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Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
Autoren: Holly Day
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Schlagader, die
ihren nach Wildrosen duftenden Lebenssaft pumpte.
    Wann
hatte ich das letzte Mal etwas gegessen?
    Ich
konnte mich nicht erinnern. Mein Hirn war leer. Ohne nachzudenken, setzte ich
den Vampirblick ein. Ich spürte, wie meine Augen heiß wurden. In diesem Moment
wurden sie ganz golden und für jeden Pulshaber unwiderstehlich. Olivia
verstummte, stand auf und verließ zusammen mit mir das Gebäude. Mittlerweile
war es stockdunkel. Eine unbeleuchtete Seitenstraße, genau richtig.
    Ich
intensivierte meinen Blick. Schlaf, süße Olivia, schlaf.
    Sie
sank zu Boden. Betäubt. Sie würde nichts spüren.
    Ich ging
in die Knie, bettete ihren Kopf in meiner Armbeuge und lehnte mich über sie,
immer mehr von dem animalischen Drang beherrscht, ihr Blut zu trinken. Ab hier
übernahm mein Instinkt, der Kopf hatte Pause. Ganz sanft setzte ich meine Zähne
an ihren Hals, ließ sie ihre Haut durchbohren. Ich zitterte am ganzen Leib, bis
endlich das Blut in meinen Mund schoss. Ich schluckte und spürte, wie die warme
Flüssigkeit meinen Hals hinunter rann.
    Als
würde pures Leben durch meine Venen gepumpt.
    Der
Genuss von Blut ist schwer nachzuvollziehen, wenn man ihn nicht kennt. Für
Menschen schmeckt Blut recht unspektakulär, leicht salzig und nach Eisen. Für
jemanden wie mich jedoch ist es ein betörender Cocktail feiner Aromen.
Vergleichsweise süß, heiß und samtig.
    Ein
aphrodisierendes Dessert.
    Mit
dem Genuss kam die Gier. Ich saugte stärker, immer mehr, und hatte es dabei so
eilig, dass ich mich verschluckte. Ihre Wärme breitete sich in meinen Gliedern
aus, zusammen mit einem angenehmen Kribbeln. Sie schmeckte tatsächlich nach
Wildrosen. Unglaublich.
    Dann
zwang ich mich, abzusetzen. Ein paar Sekunden gab ich mich dem
unvergleichlichen Glückstaumel hin, wie es ihn nur nach einem solchen Bissen gibt.
    Dann
tat ich, was getan werden musste.
    „Nero“,
rief ich in die Nacht hinein und wischte mir das Blut vom Kinn. Schon tauchte
er vor mir auf. Sein Blick wanderte über die betäubte Olivia.
    „Kein
schlechter Fang.“
    „Lösch
ihr Gedächtnis, Nero.“
    Ich
hatte es nie über mich gebracht, zu töten. Nur ganz zu Beginn, als ich den
Durst noch nicht hatte kontrollieren können. Doch das geht uns allen so. Nero
hingegen war da anderer Natur. Er verspeiste seine Opfer gern lebend und bei
vollem Bewusstsein. Allein dafür verabscheute ich ihn. Man spielt nicht mit
seinem Essen. Was den Umgang mit den Menschen anging, an denen wir uns labten, so
hatten wir ein Abkommen geschlossen.
    Nero
war der Einzige in der Familie, der in der Lage war, Gedächtnisse zu löschen.
Er war also dazu verpflichtet, wann immer man ihn rief, diesen Job zu
übernehmen. Nicht einmal mir konnte er das abschlagen. Doch selbst da fand Nero
Mittel und Wege.
    „Verschwinde,
Mathurin. Ich kümmere mich um den Rest.“
    „Ich
hab gesagt, dass du ihr Gedächtnis löschen sollst!“ Er wollte sie. Ich sah es
in seinen Augen. Auch er konnte ihr nicht widerstehen.
    „Keine
Sorge. Das werde ich.“
    Ich stand
auf, einen Moment lang unschlüssig, dann drehte mich um und ging. Versuchte die
Trinkgeräusche zu ignorieren. Er würde sie aussaugen bis zum letzten Tropfen,
doch ich sagte nichts. Ich fuhr nach Hause. Es tut mir Leid, Olivia.
     
    Am nächsten Tag fand ich
mich vor einer kleinen Buchhandlung in Arlington wieder. Alles in mir sträubte
sich dagegen, aber ich hatte eingesehen, dass es so wohl am einfachsten so war.
Ich ging hinein. Hannah stand hinter der Kasse und grinste überheblich. „Ich
wusste, dass du wieder kommst.“
    Am
liebsten wäre ich gerade wieder umgedreht.
    „Aber
es dürfen keine zu teuren Bücher sein. Ich hab nicht viel Geld.“
    Sie
nickte. „Auch gut.“
    „Und
nichts über Fußpilz und dergleichen, sonst kannst du’s gleich vergessen.“ Sie
nickte erneut. Ich atmete tief durch. Worauf hatte ich mich da eingelassen?

Kapitel 8
Eine neue Bekanntschaft
     
    „Aber bevor wir das
durchziehen, muss ich noch jemanden um Erlaubnis fragen.“
    Ich
runzelte die Stirn. „Hast du einen… überfürsorglichen Vater?“
    „Nein.
Ich meine Jeremy.“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Ihre
Hello-Kitty-Armbanduhr. „Er müsste jeden Moment vorbeikommen.“ Wer zum Teufel
ist Jeremy?
    Doch
stattdessen sagte ich: „Hübsche Uhr.“ Ich musste mich arg zusammenreißen, nicht
lauthals loszulachen. Wie alt war die Nervensäge? Sechzehn, siebzehn ungefähr.
Hannah hielt ihre Hand über die Uhr, als wolle sie
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