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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt
Autoren: David Moody
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das Wohnmobil in Bewegung zu setzen. Rings um sie reagierten die Leichen mit bedrohlicher Kraft und Wut auf den plötzlichen Tumult. Einige wankten hinter dem Van und dem Transporter her, andere drehten sich um und stolperten rasch auf die unübersehbare Masse des Wohnmobils zu. Etwa hundert Meter weiter kam der Polizeivan schlitternd zum Stehen, der einst weiße, nun jedoch schlammig braune und blutverschmierte Transporter stoppte kurz dahinter. Michael und Emma beobachteten, wie sich ein Mann seitlich aus dem größeren Fahrzeug lehnte und hektisch in Richtung des Vans gestikulierte. Er deutete zurück zu dem Rücken, über den sie soeben gerast waren. Sekunden später gingen die Rücklichter des Vans an, und das Fahrzeug schoss auf das Wohnmobil zu. Der Motor des Vans heulte auf, und die Räder schleuderten Schlamm, Blut und verrottendes Fleisch in die kalte Morgenluft. Als das Fahrzeug sich parallel zum Wohnmobil befand, trat der Fahrer jäh auf die Bremse. Der Abstand zwischen ihnen betrug weniger als einen Meter. Der Unbekannte im Van kurbelte das Fenster herunter und brüllte Emma zu: »Hab ihr noch Platz?«
    Nach wie vor völlig verdutzt, konnte Emma nur nicken.
    »Wie viele seid ihr da drin?«, wollte der Fremde wissen.
    »Nur wir zwei«, stammelte sie. »Wir glauben, hier in der Nähe ist ein Militärstützpunkt ...«
    »Einer unserer Transporter hatte im Wald einen Unfall«, brüllte der Mann zurück. »Ich muss zurückfahren, um die Passagiere zu holen. Könnt ihr sie bei euch unterbringen?«
    Emma wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Konnte man diesen Leuten vertrauen? Michael, der ihr offenkundiges Unbehagen sofort spürte, beugte sich herüber und riss das Wort an sich. Egal, ob man den Fremden vertrauen konnte, es spielte keine Rolle. Sie waren Überlebende, und sie mussten das Risiko eingehen.
    »Wir haben eine Seitentür«, brüllte er. »Lassen Sie die Leute hinten aus dem Van aussteigen, und ich hole sie herein.«
    Ohne eine Antwort des Fremden abzuwarten, verließ Michael seinen Sitz und rannte durch das Wohnmobil zur Tür. Er warf sie auf und begann, die unzähligen verseuchten Kadaver aus dem Weg zu treten und zu stoßen, die sofort nach ihm griffen. Anderthalb Meter entfernt schwang die rückwärtige Tür des Vans auf. Vier Überlebende sprangen auf das Feld heraus und eilten rutschend und verwirrt über den schlammigen Boden. Michael streckte sich hinaus, packte Donna und zog sie rasch in Sicherheit. Gemeinsam holten sie die drei übrigen Überlebenden herein, bevor sie die Tür wieder zuschlugen.
    Jack Baxter schloss indes die Tür des Vans, bevor er wieder nach vorne kletterte und neben Cooper Platz nahm. Er blickte über die Schulter zurück und vergewisserte sich, dass die anderen in Sicherheit waren.
    »Sie sind drin«, keuchte er vor Anstrengung außer Atem. »Fahren wir los.«
    Donna und die drei anderen Überlebenden aus der Stadt sackten im Wohnmobil zu Boden, als draußen der Polizeivan losraste. Rings um das lange Fahrzeug hämmerten Leichname mit fauligen Fäusten gegen die dünnen Metallwände, um zu den Menschen dahinter zu gelangen.
    »Irgendwo hier in der Nähe ist ein Militärstützpunkt«, murmelte Emma, die allmählich die Fassung zurückerlangte. »Wir versuchen, dort reinzukommen.«
    Donna nickte. »Cooper ist von dort gekommen«, sagte sie und nickte in die Richtung des zurück zum Wald preschenden Vans. »Er wird uns hineinschaffen.«
    »Wie viele seid ihr insgesamt?«, wollte Michael wissen, der wieder auf dem Fahrersitz Platz nahm.
    »Etwa dreißig«, antwortete Donna und folgte ihm.
    Dreißig Menschen , dachte Michael. Die Hoffnungslosigkeit, die seit fast einem Monat schwer auf ihm lastete, lichtete sich plötzlich ein wenig. Ungeachtet der unzähligen verseuchten Kadaver, die immer noch verzweifelt versuchten, an sie heranzugelangen, gestattete er sich ein kleines Lächeln.
    Cooper hatte zu kämpfen. Der ohnehin bereits unebene Untergrund war durch die zahlreichen Militärfahrzeuge, die in letzter Zeit vom Stützpunkt weg und wieder zurück gefahren waren, zusätzlich aufgewühlt worden. Die allgegenwärtigen Leichname gestalteten es praktisch unmöglich, den Van in einer geraden Linie den holprigen Pfad zurückzulenken, und der stark beanspruchte Motor hatte Mühe, den Anstieg zur Kuppe des Rückens zu bewältigen. Plötzlich kamen sie zum Stillstand. Die Räder drehten wild durch und spritzten Schlamm hoch in die Luft, aber die Reifen fanden keinen Halt. Der
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