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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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und setzte sich wieder neben seine Frau. Er wollte gar nicht wissen, worum es bei dem aktuellen Streit ging.
    Die Vierlinge waren sicher, dass sie es bereits wussten, und stahlen sich heimlich in den Flur hinaus, um zu lauschen. Bald entdeckten sie, dass sie sich irrten: Bisher schien niemand die Leichen entdeckt zu haben. Stattdessen wütete Sir George gegen einen Superintendenten der Polizei und brüllte ihn an, er müsse ja wohl wahnsinnig sein, ihn zu beschuldigen, einen Holzklotz in einen Sarg gelegt zu haben.
    »Warum zum Teufel sollte ich so etwas getan haben? Sie lügen doch schon, wenn Sie Ihren gottverdammten Mund aufmachen. Und jetzt raus aus meinem Haus!«
    Es entstand eine Pause, in der die Vier in die Bibliothek schlüpften und sich hinter der offenen Türe versteckten, von wo sie hören konnten, was im Arbeitszimmer gesagt oder gebrüllt wurde.
    »Wenn Sie es wirklich wissen wollen, der Vikar hat ihn gefunden, als der Sarg geöffnet wurde«, erklärte der Superintendent.
    »Und Sie glauben dem alten Trottel? Der spinnt doch. Ein Stück Holz in einem Sarg? Das ist doch absurd.«
    »Absurd mag es sein, aber wir haben Zeugen.«
    »Und was bringt Sie auf die Idee, dass dieses Holz oder was immer es war, von hier gekommen ist?«
    »Weil die Sargträger, die den Sarg ins Dorf heruntergebracht haben, es gesagt haben. Und es war auch noch ein Frau bei ihnen, die anscheinend gesagt hat, dass sie den Sommer hier auf Sandystones Hall verbringt.«
    »Mein Gott, die Wilt-Zicke.«
    »Ich habe noch eine Frage an Sie, Sir George. Halten Sie Ihren Waffenschrank stets verschlossen?«
    »Natürlich. Was geht Sie das an?«
    »Warum war er dann nicht abgeschlossen, als ich hier hereingeführt wurde und Sie noch nicht zurück waren? Einen Waffenschrank nicht abzuschließen verstößt gegen das Gesetz. Ich kann doch davon ausgehen, dass Sie einen Waffenschein haben, oder?«
    Sir George antwortete, dass er selbstverständlich einen hätte, und zog ein Stück Papier aus einer Schublade seines Schreibtischs. Allmählich war er leicht beunruhigt, weil dieser Detective so ruhig blieb, obwohl er angebrüllt und des verdammten Hauses verwiesen worden war. Bei der nächsten Frage des Superintendenten wurde ihm sogar noch unbehaglicher zumute.
    »Wie alt ist ihr Stiefsohn?«
    »Keine Ahnung. Kann den Jungen nicht ausstehen.«
    »Schießt er viel? Ich meine, hat er eine Waffe?«
    Sir George zögerte und sagte dann, nicht dass er es bemerkt hätte. »Warum fragen Sie?«
    »Weil in dem Holzklotz im Sarg ein Einschussloch ist, und ich dachte, es könne vielleicht eine Verbindung zwischen einem Jungen mit einem Gewehr und diesem Loch bestehen«, antwortete der Superintendent. »Was meinen Sie, ist es möglich, dass Sie vielleicht auch nicht ›bemerkt‹ haben, dass eines Ihrer Gewehre fehlt? Das ist eine sehr ernste Sache, jungen Leuten ohne Waffenschein gefährliche Schusswaffen zu überlassen.«
    Sir George fing an zu schwitzen. Das hier lief ganz und gar nicht so, wie er es erwartet hatte. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Hier gab’s keine Beerdigung, also warum sollten wir einen Sarg haben? Es hat seit über tausend Jahren keine mehr gegeben … außer natürlich für Familienangehörige, aber auch da muss die letzte eine Ewigkeit her sein. Das muss der Vikar Ihnen doch alles erklärt haben.«
    »Das hat er auch, aber wir haben auch Kontakt zu allen Bestattungsunternehmen in der näheren Umgebung aufgenommen, und die haben bestätigt, dass ein Leichenwagen aus Ipford auf dem Weg nach Sandystones Hall gesehen wurde. Sie haben es natürlich bemerkt, weil sie nicht selbst den Auftrag bekommen hatten.«
    »Die müssen sich irren. Niemand ist gestorben. Und jetzt hauen Sie ab!«, blaffte Sir George.
    »Wir haben einen Leichenwagen und einen Sarg, aber keine Leiche, und das sieht für mich nicht gut aus. Deshalb möchten wir das Anwesen durchsuchen.«
    Sir George wusste, dass er sich beherrschen sollte. Er konnte es nicht.
    »Das Anwesen durchsuchen? Das werden Sie verflucht noch mal nicht tun. Ich will verdammt sein, wenn ich hier Polizisten reinlasse, die ihre Nasen in alles hineinstecken«, brüllte er.
    »Es werden nur ein paar von uns sein, und die Hunde. Spürhunde. Wenn die echte Leiche irgendwo hier auf dem Grundstück ist, werden die Hunde sie finden«, teilte der Superintendent ihm lächelnd mit. »Die haben bisher noch jeden gefunden.«
    »Zur Hölle mit Ihren Spürhunden! Das ist mein privater Besitz, und Sie werden
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