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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie
Autoren: Agatha Christie
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Sprechweise.
    »Guten Morgen, Monsieur«, sagte Poirot kurz. »Ich komme von Mr Hardman. Gestern auf seiner Party hat ihm jemand den ganzen Schmuck gestohlen. Gestatten Sie mir zu fragen, Monsieur – ist das Ihr Handschuh?«
    Mr Pakers geistige Beweglichkeit schien nicht sehr groß zu sein. Er starrte den Handschuh an, als sei er mit se i nem Verstand am Ende.
    »Wo haben Sie ihn gefunden?«, fragte er endlich.
    »Ist das Ihr Handschuh, Monsieur?«
    Mr Parker schien einen Entschluss zu fassen. »Nein, er gehört nicht mir«, erklärte er.
    »Und dieses Zigarettenetui, gehört das Ihnen?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich habe ein silbernes, und das trage ich immer bei mir.«
    »Nun gut, Monsieur. Dann kann ich die Sache ja der Polizei übergeben.«
    »Also, das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun!«, rief Mr Parker leicht beunruhigt. »Schließlich unsympathische Leute, diese Polizisten. Warten Sie ein bisschen. Ich möchte vorher mit dem alten Hardman reden. Hören Sie – so warten Sie doch noch einen Moment!«
    Aber Poirot marschierte schon energisch hinaus.
    »Wir haben ihm etwas zum Nachdenken gegeben, nicht wahr?«, sagte er kichernd. »Morgen werden wir sehen, was daraus geworden ist.«
    Doch das Schicksal wollte es, dass wir schon am selben Nachmittag wieder an den Hardman-Fall erinnert wu r den. Ganz plötzlich flog die Tür auf, und ein Wirbel in menschlicher Gestalt fegte herein, von einem Zobelpelz umwogt (denn es war so kalt, wie es nur an einem engl i schen Junitag sein kann), auf dem Kopf einen Hut mit einem Haufen Federn dahingemetzelter Reiher. Gräfin Vera Rossakoff war eine ziemlich aufregende Person.
    »Sie sind Monsieur Poirot? Was haben Sie getan? Sie beschuldigen diesen armen Jungen! Das ist infam! Das ist skandalös! Ich kenne ihn. Er ist ein Hühnchen, ein Lamm, er würde nie etwas stehlen. Er hat alles für mich getan. Soll ich untätig dabeistehen und zusehen, wie er gefoltert und abgeschlachtet wird?«
    »Sagen Sie mir, Madame, ist das sein Zigarettenetui?« Poirot hielt ihr das schwarze Moiré-Etui entgegen.
    Die Gräfin schwieg einen Augenblick und betrachtete es.
    »Ja, das gehört ihm. Ich kenne es gut. Was ist damit? Haben Sie es in dem bewussten Zimmer gefunden? Wir haben uns alle dort aufgehalten. Wahrscheinlich hat er es da verloren. Ah, ihr Polizisten, ihr seid schlimmer als die Roten…«
    »Und das ist sein Handschuh?«
    »Woher soll ich das wissen? Ein Handschuh sieht aus wie der andere. Versuchen Sie nicht, mich aufzuhalten. Er muss entlastet werden. Sein Charakter muss reingew a schen werden! Sie werden das tun! Ich verkaufe meinen Schmuck und gebe Ihnen viel Geld.«
    »Madame…«
    »Sind wir uns einig? Nein, nein, widersprechen Sie nicht! Der arme Junge! Mit Tränen in den Augen kam er zu mir. ›Ich rette dich‹, habe ich zu ihm gesagt. ›Ich gehe zu diesem Mann – diesem Menschenfresser, diesem U n geheuer. Überlass alles nur Vera.‹ Die Sache ist abg e macht, ich gehe wieder.«
    Genauso unzeremoniell wie sie gekommen war, rausc h te sie hinaus und ließ nur die betäubende Wolke eines exotischen Parfüms zurück.
    »Was für eine Frau!«, rief ich. »Und dieser Pelz!«
    »Ja, er ist tatsächlich echt. Könnte eine falsche Gräfin einen echten Pelz haben? Ein kleiner Scherz, Hastings. Nein, sie ist wirklich Russin, glaube ich. So, so, Master Bernard ist also blökend zu ihr gelaufen.«
    »Das Zigarettenetui gehört ihm. Ich frage mich, ob der Handschuh auch…«
    Lächelnd zog Poirot einen zweiten Handschuh aus der Tasche und legte ihn neben den ersten. Es war unve r kennbar ein Paar.
    »Wo haben Sie den zweiten her, Poirot?«
    »Er lag in der Bury Street zusammen mit einem Spazie r stock auf dem Tisch in der Diele. Wirklich ein sehr nac h lässiger junger Mann, unser Monsieur Parker. Aber, mon ami, wir müssen gründlich sein. Deshalb will ich jetzt, nur der Form halber, einen Besuch in der Park Lane m a chen.«
    Ich brauche kaum zu betonen, dass ich meinen Freund begleitete. Johnston war nicht zu Hause, aber wir spr a chen mit seinem Privatsekretär und erfuhren, dass der Millionär erst vor kurzem aus Südafrika gekommen war. Er war nie vorher in England gewesen.
    »Er interessiert sich für kostbare Steine, nicht wahr?«, fragte Poirot.
    »Für Goldminen wäre zutreffender«, antwortete der Sekretär lachend.
    Poirot war nach dieser Unterredung sehr nachdenklich. Am späten Abend ertappte ich ihn zu meiner größten Überraschung dabei, wie er in einer russischen
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