis zum Abschluss.“
    Julie nickte und zwang sich ein Lächeln ab. Sie hatte das Büro schon fast verlassen, als sie ihren Chef sagen hörte:
    „Ach ja, Sie haben doch noch zwei Wochen Urlaub, oder? Nehmen Sie sich also … sagen wir mal … drei Tage. Aber dann machen Sie sich an die Arbeit.“
    Julies Herz schlug höher. Das hier war ihr erster wirklich großer Auftrag, seit sie nach der Lehre hier angefangen hatte und ihr Chef verordnete ihr zuerst drei Tage Urlaub! War sie so leicht zu durchschauen? Eigentlich war die Tatsache, dass sogar ihrem Chef es nicht egal war, wie sie sich fühlte, etwas, das einem das Herz erwärmen konnte. Trotzdem sagte sie nur:
    „Danke.“ Und verließ das Büro.
    Am liebsten hätte sie sich gleich an ihren Computer gesetzt, um nach geeigneten Interessenten zu suchen. Aber schließlich hatte sie eben drei Tage Urlaub verschrieben bekommen. Na ja, in letzter Zeit war sie oft mit ihren Gedanken woanders gewesen, auch wenn die Zeit, in der sie rumgelaufen war, als käme sie aus einer anderen Welt, der Vergangenheit angehörte. Aber jetzt würde sie sich auf diesen Auftrag konzentrieren! Zuallererst musste sie sich das Haus ansehen. Vielleicht mussten ja doch noch die einen oder anderen Dinge geändert werden. Sie wollte diesen Auftrag auf gar keinen Fall verpatzen!
    Also fuhr sie erst einmal nach Hause. Erst jetzt merkte sie, dass sie müde war. Nachdem sie eine heiße Dusche genommen hatte, legte sie sich aufs Bett und schlief, ohne es beabsichtigt zu haben, gleich ein.
    Es war eine lange Zeit vergangen, seit sie Eugeñio das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte längst aufgehört zu weinen. Trotzdem war seither kein Tag, keine Stunde vergangen, wo sie nicht an ihn gedacht hatte. Auch diesmal schlich er sich in ihre Träume. Sie träumte davon, in seinen Armen zu liegen. Sie träumte von seiner Stimme und von seinen Augen. Diese Augen, voll mit Traurigkeit, die sie nie wieder loslassen würden!
    Ein Klingeln riss sie aus ihrem kurzen Schlaf. Verschlafen griff sie nach ihrem Handy, das sie auf ihrem Nachtschränkchen vermutete. Erst dann merkte sie, dass es nicht ihr Handy, sondern das Festnetz war, das ununterbrochen läutete. Sie war müde. Verspürte wenig Lust an den Apparat zu gehen. Zumal sie ihn nicht ins Schlafzimmer mitgenommen hatte. Doch das Telefon blieb hartnäckig. Ergeben in ihr Schicksal stand sie auf und schlürfte ins Wohnzimmer.
    „Hey Süße, wie geht es Dir?“ Es war Tina. Sie und Julie hatten sich schon seit mehreren Tagen nicht mehr gesprochen und noch um einiges länger nicht mehr gesehen.
    „Gut- danke der Nachfrage. Was machst du so? Stell dir vor, ich habe heute einen neuen Auftrag bekommen. Wenn ich den erledigt habe, bin ich sicherlich eine Stufe höher geklettert. Ich freue mich schon darauf! – Aber leider hat er mir drei Tage Zwangsurlaub verabreicht.“ platzte Julie hervor.
    Sie hörte ihre Schwester am anderen Ende deutlich den Atem anhalten, aber nur um ihn dann geräuschvoll wieder auszustoßen.
    „Ist doch super! Aber du, wir haben uns überlegt, dass wir mal wieder raus wollen. Aufs Grundstück. Wenigstens für ein paar Tage. Was hältst du davon? Kommst du mit?“
    Julie dachte nach. Sie war schon lange nicht mehr auf ihrem alten Campingplatz gewesen. Es wäre sicher mal eine gute Idee. Außerdem konnte sie dann auch mal wieder mit ihrer kleinen Nichte spielen. Es würde sicher Spaß machen. Also willigte sie ein.
    Am nächsten Tag stand sie schon am Vormittag vor Tinas Tür. Unter den Arm hatte sie sich einen riesigen, rosafarbenen Plüschteddy geklemmt, den sie kurz zuvor noch schnell erstanden hatte. Sie lächelte, als Detlef die Tür öffnete. Sie steckte Nancy, ihrer Nichte, den Teddy entgegen, die das neue Geschenk auch gleich mit lautem Jauchzen feierte.
    „Ja meine Kleine, der ist ganz allein für dich!“ sagte sie und nahm das kleine Mädchen mitsamt dem neuen Teddy auf den Arm. Nancy drückte ihr freudestrahlend einen feuchten Schmatzer auf und schlang ihre zarten Kinderärmchen um Julies Hals. Es tat gut, die Kleine mal wieder zu sehen! Julie hing sehr an ihrer Nichte, schließlich war sie bei der Geburt dabei gewesen. Jedenfalls fast.
    „Hilfst du mir?“ Tina kam gerade aus der Küche, ein Tablett mit Tellern und Gläsern in den Händen. Julie nickte.
    „Na klar!“ und nahm ihr das
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