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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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dann dort?« Flint empfand das übliche Gefühl eines unmittelbar bevorstehenden mentalen Zusammenbruchs, das er beim Umgang mit Wilt immer hatte.
    »Sehen Sie – ich hatte kein Interesse daran, dass Edward getötet würde. Warum sollte ich auch, wenn ich doch dafür bezahlt wurde, ihn zu unterrichten? Kein Edward mehr heißt doch, meine Dienste als Lehrer werden nicht mehr gebraucht.«
    »Ah! Aber das eröffnet Ihnen doch die Möglichkeit, Ihre Dienste anderweitig anzubieten«, brüllte Sir George in einem verzweifelten Versuch, die Schuld wieder auf Wilt zurückzulenken.
    »Dafür hätte ich ihn doch nicht bezahlt!«, schrie Lady Clarissa, ehe sie sich beherrschen konnte.
    »Wofür hätten Sie ihn denn bezahlt?«, fragte Flint.
    »Ich hätte ihn für überhaupt nichts bezahlt. Sir George hätte ihn bezahlt.«
    Wilt, Flint und der Superintendent drehten sich alle um und starrten Sir George an.
    »Was? Ich habe überhaupt nichts arrangiert, das kann ich Ihnen versichern. Lady Clarissa hat dafür gesorgt, dass Wilt hier raufkommt. Sie war es.«
    Wilt, Flint und der Superintendent drehten sich alle um und starrten Lady Clarissa an.
    »Willst du etwa andeuten, dass ich Wilt angeheuert haben könnte, um Edward zu töten? Er sollte ihn doch nur unterrichten – damit er nach Cambridge konnte!«
    Flint hielt das nach allem, was er über den Jungen gehört hatte, für eine unglaubwürdige Geschichte. Auf jeden Fall war er inzwischen vollkommen verwirrt, wer was mit wem wofür arrangiert haben sollte und wie genau Wilt in diesen Plan hineinpasste, der offenkundig sorgfältig ausgearbeitet worden war … bevor alles schiefgelaufen war. Oder war es gar nicht schiefgelaufen? Flint hatte vollkommen die Orientierung verloren, weil er überhaupt keinen Sinn in dieser Geschichte entdecken konnte.
    »Schauen Sie, so kommen wir doch nicht weiter. Machen wir eine kleine Pause und befragen erst einmal den Rest des Haushaltes, ganz zu schweigen von Mrs. Wilt und diesen vier Mädchen«, schlug er vor. Er, der Superintendent und der Constable machten sich auf den Weg zur Küche, um jemanden ausfindig zu machen, der ihnen einen Tasse Tee machte, doch die Küche war leer. Sie mussten sich mit Leitungswasser begnügen.
    Mrs. Bale betrat das Arbeitszimmer durch die andere Tür, mit einem Becher Tee für Wilt in der Hand, der dies, wie sie richtig vermutet hatte, dringend nötig hatte, und einem Glas Whisky für Sir George. Lady Clarissa musste sich selbst einen Cognac einschenken.
    Wilt trank eilig seinen Tee aus, dann verließ er fluchtartig das Arbeitszimmer, um Eva und die Vier zu suchen und ihnen zu sagen, dass sie sich zur Abreise bereit machen sollten, mit oder ohne ihn. Sie saßen alle zusammen am Rand des Burggrabens. Zu dem ersten Spürhund hatte sich jetzt auch der zweite gesellt und kratzte hin und wieder mit der Pfote an den Vierlingen, obwohl Eva nach Kräften versuchte, ihn zu verjagen.
    »Mummy, wird Daddy jetzt verhaftet?«, fragte Emmeline.
    »Das wäre nämlich ungerecht. Dieser Blödmann hat sich selbst erschossen«, setzte Samantha hinzu.
    Wilt starrte sie an.
    In diesem kritischen Augenblick dämmerte ihm plötzlich, dass seine schrecklichen Vier in dieser Tragödie, zu der ihr Gratisurlaub geworden war, definitiv eine Rolle spielten. Mein Gott, er hätte es wissen müssen. Er durfte nicht riskieren, Flint und die anderen Polizisten auch nur in ihre Nähe zu lassen; er musste die Mädchen unter allen Umständen da heraushalten. Rasch wies er sie an, mit niemandem zu sprechen, sondern sich ins Auto zu setzen und auf ihn zu warten. Als sie sich weigerten, gab er ihnen zwei Zehnpfundnoten. Die Vier rannten davon, insgeheim froh, dem ganzen Geschnüffel und Gekratze zu entkommen. Wilt achtete nicht auf Evas Fragen und befahl ihr, ihm zu folgen. Nach einem Blick in sein Gesicht gehorchte sie ihm ausnahmsweise einmal und ließ sich zurück ins Haus führen.
    Sir George und Lady Clarissa, allein im Arbeitszimmer, starrten einander über ihre Drinks hinweg wütend an.
    Sir George war klar, dass er nur mit der Unterstützung seiner Frau aus dieser Misere herauskommen konnte, doch er wusste nicht, wie er das anstellen sollte. Eddie war tot, und er selbst war mit seinem Waffenschrank so nachlässig gewesen, weil er insgeheim gehofft hatte, dass der Junge sich oder irgendwen anders umbrachte und sie ihn dadurch loswurden.
    Lady Clarissa schluchzte in ihren Cognac. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Onkel Harold nicht genug
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