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Herbert, James - Die Brut.pdf

Herbert, James - Die Brut.pdf

Titel: Herbert, James - Die Brut.pdf
Autoren: TVB1
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Zufall gestürzt war, die Überreste von zwei menschlichen Körpern gefunden hatte.
    Die Behörden behaupteten zwar, die Waldregion sei gesäubert und es bestehe nicht mehr die geringste Gefahr.
    Doch viele Leute glaubten den offiziellen Verlautbarungen nicht, mochten keine Probe aufs Exempel machen. Diesen Teil hier konnte man kaum als Wald bezeichnen, und er gehörte auch nicht zu Epping Forest, sondern zur angrenzenden Gemeinde.
    Vor dem Blick des Mannes dehnte sich die Betonwüste der Vorstädte und bildete die Grenze des Waldlandes.
    Trotzdem war er nervös, öfter schaute er sich um und spähte ängstlich in die Finsternis.
    Sein Verlangen war zu mächtig geworden, als daß er ihm noch länger hätte widerstehen können. Seine Mutter -
    Gott, wie gern hätte er diese Kuh an die Ratten verfüttert -
    hatte in den vergangenen Wochen ständig nur an ihm herumgenörgelt, ihn fast wahnsinnig gemacht mit ihrem Gekeife und ihn aus dem Haus getrieben. Und das nur, weil er sich geweigert hatte, wieder in die Schule zu gehen.
    Das durfte er einfach nicht, wenn er sich so fühlte, wenn es ihn überwältigte - zu schnell könnte er sich verraten, was seine unweigerliche Entlassung zur Folge hätte. Doch nach dieser Nacht würde er sich wieder in den Griff bekommen -zumindest für eine Weile.

    Der Regen tropfte ihm von der Stirn, lief ihm über die Nase und bildete an der Spitze einen Tropfen. Als er plötzlich laute Schritte hörte, zuckte er, zusammen.
    Aus dem Dunkel der Büsche hinter ihm beobachteten vier schrägliegende Augenpaare den Mann. Das borstige Fell triefte vor Nässe, die Körper wirkten dünn, ausgemergelt, als hätten sie schon seit langem nichts mehr zu fressen bekommen. Die spitzen Nasen zogen bebend die feuchte Luft ein, witterten ein Opfer. Eines der Tier kroch mit hochgezogenen Lefzen und angezogenen Hinterläufen auf den Mann zu. Doch eine andere Ratte schnitt ihm blitzschnell den Weg ab und drängte die blutgierige Bestie zurück. Die Schritte wurden lauter, näherten sich.
    Die Ratten verschwanden in der Dunkelheit, stahlen sich davon, wagten sich aber nicht sehr tief in den Wald hinein, den sie inzwischen haßten und fürchteten. Der Boden stieg allmählich an, und die Nager preßten ihre Körper tief ins Gras, nutzten jede Deckung, bewegten sich nur kriechend voran, wußten, daß sie nur so überleben konnten. Ein Tier lief voran, die anderen drei folgten ihm unterwürfig. Die kleine Horde erreichte die Hügelkuppe und blinzelte auf die Millionen bunter Lichter hinunter, die sich erst weit in der Ferne verloren. Das Leittier musterte sein neues Reich ein paar Minuten lang, die Lichter spiegelten sich wie farbige Nadelspitzen in seinen Knopfaugen. In der langen Narbe auf seinem Kopf bildeten die Regentropfen ein kleines Rinnsal. Die Schwarze Ratte riß das Maul auf und stieß ein lautes Zischen aus.
    Dann huschte sie vorwärts, den Hügel hinunter, auf die Lichter zu - zurück in die Stadt.
    Die anderen Tiere folgten ihr.

Anmerkung des Autors:
    Die im Roman genannten Orte gibt es wirklich. Das Conservation-Centre, der Wart, das Polizei-Trainingscamp, die kleine Kirche in High Beach, der Campingplatz sind real. Seymour Hall ist ein fiktiver Name für eine einsam tief im Wald gelegene Ruine eines ausgebrannten Herrensitzes. Ihre Ställe werden von Freiland-Schweinen bevölkert, die den Pfad und das Feld unterhalb der Ruine in einen Schlammpfuhl verwandelt haben. Das Gemäuer überragt ein kleines undurchdringliches Dickicht aus Bäumen und Unterholz.
    Alle Personen sind frei erfunden, ihre Dienstgrade und Berufsbezeichnungen aber stimmen. Wegen der Aufregung, die mein erster Roman >Die Ratten< vor einigen Jahren unter der Bevölkerung auslöste, halte ich diese Hinweise für wichtig. Es stimmt auch, daß Ratten gegen das Schädlingsbekämpfungsmittel Warfarin in zunehmendem Maße resistent werden. Doch gibt es inzwischen wirksamere Mittel wie Difenacum, Calciferal, Brodifacum oder Bromadiolon, und immer neue werden auf den Markt gebracht. Es dürfte daher bestimmt eine Zeit dauern, bevor die ständig wachsende Rattenplage im United Kingdom einen kritischen Punkt erreicht. In diesem Jahr jedenfalls noch nicht.
    James Herbert
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