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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt
Autoren: David Moody
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auf und beobachtete ihn schweigend. Als er fertig war, kroch auch sie unter der Decke hervor und stellte sich neben ihn.
    »Das ist ein verfluchter Schlamassel«, sagte er leise, während er durch einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen des nächsten Fensters spähte. »Da draußen sind Tausende Leichen.«
    Langsam durchschritt er das Wohnmobil und setzte sich auf den Fahrersitz. Emma blieb dicht dahinter, dann kauerte sie sich neben ihn und ergriff seine Hand.
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung.«
    Behutsam hob Michael den Saum eines weiteren Vorhangs an und starrte erneut nach draußen. Alles, was er sehen konnte, waren Leichname. Vom heftigen Regen völlig durchtränkt standen sie dicht gedrängt beisammen und umgaben das Wohnmobil auf allen Seiten.
    »Wir sollten etwas unternehmen«, flüsterte Emma.
    »Wir müssen uns unmittelbar über dem Stützpunkt befinden«, meinte Michael. »Irgendwo in der Nähe muss es einen Eingang geben. Diese Leichen wären nicht hier, wenn sie nicht von irgendetwas angelockt worden wären. Immerhin sind wir hier mitten im Nirgendwo, um Himmels willen.«
    »Was schlägst du also vor?«
    Michael antwortete nicht sofort. Eine etwa hundert Meter entfernte Gruppe von wandelnden Toten hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Aus irgendeinem, nicht augenscheinlichen Grund kämpften sie miteinander und rissen einander beinah in Stücke. Sogleich breitete sich durch den Rest der Ansammlung eine unaufhaltsame Reaktion auf die plötzlichen, heftigen Bewegungen aus.
    »Vorerst können wir nur abwarten«, erwiderte er schließlich. »Wir warten, bis entweder die Soldaten wieder auftauchen und versuchen dann, sie auf uns aufmerksam zu machen, oder wir warten, bis diese Masse sich etwas lichtet, und versuchen, von hier zu verschwinden.«
    »Und wann dürfte Letzteres passieren?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Irgendwann in den nächsten sechs Monaten, vermute ich mal.«
    Emma konnte seiner Antwort nichts abgewinnen. »Bitte bleib ernst«, seufzte sie. »Wir können nicht ewig hier rumsitzen, oder?«
    Abermals zuckte er mit den Schultern. »Wenn wir hier nicht wegkommen, haben wir wohl kaum eine andere Wahl.«

48
    Cooper wünschte, er hätte versucht, ein Kommunikationssystem zwischen den Fahrzeugen einzurichten. Selbst ein paar einfache Walkie-Talkies hätten genügt. Als wäre es nicht anstrengend genug, durch die verwüsteten Überreste der Landschaft zu fahren, musste er sich obendrein mit üblen Witterungsbedingungen abfinden und langsam fahren, um die beiden größeren Wagen nicht zu verlieren, die sich träge hinter dem Van herquälten. Es würde nicht einfach werden, den Stützpunkt wieder zu finden. Er kannte zwar den grundsätzlichen Weg, allerdings herrschte trübes Morgenlicht, und seit er zuletzt hier entlanggefahren war, schien sich alles verändert zu haben. Die Welt ringsum war weiter verfallen und verwest, was sie zunehmend entstellte. Auch der stete, heftige Regen trug nicht unwesentlich zur Verwirrung bei.
    Die riesigen, dunklen Schatten der Stadt, die sie wochenlang umgeben hatten, zeichneten sich nur noch als ferne Flecken am verschwommenen Horizont hinter ihnen ab. Langsam bahnte der Konvoi sich einen Weg aus der toten Stadt und tiefer hinein in die Landschaft. Cooper fuhr den Randstreifen einer makabren Autobahn entlang. Die Fahrbahnen der breiten Straßen präsentierten sich übersät von den dicht gedrängten Wracks Tausender verunfallter Autos. Der einst verkehrsreiche Abschnitt der Autobahn bot nun einen bizarren Anblick, der an einen erstarrten, rostenden Stau erinnerte.
    Cooper rieb sich die Augen und massierte sich die Schläfen. Besorgt beugte Donna sich zu ihm vor.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte sie.
    »Sicher«, erwiderte er knapp und wich den Überresten eines Wagens aus, der einem anderen hinten aufgefahren war und mit dem Heck auf den Randstreifen ragte. Cooper blickte in den Innenspiegel und beobachtete, wie Steve Armitage im größeren Laster den Wagen rammte und so durch die Luft wirbelte, dass er auf einem anderen landete und die hilflos darin gefangenen Leichen zerquetschte.
    Der unterirdische Stützpunkt befand sich etwa dreißig Meilen außerhalb der Stadt. Ungefähr zwei Drittel des Weges hatten sie bereits zurückgelegt. Obwohl Cooper eine wachsende Unsicherheit erfüllte, was die genaue Lage des Stützpunkts anging, erinnerte er sich an die Namen der Dörfer in der Nähe und war relativ zuversichtlich, den Weg
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