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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn
Autoren: David Moody
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eines grauhaarigen Mannes, der wie Anfang sechzig aussah, fand er einen Schlüsselbund, der, wie Jeffries feststellte, zu den Schlössern des Gebäudes gehörte. Demnach musste es sich bei dem Toten um den Hausmeister gehandelt haben. Die gleichermaßen grauhaarige Frau, die neben ihm gestorben war, mochte eine Interessentin gewesen sein, die den Saal vielleicht für ein Treffen einer Frauenvereinigung oder etwas Ähnliches mieten wollte. Er zerrte die sperrigen Körper durch den Eingang und legte sie behutsam in das Unterholz seitlich des Gebäudes.
    Während er sich draußen aufhielt, beschloss er, bis zum nächsten Morgen im Saal unterzuschlüpfen. Der Ort schien ihm als Versteck so sicher wie jeder andere. Er lag abgeschieden, und wenngleich er nicht den besten Zustand aufwies, wirkte er durchaus robust und wärmer als das Auto. Jeffries gelangte zu der Erkenntnis, dass der Versuch, irgendwohin sonst zu gelangen, keinen Sinn zu haben schien. Der einzige Ort, an den er wirklich wollte, war sein Zuhause – und das lag mehrere Stunden Fahrt entfernt. Rasch überzeugte er sich, dass es sicherer wäre, vorerst zu bleiben und am nächsten Morgen zu versuchen, sich irgendwie Benzin zu verschaffen. Er würde von einem der demolierten Wagen draußen Treibstoff abzapfen.
    Als das Licht zu schwinden begann, musste er feststellen, dass der Strom im Saal nicht funktionierte. Ein rascher Sprint zum anderen Ende des Parkplatzes offenbarte, dass nicht nur das Gemeindezentrum davon betroffen war. Soweit das Auge reichte, hielt über der gesamten Stadt rasch Finsternis Einzug. Abgesehen von ein paar flackernden Feuern konnte er keine Lichter erkennen – nicht einmal eine einzige Straßenlampe. Während er in die Umgebung starrte, beschlich ihn der Eindruck, dass die Welt um ihn herum nach und nach vom undurchdringlichen Schleier der Nacht regelrecht verhüllt wurde.
    Da es sich bei Stuarts Auto um einen Leihwagen handelte, enthielt er nichts, was sich als hilfreich erweisen konnte. Er verfluchte die Ironie seiner Situation – im Kofferraum seines eigenen Fahrzeugs hatte er immer eine Decke, eine Schaufel, einen Werkzeugkasten und einen Erste-Hilfe-Koffer dabei. Hätte er die Reise in seinem eigenen Auto angetreten, hätte er zumindest etwas Licht zur Verfügung gehabt. So hatte er nur den Leihwagen selbst. Kurz spielte er mit dem Gedanken, die Vordertür des Saals offen zu lassen und die Scheinwerfer in den Raum zu richten, entschied sich jedoch alsbald dagegen. Obwohl er der letzte lebende Mensch in der Stadt zu sein schien, fühlte er sich durch das Schließen der Tür geringfügig sicherer und weniger verwundbar. Mit geschlossener, verriegelter Tür konnte er eine Weile zumindest so tun, als wäre nichts geschehen.
    Kurz vor einundzwanzig Uhr endete Jeffries abgekapselte Einsamkeit. Er saß auf einem kalten Plastikstuhl in der Küche des Gemeindezentrums, lauschte der Stille der toten Welt und versuchte angestrengt, an etwas anderes zu denken als an das, was an jenem Tag geschehen war und was am nächsten Tag geschehen mochte. Ein plötzlicher Knall von draußen ließ ihn aufspringen und zur Eingangstür hetzen. Er wartete einige Sekunden, fürchtete sich fast davor zu sehen, was das Geräusch verursacht hatte. Da er spürte, dass sich vielleicht Hilfe und Erklärungen unmittelbar vor seiner Nase befanden, holte er tief Luft, öffnete die Tür und rannte hinaus auf den Parkplatz. Zu seiner Linken nahm er eine Bewegung wahr. Jemand ging die Hauptstraße entlang. Erfüllt von der Angst, er könnte die unbekannte Gestalt aus den Augen verlieren, hastete er die Böschung hinauf zu den Geländern und schrie aus Leibeskräften. Die schemenhafte Gestalt hielt inne, drehte sich um und lief zurück zu Jeffries – der die Hand ausstreckte und Jack Baynham erfasste, einen sechsunddreißigjährigen Maurer. Keiner der beiden Männer sprach ein Wort.
    Das Eintreffen eines zweiten Überlebenden erfüllte Jeffries mit plötzlicher Hoffnung und Energie. Zwar konnten beide keine Antworten darauf bieten, was sich an jenem Tag ereignet hatte, aber zum ersten Mal begannen sie zumindest, darüber nachzudenken, was sie als Nächstes tun sollten. Aus dem Umstand, dass es zwei Überlebende gab, folgerten sie, dass es ebenso gut hundertzwei oder sogar tausendzwei geben konnte. Sie mussten andere Menschen darauf aufmerksam machen, wo sie sich befanden.
    Mit Müll aus drei Abfalltonnen neben dem Gemeindezentrum und den Überresten einer zerbrochenen
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