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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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glaubte, der Junge halte sich irgendwo auf dem Grundstück versteckt, stellte sie ein paar Sandwiches für ihn bereit und ging zu Bett.
    Unten im Cottage blieben die Vier noch stundenlang wach und dachten sich für den Fall der Fälle bessere Alibis aus, doch ihr Geflüster störte Eva nicht, die eine Schlaftablette genommen hatte und nun laut schnarchte. Wilt hingegen schlief nur wenig und unruhig. Wenn er wach lag, versuchte er vergeblich, Sir Georges Aufbrüllen und die darauffolgende ruhige Stimme des Superintendenten zu vergessen. Er wurde den Gedanken nicht los, dass die Vier irgendetwas mit dieser Geschichte von dem Sarg mit dem Holzklotz darin zu tun haben mussten … auch wenn doch sicherlich sogar diese Mädchen davor zurückschrecken würden, eine Leiche wegzuschleppen? Und was würde Lady Clarissa am nächsten Morgen sagen, wenn sie hörte, dass ihr Onkel verschwunden war und statt seiner irgendein Holzklotz erschienen war? Und als es ihm endlich gelang, seine Gedanken von dem Rätsel des leeren Sarges und dem mutmaßlichen Anteil der Vier daran zu lösen, musste er sofort an den verschwundenen Jungen denken. Eva würde zweifellos darauf bestehen, dass er seine Zeit weiterhin damit verschwendete, so zu tun, als unterrichte er den Jungen, obwohl Wilt sehr genau wusste, dass Edwards Bildung ein aussichtsloser Fall war.
    Seine Gedanken kreisten und kreisten; er dachte an den jungen Taugenichts und dann die schuldbewussten Gesichter der Vier und die verschwundene Leiche und das beängstigende Gebrüll, das er aus dem Arbeitszimmer gehört hatte …
    Es lag auf der Hand, dass der furchtbare Sir George ein extrem gefährlicher Mann war. Das bewies schon seine Waffensammlung, und obendrein neigte er zu völlig unkontrollierbaren Wutausbrüchen. Gott allein wusste, was er tun würde, wenn er erfuhr, dass Wilt ihn durch das Wohnwagenfenster mit der unbefugt eingedrungenen Frau gesehen hatte. Wahrscheinlich würde er ihn erschießen.
    Gegen fünf Uhr morgens gab Wilt schließlich auf und beschloss, einen Spaziergang zu machen. Er würde die hintere Straße entlanggehen und sich auf der anderen Seite des Waldes, der das Haus schützte, dicht an der Mauer halten. Den dichten Wald auf der einen und die hohe Mauer auf der anderen Seite, müsste er einigermaßen sicher vor Edward und seinem verdammten Gewehr sein, falls dieser sich zu nächtlichen Schießübungen irgendwo da draußen herumtrieb. Allerdings hatte Wilt seit dem letzten Nachmittag keine Schüsse mehr gehört. Da er sich nur zu gut an Sir Georges Warnung erinnerte, dass sein Stiefsohn auf alles schoss, was sich bewegte, hielt Wilt nichtsdestotrotz angestrengt Ausschau nach dem Rohling. Immerhin konnte er wohl kaum von der Mauer aus das Feuer eröffnen, ohne gesehen zu werden.
    Eine halbe Stunde später hatte Wilt die hohe Hecke erreicht, hinter der er das letzte Mal den Wohnwagen gesehen hatte, doch obwohl er durch das Tor ging, durch das dieser ursprünglich einmal hereingekommen sein musste, konnte er jetzt keine Spur mehr davon entdecken. Das Vorhängeschloss, das Lady Clarissa angebracht hatte, sah aus, als sei es zerquetscht worden. Allerdings hätte es genauso gut zerschossen worden sein können, dachte er. Zu seiner Rechten lag der Eingang zum Familienfriedhof. Wilt überquerte die kleine Freifläche davor und fühlte sich gleich sicherer. Auf dem Hang darüber würde er durch die dichte Kiefernschonung gedeckt sein. Er folgte dem Pfad, der den Hang hinauf durch die Bäume führte, wobei er, ohne es zu wissen, auf der anderen Seite des Baumes vorbeiging, wo die Leiche des Colonels lehnte und nicht weit entfernt Edwards Leichnam mit dem Gesicht nach unten im Farn lag.
    Schließlich blieb er neben einer kleinen Senke stehen, von wo er, wenn er den Hügel hinunterschaute, gerade noch eine Ecke des Kapellendachs ausmachen konnte. Ein Ausblick, so ruhig und friedlich, wie er es sich nur hätte wünschen können. Endlich zur Ruhe gekommen drehte er sich um, um den Hang ganz hinaufzugehen. Dort machte er auf einer kleinen Lichtung zwischen den Kiefern Halt und setzte sich.
    Während er so dasaß und über alles nachdachte, was geschehen war, kehrten seine Gedanken zu dem rätselhaften Verschwinden der Leiche des Colonels zurück. Deren Verbleib konnte leicht zu einer Obsession werden, da ihn der Gedanke daran nicht mehr losgelassen hatte, seit er die ersten Gerüchte darüber gehört hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war Wilt, dass
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