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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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der Tote irgendwo hier in diesem Wald liegen musste, obwohl ihm gleichzeitig klar war, dass er keinen wirklichen Grund zu dieser Annahme hatte. Sie basierte auf nichts anderem als reiner Intuition und dem Wissen, dass immer, wenn irgendetwas schieflief, seine vermaledeiten Mädchen irgendwie die Wurzel des Übels waren.
    Bedrückt grübelte Wilt über seine Zukunft nach. Es würde noch Jahre dauern, bevor er die Vier los wäre. Bei seinem Glück würden sie auch noch auf die Fenland University wollen, wenn sie mit der Schule fertig waren – welche Schule auch immer überredet werden konnte, sie wieder aufzunehmen –, damit sie zu Hause wohnen und Geld sparen konnten. Er wagte nicht, darüber nachzudenken.
    Er lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm, während sein Mut weiter sank und er zusah, wie die Sonne allmählich über den Wipfeln der Kiefern unter ihm emporstieg.

27
    Im Arbeitszimmer hatten Sir George und Lady Clarissa gerade einen besonders giftigen Streit. Lady Clarissa hatte ihn beim Frühstück angefangen, was Mrs. Bale höchst peinlich war, die berichtet hatte, dass der Junge immer noch nicht aufgetaucht war.
    »Wahrscheinlich ist Edward weggelaufen, weil du immer so gehässig zu ihm bist!«, schrie Clarissa ihren Mann an. »Du hast ihn nie gemocht, egal, was du sagst. Jedenfalls bist du schuld daran, dass er so gerne schießt. Du hast ihn ja von Anfang an dazu ermutigt.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan. Das ist eine glatte Lüge, und das weißt du auch.«
    Jetzt wurde Lady Clarissa richtig wild.
    »Ich lasse mich von niemandem eine Lügnerin nennen … und du bist der Allerletzte, der anderen etwas übers Lügen erzählen sollte! Ich habe gehört, was du gestern Abend zu diesem Polizisten gesagt hast, auch wenn du mir nicht sagen willst, warum er hier war. Wenn er zurückkommt, lasse ich ihn wissen, dass du den Waffenschrank immer absichtlich offen lässt. Deswegen bekommt Edward doch immer wieder ein Gewehr in die Finger. Oh ja, ich habe deinen hasserfüllten Gesichtsausdruck gesehen, wenn er da draußen mit einem Gewehr unterwegs ist. Ich wünschte, ich hätte dich nie geheiratet.«
    Sir Georges Gesicht war beinahe violett angelaufen. »Vergisst du nicht gerade, dass du mich nur wegen meines Geldes geheiratet hast? Du wusstest, dass ich extrem wohlhabend war, und ich Idiot habe dich liebenswert gefunden und dir nicht nur einen Ehering gegeben, sondern auch noch eine großzügige Apanage. Und du hast seither nichts anderes getan, als das Geld für diesen mottenzerfressenen alten Colonel auszugeben, und für die Jüngelchen, die du vögelst. Oder die du, was wahrscheinlicher ist, mit meinem Geld dafür bezahlt hast, dass sie mit dir schlafen. Wenn ich gewusst hätte, was du für eine Hure bist, hätte ich dich nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Du bist doch nichts als eine Schlampe!«
    »Du Dreckskerl!«, schrie Lady Clarissa. »Mein Onkel ist gerade gestorben, und was bekomme ich an Anteilnahme? Du erlaubst nicht einmal, dass er auf dem Familienfriedhof begraben wird, so dass ich in Zukunft immer ins Dorf gehen muss, wenn ich das Grab besuchen will. Und jetzt hast du auch noch meinen Sohn mit deinen gemeinen Bemerkungen und Beleidigungen vertrieben. Schön, dafür wirst du bezahlen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Und glaub bloß nicht, ich könnte dich nicht ruinieren. Ich habe über all deine finanziellen Schwindeleien Buch geführt, ganz zu schweigen von deinen ekelhaften kleinen Perversionen. Ich bin ja nicht die Einzige, die dich nicht ausstehen kann: Du solltest inzwischen wissen, dass sämtliche Angestellten dich verabscheuen, ganz zu schweigen von den Leuten aus dem Dorf.«
    Sie brüllten sich immer noch an, als der Mannschaftswagen der Polizei über die Zugbrücke fuhr und die Spürhunde ausgeladen wurden. Hinter ihnen kamen zwei Constables mit Kleidungsstücken in der Hand und ein dritter mit einem Gewehr. Der Wagen des Superintendenten folgte. Er stieg aus und überquerte die Zugbrücke, an deren Ende er beinahe über die Vier gestolpert wäre, die als Erste zur Tür gerast waren und sie aufgerissen hatten, bevor er auch nur an der Glocke ziehen konnte.
    »Verdammte Polizei!«, brüllte Sir George, der sie durchs Fenster hatte kommen sehen, während man im Hintergrund Lady Clarissa schluchzen und um ihren geliebten Jungen jammern hören konnte.
    Sie verließ das Arbeitszimmer, als der Superintendent hereinkam, begleitet von Mrs. Bale, den Vierlingen und Eva, die
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