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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte
Autoren: Jason Dark
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Anschließend suchte er in den tiefen Taschen der über dem Stuhl hängenden Jacke nach den Zigaretten und fand noch ein fast volles Päckchen der Filterlosen. Mit der Zigarette zwischen den Lippen ließ er sich auf das Bett fallen, den Standascher in Reichweite.
    Eingeschlafen mit der brennenden Zigarette im Mund war er noch nie. Er rauchte, starrte zur Decke und dachte daran, daß er sich gern geduscht hätte.
    Um diese Zeit war das Wasser, das sowieso nie richtig heiß wurde, noch kälter, und deshalb verzichtete er auch darauf. Nicht mal die Schuhe hatte er ausgezogen, als er die Beine hochnahm und sie auf die Decke legte.
    Die Zigarette verqualmte zwischen seinen Lippen. Er nahm noch zwei Züge und drückte sie dann aus.
    In dieser Nacht wollte er das Licht brennen lassen, auch wenn es ihm nicht viel half, denn all seine Masken und Andenken, die auf den Regalbrettern standen, verschwammen zu bösartigen Figuren und unheimlichen Gestalten.
    Die Augen fielen ihm zu.
    Das hatte Cresson schon immer gekonnt. In beinahe jeder Lage einzuschlafen. Er träumte nicht mal. Auguste Cresson sackte einfach weg…
    ***
    Aber er wachte auch auf und lag plötzlich mit geschärften Sinnen da.
    Etwas hatte ihn gestört. Er konnte es nicht genau sagen, aber das Geräusch mußte seinem Unterbewußtsein bekannt gewesen sein, denn er kannte es aus seiner afrikanischen Zeit. Da hatte er oft im Freien geschlafen, und die Laute der nächtlichen Natur waren ihm vertraut gewesen. Eine absolute Ruhe hatte es nie gegeben, da waren einfach zu viele Laute zusammengekommen.
    Hier war es ruhig.
    Bis auf das Zischen!
    Wach, sogar hellwach, lag er auf dem Rücken und lauschte, ob sich dieser Laut wiederholte. Es vergingen Sekunden. Dann war es wieder da.
    Zuerst hatte Cresson ja an eine undichte Stelle in der Gasleitung gedacht. Das verwarf er wieder, denn das Ausströmen von Gas hätte ein kontinuierliches Geräusch hinterlassen und wäre auch nicht unter dem alten Metallbett hervorgekommen.
    Was konnte da zischen?
    Es gab einige Schlangen – in Afrika hatte er sie oft genug gehört und auch gesehen.
    Plötzlich wußte er, daß unter seinem Bett eine Schlange lag.
    Cresson wollte sich aufrichten. Nicht zu schnell, sondern einem bestimmten Ritual folgend. Er hob zunächst den Kopf ein wenig an und blickte zu seinen Füßen hin.
    Was da zischte, war wirklich eine Schlange, deren dunkler Körper plötzlich sehr schnell wurde.
    Cresson glaubte in diesem Moment, in einem Kühlhaus zu liegen und allmählich einzufrieren. Die Schlange war keine Einbildung. Es gab sie, und sie näherte sich mit geschmeidigen Bewegungen seinem Bauch, wobei sie das rechte Bein nicht verließ.
    Der Mann blieb liegen. Er wagte nicht mal, mit der Wimper zu zucken. Zu welcher Art die Schlange gehörte, wußte er nicht. Er ging aber davon aus, daß sie giftig war. Ein Biß, und er war verloren.
    Beide Arme lagen so dicht an seinen Körper gepreßt, daß sie ihn berührten. Cresson bewegte nur seine Augen und war froh, dies getan zu haben, denn so sah er die zweite Schlange, die sich auf sein Bett schob, und zwar von der linken Seite her.
    Der ehemalige Henker war zu einem Toten geworden. Was der Schwarze Erdteil nicht geschafft hatte, das würde möglicherweise sein Erbe packen, und immer stärker zog sich die Haut auf seinem Rücken zusammen. Er lag wie in der Leichenkammer, während die beiden Schlangen jetzt gemeinsam über seinen Körper krochen und er ihre Bewegungen auch durch den Stoff seiner Kleidung spürte.
    Sie suchten die Wärme, sie würden auch sein Gesicht suchen, oder seine Hände, oder…
    Nein, ihr Ziel war die Brust.
    Die von der rechten Seite heranringelnde Schlange hatte sie als erste erreicht und rollte sich dort zusammen, als läge sie nicht auf einem Körper, sondern in einem warmen Nest.
    Schlange Nummer zwei glitt noch über seinen Arm hinweg, drückte sich aber zur Seite und schlängelte seiner Brust entgegen, wo sie auch liegenblieb.
    Jetzt lagen beide zusammen, und Cresson, der verzweifelt nach einem Ausweg suchte, lag unter ihnen.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als ruhig zu bleiben und zur Decke zu starren, die für ihn zu einem künstlichen und starren Himmel geworden war.
    Starr?
    Auguste Cresson hatte plötzlich das Gefühl, von einer heißen Nadel durchbohrt zu werden, denn an der Decke in seinem Zimmer bewegte sich etwas!
    Der Mann hatte in der letzten Zeit schon zuviel erlebt, um an eine Täuschung zu glauben. Er war in den Bannstrahl
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