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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie
Autoren: Agatha Christie
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Verkäufe. Er steht mit beiden Seiten in Ve r bindung, und dadurch wird jede auch noch so geringe Peinlichkeit vermieden. Er macht mich auch auf entspr e chende Angebote aufmerksam. Zum Beispiel hat Gräfin Rossakoff einen Teil ihres Familienschmucks aus Rus s land mitgebracht, den sie gern verkaufen möchte. Be r nard Parker war auch hier der Vermittler.«
    »Ich verstehe«, sagte Poirot nachdenklich. »Und Sie ve r trauen ihm rückhaltlos?«
    »Ich habe keinen Grund, es nicht zu tun.«
    »Mr Hardman, welche von diesen vier Personen ve r dächtigen Sie selbst?«
    »Aber Monsieur Poirot, was für eine Frage! Es sind meine Freunde, wie ich Ihnen schon sagte. Ich verdächt i ge keinen – oder alle, wie es Ihnen lieber ist.«
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie verdächtigen einen der vier. Es ist nicht Gräfin Rossakoff. Es ist nicht Mr Parker. Ist es Lady Runcorn oder Mr Johnston?«
    »Sie drängen mich in die Ecke, Monsieur Poirot, wir k lich, das tun Sie. Ich will um keinen Preis einen Skandal! Lady Runcorn gehört einer der ältesten Familien En g lands an. Aber es ist die Wahrheit – eine äußerst peinliche Wahrheit –, dass ihre Tante Lady Caroline an einem sehr traurigen Gebrechen litt. Ihre Freunde hatten natürlich Verständnis für sie, und ihre Zofe brachte die Teelöffel – oder was es auch sein mochte – so schnell wie möglich zurück. Begreifen Sie meine missliche Lage?«
    »Lady Runcorn hatte also eine Tante, die Kleptomanin war? Sehr interessant. Erlauben Sie, dass ich mir den Safe ansehe?«
    Nachdem Mr Hardman zugestimmt hatte, öffnete Po i rot die Safetür weit und untersuchte das Innere. Die le e ren, mit Samt ausgeschlagenen Fächer gafften uns an.
    »Die Tür schließt auch jetzt nicht richtig«, murmelte Poirot und schwang sie hin und her. »Ich frage mich, warum. Ah, was haben wir denn hier? Einen Handschuh, der sich in der Türangel verfangen hat. Einen Männe r handschuh.«
    Ich hielt ihn Mr Hardman entgegen.
    »Der gehört mir nicht«, sagte er.
    »Da ist ja noch etwas!« Poirot bückte sich flink und hob vom Boden des Safes einen kleinen Gegenstand auf. Es war ein flaches Zigarettenetui aus schwarzem Moiré.
    »Mein Zigarettenetui!«, rief Mr Hardman.
    »Das Ihre? Gewiss nicht, Monsieur. Das sind nicht Ihre Initialen.«
    Er zeigte auf ein verschlungenes aus zwei Buchstaben bestehendes Monogramm aus Platin.
    Hardman nahm das Etui in die Hand.
    »Sie haben Recht«, erklärte er. »Es sieht meinem Etui zwar zum Verwechseln ähnlich, aber die Initialen sind nicht die meinen. Ein P und ein B. Guter Gott – Parker!«
    »Es hat ganz den Anschein«, sagte Poirot. »Ein sehr nachlässiger junger Mann, besonders, wenn dieser Han d schuh auch ihm gehört. Das wäre ein doppelter Hinweis, nicht wahr?«
    »Bernard Parker!«, murmelte Hardman. »Welche E r leichterung! Nun, Monsieur Poirot, ich überlasse es I h nen, mir die Schmuckstücke wiederzubeschaffen. Übe r geben Sie die Sache der Polizei, wenn Sie es für erforde r lich halten – das heißt, wenn Sie hundertprozentig davon überzeugt sind, dass er der Schuldige ist.«
    »Sehen Sie, mein lieber Hastings«, sagte Poirot zu mir, während wir das Haus verließen, »er hat ein Recht, das für die Adeligen, und ein anderes, das für den einfachen Mann gilt, dieser Mr Hardman. Da ich nicht geadelt wu r de, stehe ich auf der Seite des einfachen Mannes. Mir tut dieser junge Mensch Leid. Die ganze Sache war ein bis s chen merkwürdig, nicht wahr? Hardman verdächtigte Lady Runcorn, ich verdächtigte die Gräfin und Johnston, und dabei war von Anfang an der obskure Mr Parker unser Mann.«
    »Warum verdächtigten Sie die beiden anderen?«
    »Parbleu! Es ist so einfach, eine russische Emigrantin oder ein südafrikanischer Millionär zu sein. Jede Frau kann sich eine russische Gräfin nennen. Jeder x-beliebige kann ein Haus in der Park Lane mieten und behaupten, er sei ein Millionär aus Südafrika. Wer sollte – wer könnte es widerlegen? Aber ich stelle eben fest, dass wir durch die Bury Street gehen. Unser leichtsinniger junger Freund wohnt hier. Schmieden wir doch das Eisen, solange es heiß ist, wie man so schön sagt.«
    Mr Bernard Parker war zu Hause. Er ruhte, mit einem erstaunlichen Schlafrock in Purpur und Orange bekleidet, lässig in einigen Kissen. Selten habe ich gegen einen Me n schen eine größere Abneigung empfunden als gegen di e sen jungen Mann mit seinem blassen femininen Gesicht und seiner affektierten, lispelnden
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