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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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scheiden lassen konnte.
    Als er da im Wald saß, dachte er zum x-ten Mal, dass er Eva niemals hätte heiraten sollen und dass er dann auch nicht vier Ausgeburten der Hölle hätte, für die er den Kopf hinhalten musste. Als er auf jene unglückliche Begebenheit zurückblickte, erinnerte er sich, dass er ihr auch gar keinen richtigen Antrag gemacht hatte. Sie hatte ihm einen Antrag gemacht, als er betrunken war und nicht wusste, was er tat. Jetzt wusste er es.
    Der erste Spürhund sprengte seine nachdenkliche Stimmung, als er unter aufgeregtem Gebell um eine Kurve kam, gefolgt von drei Polizisten in Zivil. Bevor Wilt begriffen hatte, was das Tier tat, stürzte sich der Hund in ein dichtes Kieferngebüsch.
    »Geht nachsehen, was der Hund gefunden hat. Ich bleibe hier und schaue, ob der Kerl da irgendetwas weiß«, sagte der eine Constable und zog ein Notizbuch aus der Tasche. »Darf ich Ihren Namen und Ihre Adresse erfahren, Sir?«
    »Wilt … Henry Wilt. Ich wohne in Sandystones Hall, bei Sir George. Er wird meine Identität bestätigen.«
    »Wie schreibt sich Ihr Name?«
    Als Wilt gerade buchstabieren wollte, ertönte aus der Tiefe der Kiefernschonung ein Aufschrei.
    »Er hat eine nackte Leiche mit Holzbein gefunden … und wir kommen jetzt raus, und zwar schnell!«
    »Warum?«
    »Weil’s hier zum Himmel stinkt, deswegen!«
    Zwei Minuten später kamen die Hundeführer mit vor Mund und Nase gedrückten Taschentüchern zwischen den Bäumen hervor.
    »Verdammt noch mal! Da drin liegen zwei!«
    »Zwei was?«
    »Zwei Leichen! Einer liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, und der andere sitzt gegen einen Baum gelehnt da. Ich dachte, wir suchen nur nach einer?«
    »Na ja, ja, tun wir auch. Haben wir auch. Aber wenigstens haben wir getan, was der Chef von uns wollte. Und er müsste sich eigentlich besonders freuen, weil wir gleich zwei gefunden haben. Wo ist der Hund?«
    »Kotzt sich wahrscheinlich die Seele aus dem Leib. Noch fünf Minuten länger da drin, und ich hätte bestimmt dasselbe getan. Wo ist denn jetzt der Kerl, der hier saß, als wir hergekommen sind …«
    Doch Wilt hatte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen; er war in all dem Gebrüll und Durcheinander zum Friedhof hinuntergerannt und hatte sich hinter dem Altar in der Kapelle versteckt. Er hatte schon zu viele Begegnungen mit Bullen gehabt, die versucht hatten, ihm irgendwelche Verbrechen in die Schuhe zu schieben, die er nie begangen hatte. Er war schon losgerannt, bevor er gehört hatte, dass sie zwei Leichen gefunden hatten. Und bevor die Vier dicht hinter dem ersten Hund auftauchten, den zweiten Hund auf den Fersen, der anscheinend die Nase nicht von ihnen lassen konnte.
    Nach einer Dreiviertelstunde wurde es Wilt so unbequem, dass er aus seinem Versteck kroch und den Friedhof verließ. Er hielt sich immer dicht an der Mauer, bis er das hintere Tor erreichte und auf den Parkplatz eilen konnte. Zum ersten Mal an diesem Vormittag fühlte er sich sicher vor Kugeln und der Polizei. Er rannte über den Hof und in die Küche, wo Mrs. Bale wie üblich saß und Tee trank.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie auch eine Tasse vertragen«, begrüßte sie ihn. »Und wo um Himmels willen waren Sie denn? So wie’s aussieht in einem Kieferndschungel.«
    »Mit dem Dschungel haben Sie Recht, und ich würde mich auf jeden Fall sehr über eine Tasse Tee freuen. Ich habe mit angesehen, wie die Polizei die splitternackte Leiche des Colonels gefunden hat, die zum Himmel gestunken hat – oder genauer gesagt zur Hölle.«
    Mrs. Bale schauderte.
    »Das überrascht mich nicht. Was ich nicht verstehe, ist, warum er nackt ausgezogen war. Das ist doch ebenso sinnlos, wie ihn überhaupt erst im Wald zu verstecken. Und warum wurde ein Holzklotz in seinen Sarg gelegt?«
    Wilt zuckte die Achseln und sagte, er habe keine Ahnung. »Irgendjemand hier muss verrückt sein. Was sagt denn Sir George?«
    Mrs. Bale zögerte.
    »Na ja, als er das von dem leeren Sarg gehört hat, meinte er, entweder hätte Edward die Leiche mitgenommen, oder Sie waren es.«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »Ich sage ja nicht, dass Sie es waren, nur was Sir George denkt. Ist es denn ganz sicher der Colonel? Hatte er ein Holzbein?«
    »Wer sollte es denn sonst sein? Und er hatte auf jeden Fall nur ein Bein, nach dem, was ich den Constable habe rufen hören.«
    »Das heißt, es ist wirklich der Colonel. Lady Clarissa wir außer sich sein, auch wenn es ja schlimmer sein könnte: Immerhin ist die Leiche
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