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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie
Autoren: Agatha Christie
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– ein Brief vielleicht –, aus denen hervorging, dass Sie in Wirklichkeit eben doch getan hatten, was Sie offiziell bestritten. Ein solches Verhalten war im Interesse der Öffentlichkeit notwendig. Aber ich bezweifle, ob der Mann auf der Straße es so sehen würde. Das könnte b e deuten, dass in dem Augenblick, da das höchste Staatsamt in Ihre Hände gelegt werden soll, ein dummes Echo aus der Vergangenheit alles zunichte machen würde.
    Ich vermute, dass sich die bewussten Dokumente in den Händen einer bestimmten Regierung befanden, dass besagte Regierung Ihnen ein Tauschgeschäft anbot – die Dokumente gegen die Konstruktionspläne des neuen Bombers. Mrs Vanderlyn spielte die Vermittlerin. Sie hatten sie eingeladen, um den Tausch zu bewerkstelligen. Sie haben sich selbst verraten, als Sie zugaben, dass Sie Ihren Plan, wie Sie sie in die Falle locken könnten, noch nicht genauer überlegt hätten. Dieses Eingeständnis ließ den Grund für ihre Einladung sehr wenig überzeugend erscheinen.
    Sie haben den Diebstahl selbst inszeniert. Sie behaupt e ten, den Dieb auf der Terrasse gesehen zu haben, damit Carlile nicht in Verdacht geriet. Selbst wenn er nicht z u fällig aus dem Zimmer gegangen wäre, der Schreibtisch stand so nahe an der Terrassentür, dass ein Dieb die Pl ä ne an sich bringen hätte können, während Carlile mit dem Rücken zum Raum am Safe beschäftigt war. Sie gingen zum Schreibtisch, steckten die Pläne ein und trugen sie mit sich herum bis zu dem Augenblick, als Sie sie wie besprochen unbemerkt in Mrs Vanderlyns Toilettenkö f ferchen legten. Als Gegenleistung händigte sie Ihnen g e tarnt als Brief, den Sie zur Post bringen sollten, die u n glückseligen Dokumente aus.«
    Poirot verstummte.
    »Ihr Wissen ist absolut lückenlos, Monsieur Poirot«, sagte Lord Mayfield. »Sie müssen mich für ein unglaubl i ches Stinktier halten.«
    Poirot machte eine rasche abwehrende Geste.
    »Nein, nein, Lord Mayfield, ich halte Sie, wie ich schon sagte, für einen sehr klugen Mann. Während unserer U n terhaltung gestern Abend wurde mir plötzlich alles klar. Sie sind ein erstklassiger Ingenieur. Ich vermute, dass die Konstruktionspläne des Bombers einige unauffällige Ve r änderungen erfuhren, so geschickt gemacht, dass es schwierig sein dürfte festzustellen, warum das Flugzeug nicht so funktioniert, wie man gehofft hatte. Eine gewisse ausländische Macht wird feststellen, dass dieser Bombe r typ ein Fehlschlag ist… Man wird sehr enttäuscht sein, davon bin ich überzeugt.«
    Wieder schwiegen sie lange, dann sagte Lord Mayfield:
    »Sie sind viel zu clever, Monsieur Poirot. Ich möchte Sie bitten, mir nur eins zu glauben: Ich habe Vertrauen in mich. Ich glaube, dass ich der richtige Mann bin, um England in den kritischen Zeiten zu führen, die ich für unser Land kommen sehe. Wenn ich nicht aufrichtig ü berzeugt wäre, dass mein Land mich als Steuermann des Staatsschiffes braucht, hätte ich niemals das getan, was ich tat – zum Wohl zweier Welten zu handeln und durch einen kleinen Trick mich selbst vor einer Katastrophe zu bewahren.«
    »Mylord«, sagte Poirot, »wenn Sie das nicht könnten, wären Sie kein Politiker.«

Ein Indiz zu viel
     
    » A ber vor allem – kein öffentliches Aufsehen«, sagte Mr Marcus Hardman vielleicht zum vie r zeh n ten Mal.
    Die Worte »öffentliches Aufsehen« tauchten in seinem Redefluss so regelmäßig auf wie ein Leitmotiv. Mr Har d man war ein kleiner Mann, angenehm rundlich, mit sor g fältig manikürten Händen und einer klagenden Teno r stimme. Auf seine Art war er eine Berühmtheit, und sein Beruf war es, vornehm zu leben. Er war reich, aber nicht unmäßig reich, und gab sein Geld mit Begeisterung für Geselligkeit und Vergnügen aus. Sein Steckenpferd war das Sammeln. Er hatte die Seele eines Sammlers. Alte Spitzen, alte Fächer, antiker Schmuck – das gefiel Marcus Hartman. Nur nichts Gewöhnliches oder Modernes.
    Poirot und ich waren, einer dringenden Aufforderung Folge leistend, zu ihm gekommen. Der kleine Mann wu r de von quälender Ungewissheit gepeinigt. Unter den g e gebenen Umständen die Polizei zu rufen, wäre ihm en t setzlich gewesen. Sie andererseits nicht zu rufen, hätte für ihn bedeutet, sich mit dem Verlust einiger Schmuckstücke aus seiner Sammlung abzufinden. Poirot war ein Ko m promiss für ihn.
    »Meine Rubine und das Smaragdhalsband, Monsieur Poirot, das angeblich Katharina von Medici gehörte. Oh, das
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