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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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ihn zu der Frau, die den Sarg begleitet hatte. Der junge Mann hatte sie noch nie gesehen.
    »Sah echt verschreckt aus, als sie abgehauen ist. Hat noch irgendetwas davon gesagt, dass sie zu ihren Töchtern zurückmüsste. Also, so ganz sicher bin ich nicht, ob die alle Tassen im Schrank hatte. Als sie den Ast gesehen hat, hat sie immer wieder gesagt, das sei ein Holzbein.«
    »War das ihr Akzent? Haben Sie sie vielleicht falsch verstanden?«
    »Nein, sie hat definitiv von einem Bein gesprochen … wo doch jeder sehen konnte, dass das nur ein Ast war. Und auch noch ein zurückgeschnittener.«

25
    In Sandystones Hall kam es Wilt so vor, als sei er stundenlang durch den Wald gestapft. Obwohl er gerufen und geflucht hatte und dann zu Erpressungs- und Bestechungsversuchen übergegangen war, waren die Vier nicht aufgetaucht. Er fand die Strickjacke eines der Mädchen und ein Paar Socken am Ufer des Sees und fragte sich kurz, ob ihnen irgendetwas Schreckliches zugestoßen war. Es schien unwahrscheinlich, dass alle vier auf einmal ertrunken sein sollten, aber zugetraut hätte er es ihnen schon. Andererseits war es aber wesentlich wahrscheinlicher, dass sie ihren eigenen Tod vortäuschten und im selben Augenblick irgendwo in der Nähe versteckt saßen und sich über ihn lustig machten. Er experimentierte damit, sich ganz plötzlich umzudrehen, in der Hoffnung, sie zu erwischen, doch das trug ihm nur einige sehr verwunderte Blicke der Caterer ein, die ihre Sachen zusammenpackten.
    Er war ernstlich beunruhigt, als er in der Ferne Gewehrfeuer hörte, gefolgt von dem einen oder anderen Quietschen, doch als alles wieder ruhig war, schloss er, dass Edward wieder einmal ein wildes Tier erbeutet haben musste.
    Wilt musste auf seiner fünften oder sechsten Runde über das Grundstück gewesen sein, als er an dem halb versteckten Wohnwagen vorüberkam. Auch wenn es ihm unwahrscheinlich erschien, dass die Mädchen sich dort versteckten, dachte er, dass er wahrscheinlich doch einmal nachsehen sollte. Als er näher kam, sah er, wie die Tarnzweige darum herum schwankten und der ganze Wohnwagen von einer auf die andere Seite schaukelte.
    »Ich wette, dass sind die Vier«, sagte er sich. Nachdem er unters Fenster geschlichen war, beschloss er, ihnen den Schock zu verpassen, den sie verdient hatten. Doch dann war es Wilt, der den Schock erlitt, und einen heftigen noch dazu, als Sir Georges auf und ab hüpfendes Hinterteil in Sicht kam, über einer Person, die anscheinend der unbekannte Eindringling war.
    Glücklicherweise waren die beiden zu beschäftigt, um ihn zu bemerken, als er durchs Fenster lugte. Eilig trat er den Rückzug an und kam zu dem Schluss, dass er lieber zum Haupthaus zurückkehren sollte.
    Mrs. Bale erwartete ihn an der Küchentreppe.
    »Gott sei Dank sind Sie wieder da«, sagte sie. »Ihre Frau ist schrecklich aufgeregt.«
    »Die ist immer schrecklich. Was ist denn jetzt los? Falls es um diese verdammten Mädchen geht, können Sie ihr von mir ausrichten, ich habe stundenlang nach ihnen gesucht. Vergeblich, sie gelten offiziell als vermisst.«
    »Die Mädchen? Nein, der Onkel, der ist fort.«
    »Ich weiß, dass er verschieden ist, der arme Kerl, und das tut mir auch wirklich leid für ihn. Aber ich weiß nicht, was das mit Eva oder mir zu tun haben soll.«
    »Nein, er ist fort. Mit anderen Worten, seine Leiche ist weg. Weg. Verschwunden. Mrs. Wilt hat einen schrecklichen Schock erlitten, und sie ist krank vor Sorge, weil sie es Ihrer Ladyschaft sagen muss.«
    Mit diesen Worten rauschte Mrs. Bale zurück in die Küche, aus der Wilt, als er ihr folgte, Evas hysterisches Schluchzen hören konnte. Sein erster Eindruck hatte ihn nicht getrogen. Das hier war wirklich ein Irrenhaus.
    Es dauerte eine Weile, bis er Eva beruhigen konnte. In der Zwischenzeit hatten sich die Mädchen ins Haus zurückgeschlichen und behaupteten nun, sie seien nur noch einmal am Strand gewesen und wüssten gar nicht, was die ganze Aufregung zu bedeuten hätte. Nach einem Blick in ihre vier schuldbewussten Gesichter, ganz zu schweigen von den Kiefernnadeln überall auf ihren Kleidern, glaubte Wilt ihnen keine Sekunde lang, doch in Anbetracht von Evas Zustand beschloss er, nichts zu sagen. Er wollte gerade fragen, ob sie die Schüsse gehört hätten, als aus dem Arbeitszimmer ein wütender Aufschrei erscholl. Offensichtlich war Sir George zurück und sehr wütend. Mrs. Bale stand rasch auf und eilte hinaus, um Lady Clarissa beizustehen. Wilt schloss die Tür
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